In der Städtischen Sparkasse Ulrich Wagner zeigt seine Installation während der Luminale

Ulrich Wagner in seinem Lichtraum. Im Hintergrund sind die Umrisse der Offenbacher Synagoge zu sehen. Ein Thema des Künstlers liegt in derAmbivalenz der Dinge. Foto: Mangold

Offenbach (man) – Wer zur Zeit den „Lichtraum“ in der Hauptzentrale der Sparkasse an der Berliner Straße betritt, braucht ein gewisses Grundvertrauen in das Geldinstitut. Denn beim Betreten der Filiale wirkt es, als ob man ins Bodenlose stürzen würde. Nur Kinder können den Raum betreten, ohne sich am Eingang zumindest leicht bücken zu müssen.

Anlass für die Kunst im Geldhaus ist die Luminale. Der aus Köln stammende Ulrich Wagner nimmt in seiner Installation „Schwarzlicht. Leben und Tod“ die Synagoge an der Goethestraße als Grundmuster. Im heutigen Capitol feierten die Offenbacher Juden vor 100 Jahren zum ersten Mal Gottesdienst. Das Projekt initiierte Stefan Soltek, der Leiter des Klingspor-Museums.

Ihm kam es ganz bewusst darauf an, erklärt er, den Lichtraum in keinem Museum aufzustellen, sondern an einem Ort, wo er eigentlich nicht hingehöre: „Mitten im alltäglichen Leben.“ Denn Alfred Jacoby, Architekt und Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Offenbach, hatte vermutet, die Wahl der Lokalität hänge mit einem Sponsoring der Sparkassezusammen. Das verneint Soltek.

Nie wieder nach Deutschland - nur zur Beerdigung

Die Verantwortlichen stellten nur den Raum zur Verfügung. Und Ulrich Wagner ergänzt, Banken seien ohnehin immer auch Umschlagplatz für neue Ideen gewesen. Des Künstlers Kerninteresse gilt der Ambivalenz. Eine strikte Trennung zwischen dem Schönen und Hässlichen sei ein Hirngespinst. Im Lichtraum bildet er die Umrisse der Offenbacher Synagoge mit rot auf schwarz ab, darunter liegt der Grundriss des Konzentrationslagers Buchenwald. Kein Zufall. Dorthin verschleppten die Nationalsozialisten nach dem November-Pogrom von 1938 auch den Offenbacher Rechtsanwalt Siegfried Guggenheim, einen prominenten Förderer der Künste in der Stadt.

Guggenheim kam ein paar Wochen später wieder raus und emigrierte in die USA. Dort entwickelte der Mann seine ganz persönliche Ambivalenz. Auf der einen Seite wollte Guggenheim zu Lebzeiten nie wieder nach Deutschland, auf der anderen verfügte er, in Offenbach beerdigt zu werden.

Auch Architektur trage grundsätzlich ein moralisches „sowohl, als auch“ in sich, bemerkt Ulrich Wagner und belegt den Gedanken anhand der Messehallen von Köln-Deutz, die zum Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald mutierten.

Und Alfred Jacoby erwähnt, nähme man nur den Grundriss des Hauptlagers bei Weimar und wüsste von nichts, „dann könnte es sich auch um eine mittelalterliche Stadt handeln“. Das ganze sei generell mehr, als die Summe seiner Einzelteile, zitiert der Architekt Aristoteles.

Ulrich Wagners Installation „Schwarzlicht. Leben und Tod“ ist noch bis zum 22. April zu sehen, jeweils montags und donnerstags von 9 bis 18 Uhr, dienstags und mittwochs zwischen 9 und 16 Uhr, freitags von 9 bis 14 Uhr im geräumigen Gebäude der Sparkasse an der Berliner Straße 46.