Victor kommt aus der Dominikanischen Republik Weltwärtsfreiwilliger arbeitet in Werkstätten Hainbachtal

Gemeinsam mit seinen Kolleginnen Jennifer Stajohann und Gülay Polart (von links) kümmerte sich Victor Santos um neun Erwachsene mit Beeinträchtigungen. Foto: an

Offenbach (ans) – Der behinderte Oliver öffnet bereits zum dritten Mal die Tür und schaut sich um. Auch dieses Mal steht Victor Santos gelassen von seinem Platz auf und schließt die Tür erneut. Denn auch, wenn der 27-Jährige aus der Dominikanischen Republik weit entfernt von allem Vertrauten ist, scheinen die Werkstätten Hainbachtal sicheres Terrain für ihn zu sein.

„Für mich war es zu keinem Zeitpunkt befremdlich mit behinderten Menschen zu arbeiten“, sagt Santos, der als Freiwilliger in der Tagesförderungsstätte der Behinderteneinrichtung eingesetzt ist. Der Mann mit der gelassenen Ausstrahlung sieht es als selbstverständlich an, seinen Mitmenschen zu helfen. So führt er bei einem der Erwachsenen auch einmal den Löffel zum Mund, wenn es nötig ist. An Freitagen hingegen kocht er gemeinsam mit den Mitgliedern seiner Gruppe. „Sie schneiden zum Beispiel das Gemüse“, sagt der gelernte Landmaschinenmechaniker. Er unternimmt jedoch auch sonst viel mit den insgesamt neun Erwachsenen.

„Wir malen zum Beispiel zusammen oder schauen einen Film“, sagt der Freiwillige. Auf die Ideen sich bei einer Organisation im Ausland zu bewerben, haben ihn vier junge Deutsche gebracht. Sie engagierten sich, wie Victor heute, bei dem Freiwilligenprogramm Weltwärts. Und genau das ist die Idee hinter dem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit finanzierten Programm. Junge Erwachsene aus Süden und Norden sollen im jeweils anderen Teil der Erde ihre Erfahrungen einbringen. Bei der Organisation des Freiwilligen Sozialen Jahres hat Santos Hilfe von dem Verein Ecoselva bekommen.

Mit der Beteiligung am Weltwärtsprogramm wollen die Vereinsmitglieder Partnerorganisationen helfen, ihre Ziele zu erreichen. Bevor Santos jedoch zur Unterstützung der Werkstätten nach Deutschland reiste, lernte er etwas über das Land. „Gemeinsam mit den anderen Weltwärtsfreiwilligen habe ich etwas über die deutsche Kultur und Politik erfahren“, erzählt Victor. Außerdem habe er in einem Kurs Deutsch gelernt.

Der Dominikaner fühlte sich nach seiner Ankunft in Deutschland trotz aller Vorbereitung unsicher. „Die Menschen hier sind sehr distanziert, wenn man sie nicht kennt“, sagt Santos. Das habe, ihm die Kommunikation zu Beginn seines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) schwierig gemacht. Er sei es schließlich aus der Dominikanischen Republik gewohnt, das Fremde aufeinander zu gehen. Kenne man die Menschen in Deutschland besser, seien sie sehr herzlich. So hat Santos in Offenbachs Nachbarkommune Mühlheim, in der er mit seinem Gastvater lebt, einige Kontakte geknüpft. „Ich habe sehr viel Spaß mit den Menschen dort“, sagt der Freiwillige und strahlt. Die Mühlheimer hätten ihn sehr gut aufgenommen. Santos ist jedoch nicht allein dafür dankbar, auch das Engagement seines Gastvaters, weiß er sehr zu schätzen. „Er fragt mich immer wieder, was ich machen und mir ansehen will“, so der FSJler.

Die Zeit, in der Santos neue Eindrücke in Offenbach und Mühlheim sammelt, ist bald zu Ende. Doch mit ein wenig Glück kann der Dominikaner seinen Aufenthalt in Deutschland verlängern. „Ich warte momentan auf die Erlaubnis, damit ich in Gütersloh bei einer Firma für Landmaschinenmechanik arbeiten kann“, sagt er.