Breidert Initiative kümmert sich täglich um ihr Objekt und trotzt Vandalismus Großer Einsatz für den Bücherschrank

Der regelmäßige Blick in den Bücherschrank lohnt sich, es wird ständig neue Literatur gebracht und sollte mal wenig Bewegung da sein, sorgen die freiwilligen Hobby-Bibliothekarinnen Ilona Griesinger (rechts) und Ingrid Bögershausen (links) für Wechsel in den Regalen. Foto: Berker

Rödermark (zsb) – Die gelbe Telefonzelle, die sofort in den Blick fällt, ist in Breidert keine neue Erscheinung. Gesehen haben sie alle schon, die Arbeit, die dahinter steckt allerdings nicht. Das Konzept ist eigentlich ganz einfach, der öffentliche Bücherschrank beinhaltet Bücher verschiedener Genres und ist für alle 24 Stunden geöffnet und zugänglich. Sowohl Kinderbücher als auch Sachbücher, Krimis und Romane, alles wird dort angeboten. Sogar fremdsprachige Literatur findet ihren Platz. Es handelt sich um die aussortierten Bücher anderer Rödermärker, die diese in den Bücherschrank gebracht haben. Andere können sich aus dem Angebot Bücher aussuchen, kostenlos mitnehmen und zu Hause lesen. Was gefällt, darf behalten werden. Das Ziel ist also ein breites Angebot an Büchern, die unter Lesefreunden ausgetauscht werden. Dabei ist es auch erlaubt, mehrere Bücher zu bringen oder mitzunehmen, allerdings sollten die Kapazitäten des Bücherschranks beachtet werden. Das Projekt ist, nicht zuletzt da es das erste der Breidert Initiative war, ein Herzensding. Das spiegelt sich im enormen Engagement für den Bücherschrank wider. Die Initiative „Wir sind Breidert“ startete mit der Idee vor bereits acht Jahren. Leider war die Umsetzung nicht immer ganz frei von Hindernissen. Der Bücherschrank aus einer alten, gelben Telefonzelle ist nämlich bereits der dritte seiner Art. Der erste wurde in der Nacht vor Silvester vor einigen Jahren mit Böllern gesprengt und war nicht mehr zu gebrauchen. Auch dem zweiten Bücherschrank blühte ähnliches Schicksal: er brannte komplett aus. Der Vandalismus ärgert die Projektleitenden sehr, entmutigt sie aber nicht. So wurde vor nun etwa zwei Jahren der aktuelle Bücherschrank an der Grenze nach Tschechien erworben, nach Ober-Roden gebracht und saniert. Der Bücherschrank wird enorm gut angenommen, macht aber somit auch Arbeit. Neben Karlheinz Weber von der Initiative „Wir sind Breidert“ engagieren sich seit Jahren die beiden Rentnerinnen Ingrid Bögershausen und Ilona Griesinger. Täglich schauen sie am Bücherschrank vorbei, eine von ihnen Morgens früh, die andere Nachmittags. Dabei ist immer viel zu tun: Die Regale haben eine Ordnung, die jedoch nicht immer beachtet wird. „Manche Rödermärker räumen auf, verfolgen dabei aber eine andere Ordnung als wir“ erzählen sie amüsiert über die regelmäßigen Regal-Tauschaktionen. Außerdem wissen die beiden Damen immer, welche Bücher es gerade gibt und sie schauen, dass das Angebot passt. Die private Garage von Ilona Griesinger wurde zu einem Buchlager und so wird immer mal wieder getauscht, aussortiert und neu bestückt. Dabei sind die Beobachtungen höchst spannend. Häufig sieht man, so erzählen sie, wenn jemand den Keller ausgemistet hat. Für ganze Kisten voller Bücher, die gar nicht in die Regale passen, ist der Bücherschrank nicht ausgelegt. Auch mit kaputten und verwitterten Büchern kann niemand etwas anfangen. Von lustigen Funden berichten sie: Abiturvorbereitungsbücher von 1957, ein Mondkalender von 1989, Computeranleitungen aus den 90ern – von dieser Literatur profitiert sicher niemand mehr. Da gilt: Mut zum Entsorgen. Auch für andere Gegenstände, von denen die Trennung schwerfällt, wie Vasen, Teppiche oder Porzellan ist im Bücherschrank kein Platz. Dort geht es um gut erhaltene Bücher, die anderen vielleicht noch eine Freude machen. Besonders gerne werden Kinderbücher oder Krimis gelesen. Jeden Tag kommen viele Besucher zum Bücherschrank. Einige Grundschüler kommen jeden Tag. Ein Mann zum Beispiel suchte immer wieder nach Kochbüchern, da diese seiner dementen Frau eine besondere Freunde machten. Mütter freuen sich immer über Bücher für ihre Kinder, auch die fremdsprachige Literatur ist gut gefragt. Die Helferinnen wissen von regelmäßigen Besuchern aus Urberach, Rodgau und sogar Frankfurt. Das Engagement wird durch diese hohe Nachfrage belohnt. Viel Freude steckt in der Arbeit der beiden Damen, die erzählen, dass sie früher einmal Bibliothekarin und Besitzerin eines Buchhandels werden wollten. Dieser Traum ist quasi in Erfüllung gegangen. Gerne lesen sie selber auch Bücher aus dem Bücherschrank: „Wir haben ja schließlich den Erstzugriff“, sagen sie erfreut. Sie kennen sich nun bestens aus mit den Bestsellern, können Statistiken über die häufigsten und beliebtesten Bücher aufstellen und wissen, was in Rödermark gern gelesen wird. Dank des Engagements und Fleißes bleibt das Projekt lebendig, den Frust über Vandalismus und Achtlosigkeit stecken die Mitwirkenden der Initiative souverän weg und hoffen natürlich, dass das Projekt noch lange weiter laufen kann.