Mathias Schlachter präsentiert Premiere Firmenparkplatz wird zur Opernbühne

Engagiert und hoch konzentriert: der Ober-Röder Dirigent Mathias Schlachter bei der Parkplatzoper. Foto: ziesecke

Ober-Roden – Ein schwarz gekleidetes Ensemble, Damen in langen Gewändern, ein Klavier – und abends zur Rushhour“ auf einem Parkplatz in der Senefelderstraße: Corona machte es möglich. Und vor allem Mathias Schlachter, Rödermärker Konzert- und Oratoriensänger und derzeit überwiegend Gesangspädagoge. Gemeinsam mit seinen Gesangsschülern und seinem „mehrklang“-Ensemble hat er die Oper „Dido und Aeneas“ von Henry Purcell einstudiert und suchte in diesen ungewissen Zeiten einen sicheren und kostengünstigen Auftrittsort.

Und er fand ihn vor dem Elternhaus seiner Frau Gabriele.

Die Vorarbeiten waren durchaus heftig: Genehmigungen einholen beim Ordnungsamt, Bühne aufbauen, Stühle schleppen, Blumenschmuck besorgen, um auf einem lapidaren Parkplatz etwas Stimmung zu zaubern. Den Rest tat das Wetter: Am ersten Abend, der als Generalprobe schon zum Zuschauen freigegeben war, lagen die Bühne und damit auch die 19 Mitwirkenden in tief stehender warmer Spätsommersonne – besser als jeder Theaterstrahler.

Die Geschichte – eine bewegende, aber tragisch und traurig endende Liebesgeschichte, die Henry Purcell Ende des 17. Jahrhunderts schrieb, wurde von einem Erzähler zwischen den drei Akten weitererklärt. Am Klavier begleitete Eunyoung Kim dezent das Geschehen, das von ständig wechselnden Chormitgliedern und Ensemblegruppen aus Hexen, Geistern und Seeleuten getragen wurde – ganz ohne Technik, dennoch akustisch gut verständlich bis in den letzten Parkplatzwinkel. Zwischen Zuhörern und Künstlern auf einem Stuhl sitzend: Mathias Schlachter, dirigierend, mit einem leichten Lächeln um die Mundwinkel, das wohl sagen wollte: Seht her, es geht doch! Man muss nur den Mut haben, anzufangen!

Einige der Sängerinnen und Sänger kommen aus Rödermark, andere aus Mainz oder Darmstadt, einige sogar aus Göttingen. Sie alle werden von Mathias Schlachter unterrichtet und sind teilweise schon auf dem Weg zu professionellen Interpreten. „Wir freuen uns so sehr, dass wir jetzt endlich wieder auftreten dürfen“, sagt Ehefrau Gabriele Schlachter, eine waschechte Ober-Röderin aus dem Hause Schwab, in der Odenwaldstraße geboren. „Wir haben uns über die Musik kennengelernt; über Matthias Dickhut sind wir dann hierher zurück gekommen“, erzählt sie und berichtet von den vielen Aufregern, die es gab, bis sie nun erstmals auf einem Parkplatz eine Oper inszenieren. Und es wurde durchaus beachtet: Vorbeiradelnde Passanten verdrehten sich den Kopf, Fußgänger blieben verwundert stehen, ein Mann, der gerade Dienstschluss hat, überlegte kurz, wie er am besten an der Bühne vorbeikommt, wurde aber dann von den grandiosen Stimmen noch mal zum Stehenbleiben gezwungen. Kunst kann jetzt zum Menschen kommen; noch ist das einfacher als die Menschen zur Kunst zu bringen.
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