Musikverein macht große Lust auf mehr Konzerte Die Proben haben sich gelohnt

Musiker wie Zuhörer freuten sich, dass das 39. Herbstkonzert des Musikvereins zwar verkürzt und mit Abstand, aber wohltuend harmonisch über die Bühne der Kulturhalle gehen konnte. Foto: ziesecke

Ober-Roden – Ganz ungewohnt bei einem Auftritt des Musikvereins 03: Wo sich sonst die Menschen schon am Eingang zur Kulturhalle drängten, gab’s diesmal coronabedingt viele freie Plätze, und statt des jahrelangen Dirigenten Johannes Maurer stand der neue Leiter des Großen Blasorchesters Gregor Kastirke vor seinen 39 Musikerinnen und Musikern. Gewohnt dagegen der Konzertbogen, der vom klassischen Teil mit feurigen Fanfaren, eleganten Konzertmärschen und einer Klangmalerei aus der Zeit der Piraterie auf Segelschiffen überleitete zum zweiten Teil, der traditionell der Filmmusik gewidmet ist.

„A Little Opening“ des auch in Rödermark schon bekannten Komponisten Thiemo Kraas startete das anspruchsvolle und teilweise sehr schwere Programm, wie der gewohnt bestens informierte Moderator Jürgen K. Groh bestätigte. Nach der Bearbeitung von „Il Briccone“ und „Jolly Joker“ wurde der „Danzón no.2“ mit mitreißenden lateinamerikanischen Rhythmen für symphonische Blasorchester interpretiert - allein dieses Stück hätte viel mehr Zuhörer verdient gehabt, schon allein wegen der zahlreichen exzellenten Solisten in den eigenen Reihen, die alle ihr Können beweisen konnten .

Mit einer Zusammenstellung der anspruchsvollsten Teile aus „Batman“ leitete das Orchester über auf neue Klänge: Funk, Groove, Party war angesagt bei einer wirklich mutigen Blasorchester-Bearbeitung der Musik zu „Roof Garden“ von Al Jearreau. Den durchweg runden Bogen beschloss schließlich ein Medley der Welthits von Paul Simon und Art Garfunkel von „Bridge Over Troubled Water“ bis hin zu „The Boxer“. Spätestens da vergaß das Publikum die leeren Plätze zwischen den Reihen und summte oder wippte dankbar mit. Das intensive Probenwochenende und viele Proben hatten sich wirklich gelohnt, „ein harmonisch abgestimmtes Orchester in Höchstform“, freute sich auch Thomas Kuhn vom MV 03 danach. Erstmals wurde das Herbstkonzert nach dem Rückzug von Johannes Maurer von Gregor Kastirke geleitet. Der junge Musiker und Dirigent aus den eigenen Reihen des Musikvereins hat vielfache Erfahrungen als Saxophonist und Bandleader; von der Rodgau Jazz Bigband bis zu Atomic Sax, einem Saxophon-Quartett aus Nachwuchsforschern der Arbeitsgruppe Atomphysik der Universität Frankfurt begleitet und leitet er Ensembles. Den „Dr.“ (in Atomphysik) versteckt Gregor Kastirke stets. Seine bescheidene Art kam an diesem Herbstkonzert allein schon durch den Umgang mit seinen Musikern heraus. Er hat sie mit sicherer Taktführung fest in der Hand und verleiht ihnen doch das Gefühl, dass sie allein das alles geschafft haben und er sich bei ihnen bedanken muss.

Wie er schon mit den Jüngsten im Verein bei den Tonkünstlern umgeht, so steht der begnadete Saxophonist auch im großen Orchester auf Augenhöhe mit seinen Musikerinnen und Musikern. Gregor Kastirke und der Musikverein 03 Ober-Roden – das verspricht eine spannende Erfolgsgeschichte. Der Verein, der allein schon durch den coronabedingten Ausfall des letzten Herbstkonzertes große Einnahmenslücken hat, hofft nun auf kontinuierliches Weiterarbeiten.
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