Initiative will den Offenbacher Hugenottenplatz beleben / Stete Brise könnte für Energiegewinnung genutzt werden Windgarten zwischen den Hochhäusern

Janina Albrecht vom Stadtbiotop hat Ideen, wie sich der triste Platz aufhübschen ließe. Fotos: Mangold

Offenbach (man) – Keine Frage – wo sich der Wilhelmsplatz befindet, kann einem fast jeder Offenbacher sagen. Dort verabreden sich die Leute am Streichholzkarlchen oder gleich in einem der Lokale im Karree der Altbauhäuser. Wer hingegen wissen will, wie er in Offenbach zum Hugenottenplatz findet, erntet sicher ein Kopfschütteln mit den Worten: „Habe ich noch nie gehört.“

Verständlich. Mit einem klassischen Platz hat der Korridor zwischen Marktplatz und Herrnstraße nichts gemein. Über der Tiefgarage des City Towers herrscht Tristesse. Niemand wüsste, ob er sich in Gelsenkirchen, Wolfsburg oder eben Offenbach befindet. Der Hugenottenplatz dient lediglich als breite Angriffsfläche für die Feuerwehr, für die es keinen Namen bräuchte.

Hier stellten sich am Freitag die aus diversen Gruppen stammenden Teilnehmer eines Projekts vor, das sich „Windgarten Hugenotte“ nennt. Der Name rührt von der fast permanenten Brise zwischen den Hochhäusern, die Georg Klein vom „Commons Café“ im Offenbacher Computermuseum „Digital Retro Park“ nutzen will. Mit Projektkollegen hat Klein aus den alten Reproblechen einer saarländischen Druckerei eine vertikale Windturbine gebaut – und bescheinigt dem Gerät „eine hohe Energieeffizienz“. Klein schlägt vor, damit Strom für das Aufladen von Handys, den Betrieb eines W-LAN-Routers oder für nächtliches Licht zu produzieren. Das ergibt aber nur Sinn, wenn sich auf dem Hugenottenplatz mehr Sitzgelegenheiten finden. Die sollen durch Stufen vor den großen, grauen Betonkübeln entstehen.

Deren Präsenz erklärt Janina Albrecht, die zu den Gründern der 2015 ins Leben gerufenen Initiative „Stadtbiotop“ gehört. Die an der Hochschule für Gestaltung beschäftigte Produktentwicklerin erklärt, bei den Gewächsen in den Bottichen handele es sich um Weidenblättrige Birnen, „die sehen auch grau aus“. Strapazierfähige Bäume seien das, mit geringem Wasserbedarf. Albrecht plant im Verbund mit Julian Heckel von der Gruppe „Essbare Stadt Offenbach“, die Sitzlandschaft mit einem Terrassengarten auszustatten, „wir müssen uns noch genau überlegen, was wegen der widrigen Wind- und Lichtverhältnisse dort wachsen kann“. Erdbeeren sprießen hier wegen der anzunehmenden Trockenheit eher nicht. Blühpflanzen, die auch in kargen Felsgebieten wachsen, dürften hier ebenso wenig Probleme haben „wie wilder Thymian oder auch Rucola“. Man wolle sich auch informieren, ob es so etwas wie eine spezielle Hugenotten-Küche gibt, um korrespondierende Kräuter zu sähen. Janina Albrecht verweist auf vergleichbare Projekte in Stuttgart, wo es gelungen sei, hässliche Ecken dauerhaft aufzuhübschen.

Umgestaltung soll 9.000 Euro kosten

Die Geschichte „Windgarten Hugenotte“ begleitet Tobias Kurtz vom Amt für Stadtplanung, der von der Teilförderung durch das Landesprogramm „Ab in die Mitte! Die Innenstadt-Offensive Hessen“ erzählt, für die sich die Offenbacher erfolgreich beworben hatten. Ein kleiner Betrag der kalkulierten Kosten in Höhe von 9.000 Euro fehle noch, erklärt Georg Klein.

Kurtz betont, für die Stadt sei die Initiative ein interessantes Versuchsfeld, „es geht mal nicht um irgendwelche Umbauten. Was passiert, ist reversibel“. Im Anschluss analysieren Martin Weyrauch vom Computermuseum und der Meteorologe Klaus Bähnke von Deutschen Wetterdienst aus subjektiver und wissenschaftlicher Sicht die Windverhältnisse.

Passend zum Thema erzählt Janina Albrecht von einer Beobachtung. In einem Mülleimer am City Tower sammelten sich oft Schirme. Wer hier mit einem aufgespannten Wetterschutz ums Eck kommt, erlebt, wie eine Böe einen Regenschirm zerlegen kann.

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