Der Offenbacher Verein Erdwissen bot am Sonntag am Fuße des Schneckenbergs einen Kurs mit dem Titel „Feuer und Flamme in der Gusswerkstatt“ an. Die Archäologen Josef Engelmann und Sayuri De Zilva demonstrieren die Technik, mit der schon vor 4000 Jahren Metalle in Form gebracht wurden, wenn auch eher für Pfeilspitzen statt für Violinschlüssel. Schmuck produzierten man jedoch auch schon damals.
Über ein dutzend Interessierte hatten sich für den Kurs angemeldet. Die Prähistorie ist das Spezialgebiet der Frankfurter Archäologin De Zilva. Den nachhaltigen Umgang mit der Natur betrachtet sie als Vorbild für die Moderne, „auch wenn der Mensch damals natürlich nicht bewusst handelte“. Ihr geht es jedoch nicht darum, die Zeit zu verklären, als die Menschen oft an eitrigen Zähnen starben und 50 Jahre als stolzes Alter galten.
Platten müssen gleichmäßig ausgeschabt werden
Am Rand des Lagerfeuers standen die Kännchen schon bereit. Zinn schmilzt ab 231 Grad Celsius. Zum Vergleich: Um Eisen gießen zu können, braucht es 1536 Grad. Dessen Epoche begann 1200 vor Christus, im Anschluss an die Bronzezeit. Die beiden Archäologen zeigten, wie das Gießen von Zinn funktioniert und wie die Gips- und Tonplatten so glatt zu reiben sind, dass kein Licht mehr durchkommt, wenn man sie aufeinander legt. „Wer ein dreidimensionales Stück schaffen will, der muss beide Platten möglichst gleich ausschaben,“ erklärt Simone Roters, die Vorsitzende von Erdwissen.
Gemeinsam mit ihrem damals sechsjährigen Sohn absolvierte Roters von 2008 bis 2010 den sogenannten Heimkurs an der Wildnisschule von Axel Trapp im Main-Kinzig-Kreis. Er wird „Wurzeltrapp“ genannt, weil er Medizin aus Wurzeln herstellt und weiß, wie man fern der Zivilisation über die Runden kommt. Im Anschluss an diesen Heimkurs hatte Roters sich überlegt, dem Thema Wald und Natur in Offenbach mit der Gründung des Vereins Erdwissen eine feste Struktur zu geben. Mehrmals im Jahr organisiert der Verein Kurse.
Nach einer Stunde konnten die Teilnehmer das über dem Feuer in Kännchen verflüssigte Zinn in die Formen zu gießen. Auf der Visitenkarte von Sayuri De Zilva steht nicht nur Archäologin, sondern auch Archäometallurgin und Goldschmiedin. Sie weiß, wovon sie spricht, wenn sie sagt, „im Grunde genommen haben sich die handwerklichen Techniken seit der Urzeit nicht geändert“. Der Guss des Violinschlüssels jedenfalls gelang auch Neuling Luise wunderbar.