40 Jahre Stadt + 60 Jahre Gewerbeverein 100 Jahre Rödermark

Vier der Männer der ersten Stunde von Rödermark, die bei der ersten Sitzung der neuen Gemeinde Rödermark am 25. Januar 1977 dabei waren: (von links) Dietmar Zimmermann, Walter Tuscher, Rainer Gruhl und Alfons Maurer . Foto: Ziesecke

Rödermark (chz) – Wenn zwei Partner den Bund der Ehe eingehen, ist das immer ein Wagnis. Wenn es zwei Ortsteile wie Urberach und Ober-Roden noch dazu im Rahmen einer (von der Gebietsreform verfügten) Zwangsheirat sind, ist das mehr als gewagt. Nach nunmehr 40 Jahren und unendlich vielen meist humorvollen Vergleichen auf dieser Partnerebene gabs beim Bürgerempfang am vergangenen Sonntag einen fast einhelligen Tenor: wir hatten eh keine andere Wahl, also haben wir’s als Chance genutzt!

Das sah nicht nur Bürgermeister Roland Kern so, der, begleitet von vielen Bildern, Dokumenten und Erinnerungen, die Geschichte der Stadt kurz aufleben ließ, sondern dem schloss sich auch Manfred Rädlein an, der Vorsitzende des Gewerbevereins Rödermark. Er blickte gleichzeitig auf 60 Jahr erst Urberacher, später auch Ober-Röder und seit 1978 auch unter einem Dach firmierenden Gewerbeverein zurück. Ohne große Festredner von außen, dafür mit vielen kleinen Episoden von innen gestalteten Stadt und Gewerbeverein für ihre Bürger einen vergnüglichen Empfang für gemeinsam zu feiernde 100 Jahre.

Zwang zur Gebietsreform

Am 1. Januar 1977 war die Stadt Rödermark aus den Zwängen der Gebietsreform heraus geboren worden – Erinnerungen wurden wach an den Koordinierungsausschuss, der von Karl Martin Rebel und von Walter Faust geleitet worden war; auch der Bühne derKulturhalle standen stellvertretend mit Rainer Gruhl, Alfons Maurer, Walter Tuscher und Dietmar Zimmermann vier Teilnehmern an der allerersten Stadtverordnetensitzung, zu denen sich schließlich alle bisherigen und im Saal anwesenden Mandatsträger mischten.

Gewerbevereinsvorsitzender Manfred Rädlein zeichnete noch einmal die Historie des 1956 in Urberach ins Leben gerufenen Gewerbevereins nach; zugleich warb er für die Flüchtlinge, die derzeit hier eine neue Heimat und vor allem Arbeit suchen. „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie, denn wenn es ihr wohl geht, so geht es auch euch wohl!“ Mit diesem Vers aus den Texten des Propheten Jeremia traf Pfarrerin Sonja Mattes die Wünsche über dem Bürgerempfang der Stadt und des Gewerbevereins auf den Punkt.

Vereine und Schulen loben Stadt

Für die Bürger und ihre Vereine erinnerte Dieter Hüllmandel als Vorsitzender des Vereinsrings an die starke Bürgerbeteiligung in derzeit rund 120 Vereinen mit knapp 17.000 Mitgliedern. Für die Bildungseinrichtungen lobte die Rektorin der Nell-Breuning-Schule, Christine Döbert, die enge und gute Verflechtung mit den Gremien dieser Stadt, während Thomas H. Günther als Sprecher des Unternehmerforums UF die räumliche Distanziertheit, aber innere Nähe der beiden „Eheleute“ Urberach und Ober-Roden humorvoll unter einem wirtschaftsgeprägten Blickwinkel betrachtete. Und auch Landrat Oliver Quilling bescheinigte den Rödermärkern, dass es nach der Gebietsreform sicher nicht leicht war, nach der „Zwangsehe“ und der Loslösung vom Kreis Dieburg hin zum Kreis Offenbach ihre neue Identität zu finden: „Ich kann euch aber zurufen: wir haben euch in 40 Jahren echt lieb gewonnen!“

Wie gut zusammenwächst, was auch zusammenlebt, zeigte Bürgermeister Roland Kern mit den Versuchsopfern Jörg Rotter aus Ober-Roden und Sven Sulzmann aus Urberach: bei einer Blindverkostung von Ober-Röder und von Urberacher Sekt konnten sie keine geschmacklichen Unterschiede feststellen. „Schmeckt alles wunderbar, alles Rödermärker Sorten, alles gleich!“

Erste Hochzeit und Orwisch Finest

Überraschungsgäste waren Heike und Reiner Pyka, die vor genau 40 Jahren als erstes Paar in Rödermark ökumenisch getraut wurden. Überraschungen gab's auch von musikalischer Seite – weniger mit dem Musikverein 06 Urberach und der Europa-Songgruppe der NBS als vielmehr mit dem für diesen Tag wieder vereinten Rapduo Christian Groh und Dennis Leistikow, früher bekannt als „Orwisch Finest“, und ihrem „Rödermark-Lied“, das die Gäste in Bewegung brachte. Noch schwungvoller leiteten „Bros of Drums“ Lukas Reiß und Sandro Inguanta mit ihrer hinreißenden Trommelshow zu den bereitstehenden Suppentöpfen über. 40 Jahre Rödermark, 60Jahre Gewerbeverein –hoffentlich geht es mit ihnen so bunt wie das gelungene Programm dieses fröhlichen Bürgerempfangs weiter.