Ausgezeichnetes Projekt von NBS und Germania Ober-Roden Auch Mädchen machen mit bei „kicken und lesen“

Auf dem Foto zusammen mit den Fußballmädchen (v. l.) Thomas Mörsdorf, Büroleiter von Bürgermeister Kern, Janina Laaz, Trainer Maximilian Flick sowie rechts Martin Koch und Bürgermeister Roland Kern. Foto: p

Rödermark (red) – „Kicken und Lesen“ – unter diesem Titel firmierte im vergangenen Jahr ein ungewöhnliches Projekt, für das sich die Fußballvereine Viktoria Urberach und Germania Ober-Roden mit der Nell-Breuning-Schule (NBS) zusammen getan hatten. Ziel: die Lesekompetenz von Jungen über ihre Begeisterung für den Fußball stärken. In diesem Jahr sind die Mädchen an der Reihe: „girls have more fun – Lesen und Kicken für Mädchen von 10 bis 12“ heißt die mit dem Integrationsförderpreis der Stadt 2016 ausgezeichnete Neuauflage, die diesmal die Jugendabteilung der Germania und die NBS gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Am vergangenen Donnerstag gaben Bürgermeister Roland Kern, Janina Laaz, Deutschlehrerin und Integrationsbeauftragte der NBS, und Martin Koch, stellvertretender Jugendleiter der Germania, Bälle und Bücher frei.

Die Lesen-und Kicken-Gruppe ist „international“ (deutsche Mädchen und Mädchen mit Migrationshintergrund) zusammengesetzt. Auf die zwölf Nachwuchsfußballerinnen warten bis Anfang Juni noch sieben Trainingseinheiten, immer donnerstags nach der Schule. Dabei will Germania-Jugendtrainer Maximillian Flick den Fünf- und Sechstklässlerinnen vermitteln, dass Lesen ebenso viel Spaß machen kann wie Kicken. Außerdem dürfen sich die fußballbegeisterten Mädchen Ende April das Bundesliga-Spitzenspiel zwischen dem vielfachen deutschen Meister FFC Frankfurt und Damen-Champions-League-Sieger VfL Wolfsburg anschauen.

Und es steht eine Lesung mit Claudia Kühn auf dem Programm: Sie ist die Autorin des Mädchen-Fußballbuchs mit dem für das Projekt so passenden Titel „Elfmeter für Nelly“, das Janina Laaz ausgewählt hat.

Während des Trainings gibt es Kick- und Lesephasen. Den Mädchen wird vorgelesen, sie sollen aber auch selbst lesen. Außerdem wird es Spiele geben, die die Förderung der Lesekompetenz und sportlich-spielerische Aktivitäten miteinander verbinden.

Fußball stärkt neben dem Teamgeist auch Durchhaltevermögen (auf physischer wie emotionaler Ebene), Ehrgeiz und Disziplin. Dass es eben diese Kompetenzen sind, die man bei der Auseinandersetzung mit einem literarischen Text braucht, verlangt geradezu nach einer Verknüpfung der Bereiche. Weil viele Kinder und Jugendliche das Lesen als Last und Anstrengung empfinden, sollte das Verständnis des Lesens als „soziales Ereignis“ viel mehr gefördert werden, meinen Pädagogen. Gerade Mädchen mit Migrationshintergrund fehlt häufig die Erfahrung, eine Geschichte erzählt oder vorgelesen zu bekommen oder eine Geschichte vorzulesen.

Zu hören und gehört zu werden sind elementare Erfahrungen in der Identitäts- und Sprachbildung. Dass Kinder- und Jugendbücher darüber hinaus angefüllt sind mit fantasievollen Beschreibungen, spannenden Erlebnissen, vielfältigen Identifikationsfiguren und Handlungsbeispielen, unterstreicht den positiven Einfluss, den die aufgeschlossene Rezeption auf ein Kind hat. Diese Lesehaltung erreichen Mädchen ohne entsprechend positive Vorprägung wohl kaum in der isolierten Lektüre, sehr viel eher jedoch durch die Etablierung von Lesen als Gemeinschaftsaktivität, bei der man seine Ideen und Reaktionen teilt.

Durch die Verknüpfung von Kicken und Lesen trainieren Mädchen Körper und Geist und übertragen ihre Fähigkeiten und positiven Assoziationen des Teams und der Gemeinschaft in dem einen Bereich auf die Erschließung des anderen, um aus beiden Tätigkeiten das Allerwichtigste zu ziehen: Spaß!