Kalender 2020 des HGV liegt vor „Bewegte Zeiten“- Anfang der Motorisierung

Um 1927 Martin und Margarete Hain auf ihrem Motorrad. Das Foto stammt aus dem Kalender des HGV für 2020. Foto: p

Rödermark (red) – „Bewegte Zeiten“ – so lautet das diesjährige Motto des traditionellen Kalenders wie auch der Kerbausstellung des HGV.

Rodgau- und Dreieichbahn gingen bereits um 1900 bei uns in Betrieb. Auch an sie wird in der Ausstellung erinnert, ermöglichten sie doch erstmals den Menschen, nachhaltig „über den Tellerrand“ zu blicken und so zu einem Aufblühen unserer Dörfer beizutragen. Doch es dauerte noch 25-30 Jahre, bis Bus, Auto und Motorrad sich bei uns den unzählig vorhandenen Fahrrädern hinzugesellten. Um 1938 gab es dann schließlich in Ober-Roden und Urberach jeweils rund ein Dutzend Autos, dreimal so viele Motorräder, aber immerhin fünf Busbetriebe.

Ein Schwerpunkt jener Anfangsjahre: Die Busse. In einer Zeit, in welcher es keinen ÖPNV gab und die wenigsten ein eigenes Auto hatten, nahm man gerne die Angebote der ersten Personentransporter in Anspruch. Vielen ist über die Väter noch gut in Erinnerung, wie sie tagtäglich in die Opelwerke nach Rüsselsheim fuhren. Um 1930 nutzten geschäftstüchtige junge Männer wie Franz Kipferl, Martin Hain, Emil Lang oder auch Christian Neuhäusel die „Lücke“, die die Reichsbahn mit ihrem schwerfälligen Fahrplan hinterließ, bauten zunächst LKWs zum Personentransport um und stiegen so in das Geschäftsfeld ein. Schon bald verfügten alle jedoch über eine kleine Flotte an „modernen“ Bussen.

Eine deutliche Zäsur stellte der Zweite Weltkrieg dar. Fahrzeuge wurden beschlagnahmt, viele junge Männer der Familien wie auch Mitarbeiter mussten in den Krieg. Doch spätestens zu Beginn der 1950er Jahre nahm das Geschäft wieder richtig „an Fahrt auf“. Das Wirtschaftswunder dieser Zeit wiederspiegelte sich auch in der Reiselust der Menschen.

Ebenso bewegend sind die Motive der ersten Automobile und (meist kleinen) Motorräder. Stolz posiert der junge Johann II. Gotta Mitte der 1930er Jahre vor seinem „Schlitten“. Ein besonderes Motiv sind auch die VW-Käfer vor dem TN-Gelände. Blickt man heute genau in dieselbe Richtung, dann sieht man in Stoßzeiten hunderte von Autos auf dem Parkplatz des Märktezentrums. Martin „Häido“ Hain aus Urberach zeigt sich gemeinsam mit Frau Margarete ebenso auf dem Motorrad wie der Fotograf Michael Murmann („Bilder-Michel“) aus Ober-Roden.

Auch viele Motive mit Fahrrädern sind zu schade, um sie nicht zu zeigen. Einen Fachhandel für Fahrräder wie heute gab es in den frühen Jahren nicht. Aber: Überall, wo man Nähmaschinen erwerben konnte, gab es auch Fahrräder. Letztendlich begannen auch die Opelwerke mit Nähmaschinen, bevor sie über die Fahrräder zu den Automobilen kamen.

Der Historische Kalender wird wie immer in einer limitierten Auflage von 250 Stück aufgelegt. Er ist erstmals für 5,-€ pro Exemplar erhältlich beim Kerbauftakt in Urberach am Freitag, 30. August im Knapp’schen Hof („Herschwert“) sowie am Kerbsamstag/-sonntag jeweils von 15.00-17.00 Uhr an gleicher Stelle.

Die Ausstellung mit allen Motiven aus Ober-Roden und Urberach holen wir in diesem Jahr erstmals mitten auf die Kerb: Sie ist ab Freitagabend bis einschließlich Montag ebenfalls im Knapp’schen Hof (Scheune) aufgebaut und damit über die gesamte Kerbzeit - auch barrierefrei - zu besuchen, wann immer der Hof geöffnet ist. Das Töpfermuseum bleibt aus diesem Grunde geschlossen.

Kalender und Ausstellung gibt es danach wie immer erneut am Sonntag, 9. September („Tag des Offenen Denkmals“) im Dinjerhof in Ober-Roden sowie natürlich zur dortigen Kerb.