Gewitter und strenge Auflagen machten Offenbacher 03 zu schaffen/ Besucher feierten auch im Regen Waldfest trotz Widrigkeiten

Sie nahmen wegen des Regens einen Tag lang keine Gage: „Peter, Frank & Hugo“ sorgten trotz Regen für Stimmung. Fotos: Mangold

Offenbach (man) – Erst am letzten Tag, am Sonntag, machte dem Offenbacher 03 e.V. bei seinem traditionellen Waldfest in Tempelsee auf dem Bolzplatz am Ende des Elsaweg das Wetter keinen Strich durch die Rechnung. Donnerstag und Samstag sah das allerdings anders aus.

„Die Presse hätte ruhig früher kommen können“, beschwert sich am ersten Festtag abends scherzhaft ein Mann. Im Regen habe er hinreißend und beschirmt getanzt, „davon hätte es ein Foto geben müssen“. Obwohl es den Mittag über immer mal wieder gegossen hat, sind die meisten Bänke und Tische besetzt. „Unser Fest gibt es seit 51 Jahren“, sagt Vorsitzende Ilse Hamann, „die Leute halten uns die Treue“.

Einen weiteren Grund, warum es so gut läuft, vermutet Hamann im Auftritt von „Peter, Frank & Hugo“. Das Trio spielt Oldies und Schlager so stilecht, dass Gäste auf dem Weg zum Bolzplatz vermuten, die Töne kämen von einer CD. Die Band hatte sich bereit erklärt, früher anzufangen als geplant, falls man wegen Gewitter abbrechen müsse.

Die Vereinschefin war jedoch mit gewissen Abläufen vor dem Fest nicht restlos zufrieden. In Sonntagsreden von Politikern höre sie immer wieder, wie relevant das Ehrenamt für die Gesellschaft sei. Hamann berichtet, wie einen Tag zuvor neun Männer und drei Frauen den gesamten Aufbau erledigten, „wir alle waren den ganzen Tag auf Achse“. An den drei Festtagen seien dutzende Mitglieder vor Ort, manche den ganzen Tag, „mehr Ehrenamt geht kaum“. Vor sieben Wochen habe sie beim Ordnungsamt die Genehmigung des Festes beantragt. Erst einen Tag vorher sei die eingetroffen, „bis dahin sitzt du auf glühenden Kohlen“.

Mittlerweile seien die Auflagen derart hochgeschraubt, dass sich so ein Fest kaum noch realisieren lasse. So müsse jeder Helfer, der sich dem Essensstand quasi nur kurz nähere, einen Beleg vom Gesundheitsamt vorlegen: „Das erfährst du aber auch erst einen Tag vorher“. Leichter ließ sich hingegen der Hinweis stemmen, sich bei der Berufsfeuerwehr melden zu müssen. „Da von Ihrer Veranstaltung eine erhöhte Brand- und Waldbrandgefahr ausgeht“, steht in dem Schriftsatz, den Hamann zeigt. Sie habe sofort bei der Feuerwehr angerufen, sagt sie. Am anderen Ende der Leitung habe man jedoch verdutzt reagiert, „feiern sie einfach drauf los“.

Hamann erzählt noch von einem weiteren Grund, warum sie in ihren sechs Jahren als Vorsitzende schon beschaulichere Momente erlebt hat. Vor ein paar Jahren hatten die Offenbacher 03er noch das große Glück gehabt, in der Heinrich-Krumm-Straße 20 in Bieber ein neues Domizil zu finden. Im letzten November kaufte jedoch ein Immobilieninvestor das Haus. Ein solcher Vorgang bedeutet für Renditen meist viel Gutes, bringt für betroffene Bürger jedoch in der Regel viel Ungemach.

Bisher habe der Verein vom neuen Eigentümer lediglich eine Anfrage bekommen, ob eine bestimmte Schutzwand an einer bestimmten Stelle stünde. Hamann fürchtet jedoch, dass in der nächsten Zeit auch hier das ökonomische Prinzip greife, „aufwerten und dann teurer weiter verkaufen“. Solange man aber nichts Genaues wisse, „muss ich mich auch nicht aufregen“. Unabhängig von allem steht für Hamann fest: „Ich werde nach sieben Jahren im Amt bei der nächsten Vorstandswahl das Zepter weiter reichen.“

Hamann spricht dann noch über die geplante „Frankie´s Karaoke Show“ für den Festtag am Samstag, den Sonntagsauftritt des Alleinunterhalters BIG T. und die Pokalspende von Schirmherr Jürgen Lubrich für den einen von 20 angeschriebenen Offenbacher Vereinen, der mit den meisten Mitgliedern Präsenz zeigt.

Was dann passiert, wirkt erst einmal harmlos. Ein paar hüpfen im Regen vor der Bühne, manche mit Schirm. Es prasselt, als könne es nie mehr einen Waldbrand geben. Selbst unter den Zelten kann niemand mehr ganz trocken bleiben. Auf dem Platz steht das Wasser. Ilse Hamann rennt durch den Regen auf die Bühne und verkündet, „Leute, wir müssen das Fest für heute abbrechen“. Und dann kracht es, als hätte jemand Sprengstoff gezündet. Ein Feuerball blitzt durch die Luft: In den Metallzaun ist gerade der Blitz eingeschlagen.

Auch am Samstag ist dann wieder wegen Gewitter früh Schluss. An dem Tag spielen „Peter, Frank & Hugo“ zusammen mit „Frankie´s Karaoke Show“. Weil die früh abbrechen müssen, schenken sie dem Verein ihre Gage. Am Sonntag geht dann alles gut aus.

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