Nachbarschhaftskreis beklagt Ungleichverteilung im Ortsgebiet Flüchtlinge ja, aber möglichst nicht geballt

Die blauen Fähnchen stehen auf dem Stadtplan für Flüchtlingsunterkünfte mit unterschiedlich vielen Personen. Die Anwohner in Odenwald- und Maybachstraße beklagen sich über die vielen Unterkünfte in diesem Bereich. Foto: Ziesecke

Rödermark (chz) – Die Bürgerversammlung rund ums Thema Flüchtlinge in Rödermark, zu der Stadtverordnetenvorsteher Sven Sulzmann und Bürgermeister Roland Kern eingeladen hatten, zeigte deutlich: In Rödermark sind Flüchtlinge durchaus willkommen, werden weitgehend respektvoll und freundlich und oft hilfsbereit aufgenommen - nur zu massiert bitte nicht. Dies ist zumindest die Meinung des Nachbarschaftskreises rund um die Odenwaldstraße, die hier ihre Erfahrungen gemacht haben und diese in der Fragerunde der Bürgerversammlung auch wiedergaben.

Hintergrund dafür war unter anderem die in Kürze bevorstehende Neueröffnung der Gemeinschaftsunterkunft in einer ehemaligen Kleingewerbe-Immobilie in der Maybachstraße, ebenfalls von Investor Roger Frank geplant, doch durch ihre Lage in enger Nachbarschaft mit der Odenwaldstraße nach Meinung der Anwohner nicht mehr zu verkraften. Der Rödermärker Stadtplan zeigte es: 30 Fähnchen verdeutlichten, wo überall derzeit Flüchtlinge untergebracht sind.

Stefan Brockmann vom Fachbereich Ordnung und Sicherheit der Stadt erläuterte die drei Standbeine der Wohnraumsituation: zwei Gemeinschaftsunterkünfte in Urberach (Kreuzgasse und Mühlengrund), zwei in Ober-Roden (Odenwaldstraße und Dieburger Straße) sowie etwa in 14 Tagen dann die Maybachstraße 4, die erst einmal nicht voll belegt werden muss.

In privaten, von der Stadt angemieteten Wohnungen haben 43 Kinder und 59 Erwachsene ihr Zuhause. Weitere 37 Kinder und 54 Erwachsene sind in städtischen Wohnungen untergebracht. Nachdem Brigitte Putz-Weller, vom Kreis-Sozialamt seit vielen Jahren nach Rödermark delegiert, die aktuellen Zugangszahlen erläuterte, schilderte Brigitte Speidel-Frey die Hilfsangebote, die Flüchtlinge in Rödermark das Einleben erleichtern, von der Willkommensgruppe über die Gruppe der Paten, Grundangebote von Lebensmitteln bis zum Fahrrad bis letztlich zu den Sprachkursen, die dank einer Spende des Unternehmer-Forums angeboten werden können.

Fünf Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern und unterschiedlichen Lebensumständen schilderten den Bürgern, wie sie ihre erste Zeit in Rödermark erlebt haben, wie sie ihr Leben derzeit im Griff haben und was ihnen dabei geholfen hat – und immer war es die Sprache, die überlebenswichtig ist, um überhaupt zukunftsweisende Kontakte aufbauen zu können. Vom allein geflohenen jungen Mann bis zur jungen allein erziehenden Mutter, die Angst um ihre Kinder hatte, oder dem Vater zweier Kinder, der tagsüber arbeitet und abends Deutsch paukt, um weiter zu kommen. Die meisten Bürger spendeten Beifall, doch überwiegend aus dem Kreis der Odenwaldstraßen-Nachbarschaftsgruppe – fast alle bereit mit ihrem Namen zu ihren Aussagen zu stehen – kamen Begriffe wie „Vorzeigeflüchtlinge“, die gerade in ihrer dicht gedrängten Ecke nicht die Norm seien – da würde es unter anderem sehr laut und auch mal übergriffig.

Die Aufteilung mit dem Schwerpunkt Ober-Röder Süden sei überaus einseitig; es grenze an Ghettobildung. Ein junger Mann reklamierte bei der Fragerunde die gleichen Wohnraumrechte wie die Flüchtlinge – er habe jahrelang nach bezahlbarem Wohnraum gesucht. Es wurde immer wieder die Ungleichverteilung des Wohnraums innerhalb der Ortsteile angesprochen. Dies sei aus Objektgründen kaum anders möglich, auch wenn klar sei, dass ein Drittel aller Flüchtlinge rund um die Odenwaldstraße lebe. Doch die Zahlen ließen in Zukunft weitere Entzerrungen zu, erläuterte Bürgermeister Kern und nahm dem „Vorzeigeflüchtling“ die Schärfe: „Schließlich können hier nur Menschen auf der Bühne erzählen, die unsere Sprache schon etwas beherrschen und dadurch selbstbewusst genug sind!“