FC Viktoria Urberach wäre ohne die Helfer aufgeschmissen Rentner packen kräftig mit an

Ohne die Platzpflege durch die Viktoria-Rentner sähe es auf dem Rasen und nebenan böse aus.

Urberach – Fußballspielen tun sie mittlerweile mehr gemächlich in der vereinseigenen Gehfußball-Mannschaft, aber arbeiten können sie noch mindestens so gut wie die Jungen im Verein: Die Rentnertruppe des FC Viktoria hat mit Fleischworscht und einem Bierchen mal wieder einen anstrengenden Arbeitstag abgeschlossen.

Bis zu 17 gestandene Männer zwischen 60 und 86 Jahren treffen sich jeden Dienstag um 9.30 Uhr auf dem Vereinsgelände der Viktoria und haben einen genauen Plan, was dort alles dringend zu erledigen ist. Gegen 12 Uhr legen sie Sägen, Hämmer, Mähmaschinen und Besen jeder Größe zur Seite und genehmigen sich zum Abschluss eines arbeitsreichen Vormittags dann noch ein Bierchen und ein Stück Fleischworscht.

Den Arbeitsplan im Kopf hat dabei Michael Hock, der auch den Ton angibt beim ersten Teil des Programms. Für die Gemütlichkeit nach der Arbeit ist immer Heinz Weber zuständig.

Die Truppe – allesamt natürlich Viktorianer und langjährige Kicker – ist mit sich und dem vergangenen Jahr recht zufrieden. Nur mit ihrer Umwelt nicht so ganz: „Vorletzte Woche hatten wir den ganzen Waldrand bis vor zur Straße akribisch gründlich gesäubert. Als wir letzte Woche wiederkamen, hatten irgendwelche Schmutzfinken einfach ihre Säcke mit altem Laub und sonstigen Resten abgestellt oder ausgeleert. So etwas macht uns wütend“, schimpft zu Recht Steffen Völklein, während Michael Hock erklärt, dass die Stadtverwaltung sich ihren Kummer zwar angehört hat, aber ihnen geraten hat, „eine Eingabe zu machen“. Ob das hilft? „Sie müssten hier einfach öfters mal kontrollieren, dann hätten die Leute vielleicht Respekt vor Strafe.“

Das vergangene Jahr 2022 stand bei der Viktoria Urberach ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit. „So haben wir zum Beispiel einen Wasserspender bekommen, der sehr gut angenommen wird“, fasst Michael Hock zusammen. „Viele Vereine haben sich nach der Bezugsquelle erkundigt.“

Voriges Jahr wurde auch eine Bio-Kläranlage auf dem Gelände gebaut, wozu die Rentner viele Arbeitsstunden beigetragen und der Firma Jörg Rügemer zugearbeitet haben. „Das Jahr ist auch das Jahr der Eicheln gewesen“, erinnert sich die Truppe. „Wir haben 36 Schubkarren voller Eicheln eingesammelt und abgefahren.“ Und die Herren sind sich sicher: „Ohne uns würde der Sportplatz nicht so gut aussehen.“ Im extrem trockenen Sommer hatte der Rasen große Probleme, doch „am Schluss hat die B-Jugend-Bundesligamannschaft von Darmstadt 98 hier trainiert, weil der Platz so gut war.“ Die fleißige Rentnertruppe entsorgt auch jeglichen Müll, leert Mülleimer und vieles mehr. So wirkt das Gelände auch äußerlich stets ansprechend.

Die Gruppe arbeitet immer. An Fastnacht, am 1. Mai und bei der Kerb zeichnen sie bei Auf- und Abbau mitverantwortlich, auch bei Wind und Wetter, Hagel oder Schnee. Dafür gönnen sie sich ab und zu auch ein kleines Entspannungsprogramm. Im Sommer etwa bei einer gemeinsamen Radtour und einem Grillfest, oder mit einer Weihnachtsfeier im Winter. „Und dann dürfen auch die Frauen mit! Von denen werden wir ja sonst immer dienstags freigestellt“, schmunzelt Heinz Weber.

Selbst die Wochenenden sind in der Saison fest im Zeitplan verankert, schließlich stellt die Rentnertruppe eine große Fangruppe bei allen Heimspielen. Wohl dem Verein, der solche Rentner hat!

Von Christine Ziesecke