Zeitzeugin Edith Erbrich berichtet in evangelischer Petrusgemeinde über Zeit des Leidens Gemeinsam gegen das Vergessen und für die Verantwortung

In einfühlsamen Gesprächen widmen sich (von links Hans-Josef Rautenberg, Edith Erbrich und Anna-Maria Wagner-Rohde der schwierigen Thematik. Foto: Berker

Rödermark (zsb) – Sich erinnern... das bedeutet, an etwas zu denken, das in der Vergangenheit liegt, einem aber bewusst geblieben ist. Erlebnisse und Erfahrungen mental wieder zu erleben. Sich an Zeiten des Leidens zu erinnern ist schwer, und darüber zu sprechen braucht Kraft. Die Furcht vor Unverständnis und auch Mitleid ist oft ein Hindernis. Anderen Menschen seine Erinnerungen zu erzählen, kann aber unheimlich wertvoll sein.

Gewalt und Krieg dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Der Zweite Weltkrieg endete vor 73 Jahren und Generationen heute können das Schicksal der Menschen damals kaum noch begreifen. Zeitzeugen, Menschen, die sich erinnern, helfen mit ihren Geschichten zu verstehen.

Edith Erbrich ist als Holocaust-Überlebende eine solche Zeitzeugin und teilte am 16. November ihre Erinnerungen mit den Zuhörern in der Ev. Petruskirche in Urberach. Sie erzählte von der Trennung ihrer Familie und ihrer Zeit im Konzentrationslager Theresienstadt. Dort war sie bis zur Befreiung durch die russische Armee am 7. und 8. Mai 1945. Einen Tag später hätte sie nach Auschwitz gebracht werden sollen und noch einen Tag später wurde ihr Bruder geboren, von dem bis dahin keiner wusste.

Einen roten Faden gab dem Abend das Buch von Hans-Josef Rautenberg. In „Erinnern“ haben sieben Menschen einen Platz gefunden, ihre Geschichte festzuhalten. Der Autor hörte sich über einen Zeitraum von mehreren Jahren diese Geschichten an, hielt sie schriftlich fest und las am Abend in der Petruskirche gemeinsam mit Anna-Maria Wagner-Rohde aus seinem Werk vor. Die Geschichten fanden außerdem an mehreren Stellen Verknüpfung mit den Erzählungen von Edith Erbrich.

Hans-Josef Rautenberg erzählte, wie sehr die Zeit der Erstellung des Buches ihn und sein Leben geprägt hat. Die Besucher des Abend berührten die Erinnerungen zweifelsohne ebenfalls. Bilder, Animationen und Musik wirkten unterstützend fürs Verstehen und Empfinden. Gleich zu Beginn wurden zum Beispiel, akustisch unterstützt, Luftaufnahmen von deutschen Großstädten während des Zweiten Weltkrieges gezeigt.

Pfarrer Oliver Mattes, der den Abend gestaltete, erzählt, dass die Erzählungen sehr bewegend waren und er freut sich darüber, dass die Veranstaltung sehr gut besucht war. Zeitzeugen zuzuhören und so Verantwortung zu übernehmen bleibt, solange es noch möglich ist, ein Anliegen, dem sich gewidmet werden muss.