Bachneunauge wird in das bereits renaturierte Flüsschen umgesiedelt Rodau darf wieder ins alte Bett

Mehr Natur für Tiere und Pflanzen schufen Kreis und Stadt Rödermark in Form einer mäandernden Rodau. Foto: Pulwey

Rödermark (pul) – Die Rodau schlägt nun einen neuen Weg ein. Stadt und Kreis haben dem Fließgewässer mehr Platz gegeben, für eine Entfaltung in Richtung eines naturnahen Lebensraums. Beim offiziellen Durchstich griffen nach einigen Minuten der Baggerarbeiten die Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger und Bürgermeister Roland Kern zum Spaten. Den letzten Meter Erdreich schaufelten sie gemeinsam auf die Seite, dann nahm die Rodau einen Verlauf, wie zuletzt zu Kriegszeiten. Denn danach erfolgte auf Höhe Oberwiesenweg und Kinder- und Jugendfarm eine Begradigung, die bis jetzt Bestand hatte. Seit damals floss das Wasser kerzengerade in einem begradigten Bett.

Nun wurde ein natürlicher mäandrierender Bachverlauf wieder hergestellt. Eine natürliche Auendynamik soll durch die Schleife entstehen, die dabei entstandene Steilwand könnte dem bunten Eisvogel als Brutraum dienen. Die Abflussverlangsamung des Rodauwassers hat den Hochwasserschutz als positiven Nebeneffekt.

Mit den Baggerarbeiten wurde im Winter begonnen. Dass die letzten Meter des Durchstichs mitten in der Brut- und Setzzeit angegangen wurden, begründeten Silke Flachs (Firma Rudolph aus Obertshausen) und Claus Murmann (Abteilung Umwelt Stadt Rödermark) mit dem zuvor notwendigen Abfischen der gefährdeten Bachneunaugen. Diese aalähnlichen Tiere leben jahrelang im Bachsediment und kommen danach in der warmen Jahreszeit nur für die Fortpflanzung ans Tageslicht. Da sie erst ab einer Wassertemperatur von acht Grad Celsius gefahrlos gefangen werden konnten, wurde mit dem finalen Durchstich des neuen Bachverlaufs der Frühling abgewartet.

Das Projekt wurde finanziert aus Mitteln der naturschutzrechtlichen Ausgleichsabgabe. Die Baukosten betrugen rund 90.000 Euro. Die Planungskosten summierten sich inklusive ökologischer Baubegleitung auf rund 26.000 Euro.

Schritt für Schritt holt die Stadt Rödermark die Rodau aus ihrem schnurgeraden Verlauf zurück. Ziel ist es, mehr Platz für Wasser und somit für einen attraktiveren Lebensraum für Fauna und Flora zu schaffen. Die Mäander dienen auch dem Hochwasserschutz. Bachaufwärts wurde bereits ein erster Abschnitt auf einer Länge von 450 Metern im Herbst 2009 zwischen Badehaus und Kinder- und Jugendfarm renaturiert.

Der aktuelle Durchstich für den neuen geänderten Bachlauf beläuft sich auf 60 Meter. Das alte Bachbett wird zum Teil verfüllt. „Es wird die Fischwelt positiv beeinflussen“, resümierte Claus Murmann. Rödermark besitzt den einzigen Rodauabschnitt mit Vorkommen des Bachneunauges. Die herausgefischten 106 Tiere fanden einen neuen Lebensraum in dem vor zehn Jahren angelegten Teilabschnitt.