Taschenausstellung im Ledermuseum stößt großes Interesse/Fortsetzung auf Seite 2 Viel mehr als ein Statussymbol

Auch edle Herrentaschen aus dem Hause Aigner aus München sind im Ledermuseum zu sehen. Foto: m,, an

Offenbach (man) – Die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher trug wie manche historische Monarchen einen Beinamen: die Eiserne Lady. Die einen bewunderten die Tories-Politikerin als kompromisslose Wegbereiterin eines modernen Groß-Britanniens, andere sahen in Thatcher eine empathielose Hardlinerin, in deren Weltbild ein Mensch unterhalb von 100.000 Pfund Jahreseinkommen wenig Rechte haben sollte.

Wer sich an die Britin erinnert, sieht vor seinem inneren Auge ein ganz bestimmtes Accessoire: „Auf der einen Seite knallharte Politikerin, auf der anderen die Handtasche, das typische Frauenattribut“, erinnert Dr. Inez Florschütz an die Frau. Die Leiterin des Ledermuseums eröffnete die Ausstellung „Im Fokus: Taschen. Funktional-Schmückend-Modisch“.

So ziemlich alles, was der Mensch benutzt, beschränkt sich nicht auf die Funktion. Ein Auto ist genauso wenig lediglich ein Mittel, um von A nach B zu gelangen, wie sich die Damenhandtasche auf ihren Zweck als mobiles Behältnis für Schlüssel, Portemonnaie und weiß der Kuckuck was beschränkt.

Dr. Felix Schwenke, nicht nur Oberbürgermeister von Offenbach, sondern auch Senatsvorsitzender des Ledermuseums, berichtet von seiner Lektüre im Internet, durch die er erfuhr, „dass Hillary Clinton eine Handtasche Made in Offenbach gehört“. Schwenke meint die von HfG-Studenten gegründete Firma Tsatsas. Der OB erfuhr aus derselben Quelle, der ehemalige englische Fußballspieler David Beckham plane ebenfalls, sich demnächst mit einem Tsatsas-Modell für den Herrn außerhäuslich zu bewegen.

Die Handtasche ist nicht nur ein Statussymbol, sie lässt sich auch zur nonverbalen Kommunikation einsetzen, was Inez Florschütz am Beispiel der Queen belegt. Wenn sich ihre Majestät in einer Konversation pudelwohl fühlt, hält sie die Handtasche anders, als wenn sie das Gespräch eigentlich beenden will, ihr Gegenüber die Zeichen aber nicht wahrnimmt. Wechselt die Handtasche die Position, erscheint ein Referent, der etwas im Sinne von „Frau Königin, die Kutsche steht bereit“ mitteilt, worauf Elisabeth das Ende des Gesprächs mit dem Hinweis auf das nächste Date bedauern kann.

Zwar laufen nur wenige Frauen ohne und nur wenige Männer mit einer Handtasche über die Straße, „zuerst waren es aber die Männer, die Taschen in der Art von Beutel-, Gürtel- oder Gewandtaschen trugen“, führt Florschütz aus. Die Kleidung im Mittelalter kannte noch keine Möglichkeit, den Geldbeutel einzustecken.

Unter den vielen Besuchern tummelte sich zur Eröffnung lokale Prominenz. Neben der ehemaligen Bürgermeisterin Birgit Simon erscheint etwa Dr. Gabriele Botte, die Chefin der Volkshochschule. Auch Dimitrios Tsatsas bleibt nicht fern. Der Designer entwirft mit seiner Frau Esther Schulze-Tsatsas die besagten Taschen, die auch Berühmtheiten schätzen. Ein Tsatsas-Modell steht ebenfalls in einer Vitrine.

Der Handgelenktasche für den Herrn verhalf Hape Kerkeling mit seiner Rolle als Horst Schlämmer zu einer Renaissance. En vogue war die Tasche zu Beginn der 70er Jahre. Die Kosten für ein Exemplar aus dem Hause Aigner in München aus dieser Zeit hätte das Budget eines Horst Schlämmer vermutlich gesprengt.

Als bekanntestes Handtaschen-Label dürfte Cucci gelten, ein ähnliches Synonym für einen bestimmten Stil von Luxus wie Ferrari bei den Automobilen. Die Schultertasche ist ein Exemplar, das die untergegangene Weltfirma Goldpfeil dem Ledermuseum 1990 schenkte.

Die kleinen Beuteltaschen aus Seidengewirk von 1964 finden die größte Aufmerksamkeit. Sie erinnern an Teebeutel. Verstauen lässt sich darin nichts. Sie dienten als reines Beiwerk, fein abgestimmt aufs Textil.

Die Ausstellung „Im Fokus: Taschen. Funktional-Schmückend-Modisch“ ist noch bis zum 3. Februar 2019 im Ledermuseum in der Frankfurter Straße 86 zu sehen.