Die Pandemie hat auch das Arbeiten verändert, erläutert Sylvia Baumer: ratlos, hilflos, abgesagte Ausstellungen, nur kleine Hoffnungsschimmer rund um Weihnachten. „Ich habe mich selbst dabei erwischt, wie ein Mensch, der nur mit Farben arbeitet, nun ohne viel Farbe arbeitet. Und die Objekte wurden immer kleiner.“
Die große Sehnsucht, aus dieser Phase wieder herauszukommen, manifestiert sich für die KiR-Vorsitzende in den fast schwebenden gläsernen Heißluftballons, die nun als Hingucker in der umgebauten TN-Telefonzelle hängen. Auch sonst hat sie weiter gearbeitet, wenn auch sehr viel kleinteiliger, aber „gegen die Infektion mit dem Glasvirus gibt’s keinen Impfstoff!“
Ihren Beruf hat Sylvia Baumer längst an den Nagel gehängt zugunsten ihrer Liebe zur Kunst. „Dabei mache ich das ja erst seit drei Jahren, seit ich von einer Künstlerfreundin in Saalfelden animiert wurde und wir gemeinsam Glas geschmolzen haben. Die ersten Ergebnisse waren nicht sensationell, aber spannend“. Sie besorgte sich einen Schmelzofen, kaufte vor allem in Großbritannien Glas ein – und davon recht viel aus Angst, dass mit dem Brexit auch die Kontakte zum besten Rohmaterial abbrechen würden.
Seit 2019 bildet sie sich ständig weiter, oft auch mit ihrem Mann Michael. „2020 war ich dann vorbereitet, hatte auch einige Objekte, aber keine Kundschaft! Meine kreativen Eigenschaften haben lange geschlummert, und nur durch einen Zufall bin ich zur Glaskunst gekommen.“
Wird in Deutschland an Glaskunst gedacht, wird meist die Glasbläserei und nicht die Glasschmelze gesehen. Im Ausland ist das teilweise anders. In Amerika ist Sylvia Baumer auf Tim Carey gestoßen, der etwa ein 300 Quadratmeter großes Glasfenster gestaltet hat und von dem sie nun online lernt. Sie gibt inzwischen auch selbst Kurse, aber nur in ganz kleinen Gruppen.
Was sie produziert und zum Verkauf im Nedelmann’schen Hof präsentiert, hilft darüber hinaus auch noch: Der Erlös kommt den Flutopfern in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zugute.
chz
Infos im Internet unter: sylviart.de