Die Volkshochschule Offenbach besteht seit 100 Jahren/ Festakt in der Alten Schlosserei Die Welt verstehen lernen

Auch Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz (links) gratulierte zum Jubiläum, Harry Keaton unterhielt das Publikum mit Zauberkunststücken. Foto: Stadt/Valentin Popa

Offenbach (red) – „Sie werden Bauklötze staunen“, versprach Moderator Dr. Harry Keaton und zauberte kurzerhand eine Bowlingkugel aus dem Schreibblock hervor. Das war beeindruckend, ist aber bei Weitem nicht alles, was in der Volkshochschule Offenbach steckt. Denn da gibt es noch mehr, Bildung natürlich, Reisen, Teilhabe, Ausprobieren, Kennenlernen. Immerhin ist die Volkshochschule Offenbach eine zentrale Anlaufstelle für alle Menschen, die sich bewegen möchten. Sei es, dass sie sich schon immer einmal kreativ austoben oder ihrem Körper etwas Gutes tun wollen, gemeinsam mit Gleichgesinnten neue Rezepte ausprobieren, neue Sprachen lernen oder eine zweite Bildungschance erhalten wollen: In der Berliner Straße 77 finden alle Beratung und das passende Angebot, ob in einem der vielzähligen Kurse oder auch im Selbstlernzentrum. Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz sagte: „Hessens Volkshochschulen sind verlässliche Partner, die mit ihren umfangreichen Fort- und Weiterbildungsangeboten an die schulische und universitäre Ausbildung anknüpfen und zum lebenslangen Lernen beitragen.“

Dass es dieses Angebot in Offenbach seit 100 Jahren gibt, feierten Mitarbeiter, Kursteilnehmer und Kursleiter der Volkshochschule Offenbach gemeinsam mit Vertretern der Politik und des Volkshochschulverbandes sowie geladenen Gästen nun in der Alten Schlosserei auf dem Gelände der EVO.

Tuba Inal ist nur eine von vielen kleinen und großen Erfolgsgeschichten, von denen im Laufe des Abends berichtet wurde. Sie kam 2001 mit ihren drei Kindern aus Afghanistan nach Deutschland. 2008 konnte sie in ihrem ersten Deutschkurs nur ihren Namen und hat zwischenzeitlich an der vhs den Hauptschulabschluss erworben, eine Ausbildung zur Krankenpflegehelferin absolviert und steht nun am Anfang ihrer Ausbildung zur Krankenschwester.

Einem Reitunfall hat Claudia Homberg ihre Dozententätigkeit zu verdanken, denn während ihrer Rekonvaleszenz entdeckte sie Yoga für sich und arbeitet heute als Entspannungs- und Motivationscoach bei der vhs. Oder Achim Kreutz, der von Geburt an gehörlos, andere in der Gebärdensprache unterweist und jetzt mit seiner Dolmetscherin Andrea Lange dem Moderator und Magier Harry Keaton Rede und Antwort stand. Dabei erfuhren die Gäste unter anderem, dass es in jedem Land zwar eine eigene Gebärdensprache gibt, sich die Gehörlosen aber trotzdem verstehen und dass es aktuell vier verschiedene Gebärden für Kanzlerin Angela Merkel gibt.

schon sieben Monate nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und noch vor Inkrafttreten der Weimarer Verfassung wurde als Nachfolgeorganisation des 1848 gegründeten Arbeiterbildungsvereins die Volkshochschule Offenbach. Zu den Gründervätern gehörten außerdem der Verein für Volksbildung und Jugendbühnenpflege sowie eine Vorbereitungskommission aus Gewerkschaftern, Fabrikanten, Freiberuflern, Lehrern und bürgerliche Frauen.

Nach den Entbehrungen des Kriegs wuchs das Bedürfnis der Bürger nach Unterricht und Bildung, es gab Vorträge in Philosophie, Kunstgeschichte und Naturwissenschaften und ein stetig wachsendes Kursangebot. Von den Nationalsozialisten 1933 gleichgeschaltet, standen nach Ende des Zweiten Weltkriegs ab November 1945 Kursangebote zur demokratischen Bildung auf dem Programm. Seit dem Jahr 2000 hat die vhs Offenbach ihren Sitz in der Berliner Straße 77, zum Geburtstag bekam sie ein um zusätzliche Flächen erweitertes frisch renoviertes Gebäude, in dem zeitgemäßer Unterricht für alle Generationen, Sprachen, Nationen und Kulturen stattfindet.

„Demokratie muss man lernen, da hat Volkshochschule ganz erhebliche Kompetenz. Es ist wichtig, in diesen Zeiten Haltung zu zeigen“, sagte Martin Rabanus, Vorsitzender des Deutschen Volkshochschul-Verbandes.

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