Familie teilt sich ihren Neubau mit gleich zwei Arten/Plakette vom Naturschutzbund Haus in Rödermark nun „fledermausfreundlich“

Stören sich nicht an ihren flatternden Mitbewohnern (von links): Hausbesitzer Marco und Anja Weckesser mit Rüdiger Werner vom Naturschutzbund Rödermark und Hartmut Müller vom Fledermaus- und Amphibienschutz Seligenstadt/Mainhausen bei der Überreichung von Plakette und Urkunde. Foto: zsb

Rödermark (zsb) – Unerwartete Besucher entdeckte die junge Familie Weckesser vor einiger Zeit an ihrem Haus. Der Neubau auf der Bulau steht direkt im Grünen, die Familie schätzt die Natur sehr. So war auch die Freude über Fledermäuse als Hausgäste groß. Jetzt wurde das Gebäude vom Naturschutzbund (Nabu) sogar als fledermausfreundlich ausgezeichnet.

Fledermäuse haben es nicht leicht, in der Natur Plätze zum Schlafen und für ihren Nachwuchs zu finden. Sie bevorzugen dafür kleine Spalten in Bäumen oder Felsen. Letztere suchen sie in Rödermarks Umgebung vergebens und durch die Forstwirtschaft werden alte Bäume kaum erhalten, sodass wenige natürliche Plätze zur Verfügung stehen. Deshalb suchen sich die Tiere einen Platz unter den Menschen. Das Haus von Marco und Anja Weckesser ist noch nicht verputzt und so konnten die Fledermäuse im Spalt zwischen Hauswand und Dach ihr Zuhause finden. Da die Familie den Tieren auch weiterhin einen Ort schaffen will, auch wenn im nächsten Jahr das Haus verputzt wird, wandten sie sich hilfesuchend an die Arbeitsgemeinschaft Fledermaus- und Amphibienschutz Seligenstadt und Mainhausen. Die engagierten Helfer erhalten häufig Notrufe zu verunglückten Fledermäusen. Seit fast 40 Jahren ist der aktuell Vorsitzende Hartmut Müller bereits aktiv und somit Experte auf dem Gebiet. Gleich zwei Arten konnten an dem Haus auf der Bulau entdeckt werden: Zwergfledermäuse und Mückenfledermäuse. Diese kleinen heimischen Arten werden nur etwa vier bis fünf Zentimeter groß und bekommen ein Junges pro Jahr. „Dass sich am selben Haus zwei Arten angesiedelt haben und dass beide ihre Wochenstube dort abhalten, ist sehr selten“, erzählt Hartmut Müller. In Hessen sind aktuell 20 Arten verzeichnet. Um den Schutz der Fledermäuse zu verbessern und das Bewusstsein der Menschen zu steigern, zeichnet der Nabu das Engagement im eigenen Heim aus. Das Haus der Familie Weckesser gilt nun offiziell als „fledermausfreundlich“. Dafür gab es eine Plakette, eine Urkunde und ein Buch über Fledermäuse. Auch für Schwalben gibt es eine solche Auszeichnung, sie leben unter ähnlich erschwerten Bedingungen, erzählt Rüdiger Werner, Vorsitzender des Nabu in Rödermark. Am Haus der Weckessers wurden vorne 40 und hinten 60 Fledermäuse gezählt. Einen großen Vorteil hat das Ganze außerdem: Mücken und andere kleine Insekten hatte die Familie dieses Jahr keine. Eine Fledermaus frisst in einer Nacht etwa 30 Prozent ihres eigenen Körpergewichts. Das Zusammenleben hat also Vorteile für beide Parteien.

Bauschäden entstehen durch die Fledermäuse keine und mit einer geringen Geräuschkulisse durch die jungen Fledermäuse können die Weckessers leben, sie entschieden sich schließlich bewusst für ein Leben im Grünen, erzählen sie. In der kommenden Zeit wollen sie noch ein Insektenhotel bauen, die günstigen Bedingungen für die Fledermäuse erhalten und ihr Heim weiterhin mit den kleinen Säugetieren teilen.