Kriminalstatistik 2022: Polizei kontrolliert Orte, die Bürgern Angst machen Corona vorbei: 30 Prozent mehr Straftaten

Die Polizei zeigt Flagge in Rödermark: Felix Sandner ist der Schutzmann vor Ort. Bild: Polizei

Rödermark – Die Kriminalitätskurve kannte seit 2016 nur eine Richtung: nach unten. In den beiden Corona-Jahren wurden der Polizei nur 786 beziehungsweise 800 Fälle, Delikte oder Verbrechen angezeigt. Im Rekordjahr 2016 waren’s 1.975. Eine Betrügerbande zockte ihre Opfer von Ober-Roden aus ab.

2022 zeigt die Kurve erstmals wieder nach oben. Die Zahl der Straftaten stieg um satte 30,25 Prozent auf 1.042 Fälle. „Die ruhigen Corona-Zeiten sind vorbei. Aber das muss uns keinen Schock geben“, sagte Erster Polizeihauptkommissar Andreas Bamberg, der Leiter der für Rödermark zuständigen Wache in Dietzenbach. Er erläuterte die Kriminalstatistik 2022 zusammen mit Felix Sandner, dem Schutzmann vor Ort. Sie hatten nach dem Ende der Pandemie nichts anderes erwartet.

Lapidar gesagt: Einbrecher und Räuber holten das nach, was sie zwei Jahre lang verpasst haben. Bei den entsprechenden Delikten meldet die Polizei die vorhersehbaren Steigerungen. Doch dazu später. Regelrecht nach oben geschossen ist die Rauschgiftkriminalität: von 66 auf 244 Fälle. Rödermark ist 2022 aber nicht zur Drogenstadt geworden. Die Polizei hat an den Angstorten, die die Bürger immer wieder in Sicherheitsumfragen nennen, stärker kontrolliert. Beamte in Uniform und Zivil schauten rund um die Bahnhöfe, im Park am Entenweiher oder in der Unterführung im Breidert, besonders genau hin.

Und wurden fündig. Meist Marihuana, Haschisch oder Amphetamine, die in überschaubaren Mengen gedealt oder konsumiert wurden. Aber Felix Sandner und seine Kollegen haben auch einem Mutter-Sohn-Gespann das Geschäft vermiest. Im Haus der beiden entdeckten sie Rauschgift „im dreistelligen Kilo-Bereich“. Vergebens hatte der Sohn noch versucht, mehrere Pakete Stoff aus dem Fenster zu werfen. Diese Ware musste die Polizei dann nur noch vom Vordach aufsammeln.

Einem Trend kann sich aber auch Rödermark nicht entziehen – sehr zum Leidwesen Bambergs und Sanders. „Die Verrohung hat zugenommen“, sagt’s der Chef sachlich. „Die Zündschnur ist in Teilen der Gesellschaft so was von kurz geworden“, formuliert der Schutzmann vor Ort, drastischer.

Manchmal endet sogar der Streit um einen Parkplatz mit einem Polizeieinsatz.

In den Anzeigen steht dann leichte Körperverletzung (70 Fälle 2022, plus zwölf) oder Bedrohung (31 Fälle, minus fünf). Beides zählt die Polizei zu den Rohheitsdelikten, die innerhalb eines Jahres von 149 auf 160 stiegen. Die Zahl der schweren gefährlichen Körperverletzungen sank von 30 auf 23. Dazu gehören alle Angriffe mit Pfeffer- oder Tierabwehrsprays sowie Waffen vom Messer aufwärts – also Attacken, bei denen die Gefahr des Tötens besteht. Die Aufklärungsquote lag 2022 bei 92,5 Prozent. Die beiden Polizisten sind mit diesem Wert mehr als zufrieden.

Nach eingangs erwähnter Corona-Ruhe wurden 2022 15 Wohnungseinbrüche, fünf mehr als im Jahr zuvor, angezeigt. Die Aufklärungsquote: null. Die Täter, oft Banden aus Osteuropa, sind gut organisiert und setzen sich nach einer Serie schnell wieder ab.

Von den 1.042 Straftaten des vorigen Jahres klärte die Polizei 728 auf. Das entspricht einer Quote von 69,9 Prozent, viereinhalb Prozentpunkte mehr als 2021. Kein Wunder also, wenn Bamberg und Sander Rödermark trotz steigender Fallzahlen immer noch eine relativ sichere Stadt nennen.
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