Glockenklang zum Friedensgebet in der Weidenkirche Friede sei ihr erst Geläute

Im Gottesdienst in der Weidenkirche erklang zum Friedensgebet die Glocke von Franz Stockdreher au Rodgau. Foto: p

Rödermark (red) – Zum großen europäischen Glockenläuten am Weltfriedenstag, in das auch die Glocken aller fünf Rödermärker Kirchengemeinden einstimmten, erklang erstmals eine Glocke in der Weidenkirche, wo sich Christen zu einem ökumenischen Friedensgebet versammelt hatten. Besonders: Es war eine Glocke aus Ton, getöpfert und gebrannt im Urberacher Töpfermuseum von Franz Stockdreher aus Rodgau.

Der ehemalige Ingenieur und Hobbykünstler hatte vor der Jahrtausendwende einen Töpferkurs bei Ingeborg Dittmann in Urberach belegt – dort entstand das 45 Zentimeter hohe und zwölfeinhalb Kilo schwere Unikat. Verziert hat es Stockdreher mit Vignetten von Goethe und Schiller, seinem Familienwappen, Wappen aus seiner ostpreußischer Heimat und mit dem Motto des europäischen Glockenläutens aus Schillers „Lied von der Glocke“: „Friede sei ihr erst Geläute!“

Erstmals erklang die Tonglocke, für die Stockdreher ein stabiles Gestell gezimmert hat, beim Silvesterball zum Millenniumswechsel im Bürgerhaus Dudenhofen. In der Presse hatte Stockdreher nun vom Friedensgebet gelesen und sich mit dem Büro des Bürgermeisters in Verbindung gesetzt. Sein Vorschlag, in der Weidenkirche seine Glocke zu läuten, stieß auf freudige Zustimmung. Ihr Klang bereicherte die Andacht, die von Gemeindereferentin Tanja Bechtloff (St. Nazarius), Diakon Eberhard Utz (St. Gallus), Pfarrer Carsten Fleckenstein (Evangelische Kirchengemeinde Ober-Roden) und Pastor Jens Bertram (Freie ev. Gemeinde) gestaltet wurde.

Bürgermeister Roland Kern sagte: „In einer Zeit, in der Populismus und Nationalismen Auftrieb haben, glauben wir an die Kraft der Beziehungen und der Bündnisse. In einer Zeit, in der europäisches Recht wie ein Papiertiger scheint, glauben wir an die Kraft verbindlicher Absprachen und der Rechtsstaatlichkeit. In einer Zeit, in der die Freiheit Europas durch Mauern gesichert wird, glauben wir an einen Gott, mit dem wir über Mauern springen können. In einer Zeit, in der Religionen zu Brandbeschleunigern von Gewalt werden können, hoffen wir auf Versöhnung und Liebe und die Kraft des Evangeliums.“