Die Initiative zur Ausstellung hatte der Urberacher Klaus-Joachim Rink – Enkel des von den Nazis verfolgten Gewerkschafters Aloys Georg Rink – gegeben, „um dem Populismus vorzubeugen“. Er ist Mitglied der Darmstädter Geschichtswerkstatt.
NBS-Rektorin Christine Döbert erinnerte bei der Eröffnung daran, dass solche Informationen Zeichen der Erinnerung für die Älteren sind, aber für Jugendliche oft völlig abstrakt. „Deshalb versuchen wir in der Schule Erinnerungen konkret zu gestalten“, etwa über Fahrten nach Auschwitz, um jene Zeit für die kommende Generation wach zu halten. Das sei gerade heutzutage, wo wieder Ressentiments gegen das Erinnern laut werden, wichtig, um die Wachsamkeit zu stärken. Den Geschichtskursen sowie ihren Kollegen werde sie empfehlen, die Ausstellung zu besuchen.
Bürgermeister Roland Kern erinnerte an die Erinnerungskultur, die in Rödermark mit der Gedenkstätte etwa und den Stolpersteinen gepfegt und mit dieser Ausstellung fortgesetzt werden. Spätestens seit gewählte Parteivorsitzende wieder von ganz öffentlich von einer „dämlichen Bewältigungskultur“ sprechen, sei das Reden und Weitergeben wieder zur Bürgerpflicht geworden.
Gedenken ist Bürgerpflicht
Begleitet von seiner Frau, berichtete Christoph Jetter von der Geschichtswerkstatt Darmstadt e.V. über Fakten, von der regionalen Lage der Werkstätten, in denen Plagge in Litauen arbeitete, bis hin zu den Einfallsrouten der deutschen Wehrmacht nach Russland und den Zahlen ermordeter Juden – in Litauen allein finden sich 220 historisch bekannte Stellen für Massenmord. Noch emotionaler wurde es, als Konrad Hesse – ein Patenkind von Karl Plagge – von seinen Erinnerungen an ihn berichtete, der seit seiner Taufe 1938 bei Hesse zuhause ein- und ausging.
Plagge hatte sich entgegen den Eltern für eine humanistische Erziehung Hesses ausgesprochen: Es ist wichtig alles zu lernen, was man über einen Menschen wissen muss. Diese zutiefst humanitäre Haltung Plagges hatte Hesse allerdings auch einmal zwei Ohrfeigen eingebracht, als er seinen Hund auf ein Mädchen gehetzt hatte, das ihm Unrecht getan hatte: „Du musst dir merken: auf Schwächere wie auf Frauen darfst du niemals deine Macht ausüben!“