Frank Schemm hat immer Mülltüten dabei und sammelt den Dreck anderer auf Rödermark soll sauberste Stadt der Welt werden

Beim Gemarkungsputz auf einer Gesamtlänge von 2,5 Kilometern wurden 345 Kilogramm gesammelt und in diesem Bild als offensichtlicher Hilfeschrei festgehalten. Links Müllsäcke, in der Mitte Flaschen und rechts Zeitungsstapel. Foto: Berker

Rödermark (zsb) – Ein Rödermärker, seine Sportschuhe und ein gelber Sack – was es damit auf sich hat, erklärt er in einem Wort: Plogging. Unter dieser Wortschöpfung verbirgt sich die Kombination aus dem schwedischen „plock“ für aufheben und dem englischen Jogging für den verbreiteten Laufsport. Plogging steht für den Einsatz für eine saubere Umwelt während des regelmäßigen Sports. Ein Trend, der sich bereits weltweit etabliert hat. Ob an den Stränden des Südens, in den Bergen, in Großstädten oder eben in den Straßen und der Natur Rödermarks: überall werden Menschen aktiv.

In Rödermark ist es Frank Schemm, der neben seinem Berufsleben, seiner Familie und dem Sport noch viel Zeit und Energie in die Sauberkeit unserer Stadt investiert. Regelmäßig ist der Urberacher bei seinen privaten Joggingrunden rund um Rödermark an Wäldern, Straßen und der beliebten Rodau vorbeigekommen. 2006 hörte er dann im Fernsehen von einer riesigen Müllinsel im Pazifik, die in ihrer Größe an Europa ran reicht. Dieser Schock und der viele Müll am Wegesrand, den er nicht länger ignorieren wollte, weckten in ihm den Willen, etwas zu verändern. Schon waren die ersten Tüten Müll gesammelt.

Die Mengen sind erschreckend und um das zu verdeutlichen, hält Frank Schemm seine Fortschritt in Statistiken fest: seit Jahresbeginn 2019 hat er vor allem in Feld- und Waldnähe und in der Rodau 600 Kilogramm Müll gesammelt. Davon auf einer Strecke von zwei Kilometern an der B486 rund 2000 Artikel. Es seien hauptsächlich Essensverpackungen und Kaffeebecher an den Straßen von Pendlern, Flaschen und Zigaretten von Partys im Wald und an der Rodau. Taschentücher, Feuchttücher, Windeln, Hundekotbeutel, Zigarettenschachteln, Dosen, Verpackungen – all das findet sich eigentlich überall.

Und das muss nicht sein, denn wer in der Natur seine Zeit verbringen möchte, sollte seinen Müll mitnehmen oder in den nächsten Mülleimer schmeißen. Auch aus Achtsamkeit der Natur und anderen Menschen gegenüber. Eine Windel zum Beispiel braucht 450 Jahre um natürlich abgebaut zu werden.

Der Müllberg wächst, doch ausgeliefert ist dem keiner. Selbst tätig werden heißt die Devise und Frank Schemm macht es vor. Einige Bereiche hat er so lange immer wieder gereinigt, dass sie mittlerweile aber wirklich wieder schön sind. Hat man einmal angefangen, möchte man gar nicht mehr aufhören, erzählt er.

Häufig ist er beruflich und privat auf Reisen, hat auch in Island und Afrika schon zur gesunden Umwelt beigetragen. Viele haben Hemmungen den Müll anderer wegzuräumen, erzählt Frank Schemm, doch wenn einmal diese Hemmschwelle überwunden ist, fühlt man sich gut. Der Erfolg und die positiven Auswirkungen motivieren schnell.

Außerdem ist ein großer Vorteil am Plogging das Netzwerk. Weltweit ist der Rödermärker vernetzt über das Internet. Auf seinem Instagram Account „ploggingroedermark“ zeigt er seinen Fortschritt. Besonders freuen würde es ihn aber natürlich, wenn sich noch mehr Menschen in Rödermark anschließen würden. Beim jährlichen Gemarkungsputz im März ist immer ein großer Erfolg zu verzeichnen, warum nicht das ganze Jahr immer mal wieder und schon ist die Stadt sauber?

Das Sammeln ist natürlich nur einer der Schritte. Ein nachhaltiger Lebensstil und ein präventives Verhalten sind ebenso wichtig. Außerdem die richtige Entsorgung des gesammelten Mülls. Ein weiteres Anliegen Schemms: Die Aufklärung. Dabei setzt er direkt an: Schilder sollen aufmerksam machen und der Kontakt zum Gewerbe und vor allem zu den Schulen soll helfen.

Mit fünf Grundschulklassen hat er bereits begonnen und kürzlich bei der Aktion „Sauberhafter Schulweg“ teilgenommen. Weitere Aktionen sind in Planung.

Das Mitmachen ist ganz einfach: Müllbeutel schnappen und raus in die Natur oder Stadt. Dafür gibt es sogar noch einige Hilfen. Mit der neuen Stelle für Sauberkeit in Rödermark ist Jessica Löbl Ansprechpartnerin (Z 06074 911 959). Säcke und Greifer werden gestellt, sowie der gesammelte und sortierte Müll abgeholt. Ein guter Austausch und eine große Hilfe, für die Frank Schemm sehr dankbar ist. Wichtig zu beachten ist außerdem, dass in der Brutzeit nicht in der Natur gesammelt werden kann, Infos dazu gibt der Nabu Rödermark. Das Sammeln hat gleichzeitig einen guten Sporteffekt, denn die Rumpf-Rücken und Beinmuskulatur werden gestärkt.

Nicht bei jedem Joggen sammelt der Freizeitsportler: manchmal sind es auch Erkundungstouren und dafür geht es wann anders mal mit Gummistiefeln los. Jedes Teil, was beim Joggen, beim Spaziergang mit dem Hund oder beim Nordic Walking aufgehoben wird, ist ein wertvoller Schritt in eine saubere Zukunft. Vielleicht sogar ein Schritt in die Richtung des Ziels von Frank Schemm: Rödermark zur saubersten Stadt der Welt zu machen.

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