Kampf gegen das „Hau drauf“-Image

Großes Interesse: 120 Mitglieder aller Altersklassen hat der Karate Dojo Dietzenbach in der Kreisstadt und in Rödermark. Den Stützpunkt in Urberach betreibt der Verein seit knapp fünf Jahren.

Urberach ist seit fünf Jahren Landesstützpunkt Karate. Respekt vorm Gegner prägt den Sport.

Rödermark – Der Karate Dojo Dietzenbach ist gleich in zwei Kommunen beheimatet. Gegründet in der Kreisstadt, hat er seit 2017 auch einen Stützpunkt in der Messenhäuser Straße. In Urberach trainiert unter anderem Marvin Bier aus Ober-Roden.

Der 22-Jährige ist nicht nur einer der erfolgreichen Kämpfer des Vereins, sondern auch Trainer. Mit dreieinhalb Jahren stand er das erste Mal auf der Matte. „Es ist wirklich eine Allrounder-Sportart“, beschreibt Marvin Bier die Faszination. „Man trainiert irgendwie alles: Körper und Geist, man hat Athletik, Kraft und Schnelligkeit dabei.“ Seine Sportart sei übrigens alles andere als eine „Hau drauf“-Sportart, entgegnet er einem gängigen Vorurteil. „Karate beginnt und endet mit Respekt.“

Der zeitliche Aufwand ist groß. Marvin Bier trainiert an fünf bis sechs Tagen in der Woche, teilweise sogar zweimal täglich. Kraft- und Ausdauerübungen macht er meist für sich alleine. Hinzu kommt das karatespezifische Training mit seinen Teamkollegen in Urberach. An einem Tag pro Woche gibt er selbst Training für den Nachwuchs. Im vergangenen Jahr hatte Bier, der in Darmstadt Sport und Deutsch auf Lehramt studiert, den Deutschen Meistertitel geholt. Sein Ziel ist die Nationalmannschaft, um bei Europa- und bei Weltmeisterschaften starten zu können.

In Dietzenbach hat der Verein keine dauerhaft angemieteten festen Räume mehr, dort trainieren die Mitglieder mittlerweile in den Sporthallen der Stadt. Der Vorsitzende Jamal Laudiai und sein Team gingen vor fünf Jahren deshalb in der Nachbarschaft auf die Suche nach passenden Räumen. In Urberach wurden sie fündig und eröffneten einen Stützpunkt.

Mit viel Eigenleistung hatten die Mitglieder die Räume, die zugleich Kumite-Landesstützpunkt Hessen Süd sind, sporttauglich gemacht. Derzeit hofft man, dass der Stützpunkt in der Messenhäuser Straße, in dem auf 200 Quadratmetern trainiert wird, durch die Anmietung weiterer Räume vergrößert werden kann. „Der Bedarf ist auf jeden Fall da“, sagt Martina Bier. Die Mutter von Marvin ist Vorstandsmitglied und kümmert sich unter anderem um die Pressearbeit. In beiden Städten hat der Verein insgesamt 120 Mitglieder.

Insgesamt sei das Interesse am Karate, das bei den Spielen von Tokio olympisch war, größer geworden. „Durch Olympia ist Karate etwas in den Fokus gerückt“, sagt Martina Bier, die eigentlich mit der ganzen Familie als Zuschauer nach Japan fahren wollte, was durch die Pandemie verhindert wurde.

Neben Kumite, so wird der Zweikampf genannt, wird beim Karate Dojo auch Kata, ein Formenlauf gegen imaginäre Gegner, angeboten. Der Verein trainiert Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Man muss nicht unbedingt auf Wettkämpfe gehen, viele Mitglieder betreiben Karate als Breitensport. Neben Jamal Laudiai, der zugleich Landestrainer ist, arbeiten fünf weitere lizenzierte Trainer in Dietzenbach und Urberach.

» kd-dietzenbach.de

Von Sascha Eyssen