Ingrid Noll und ihre Leichen eröffnen Veranstaltungsreigen Stadtbücherei Rödermark wird 25

13 Romane, in 27 Sprachen übersetzt: Ingrid Noll, die Frau mit den liebenswert-boshaften Romanheldinnen, stellte ihr neuestes Werk „Mittagstisch“ im Rotahasaal vor. Foto: chz

Rödermark (chz) – Vor 25 Jahren wurde in Rödermark der Neubau der Stadtbücherei eingeweiht, der mit seinem markanten Turm längst zum Hingucker und fast schon zum Ober-Röder Wahrzeichen geworden ist. Was sich 1992 der damalige Bürgermeister Alfons Maurer gewünscht hatte, ist längst eingetreten: mitten im Ortskern entstand hier ein Treffpunkt und ein Kommunikationszentrum.

Bibliothekarin Brigitte Stenske kann das nach 25 Jahren mit vielen positiven Zahlen belegen: die Ausleihzahlen steigen – im vergangenen Jahr auf 74.551 und damit 3,4 Prozent mehr als 2015. Das größte Plus (18,6 Prozent) gab es bei den digitalen Medien: Wer einen Leseausweis besitzt, hat rund um die Uhr Zugriff auf 100.000 E-Books, Filme, Hörbücher und elektronische Ausgaben großer Zeitungen und Zeitschriften. „Wir haben die neuen Medien nie als Konkurrenz, sondern immer als zusätzliches Angebot betrachtet“, sagt Stenske. Von diesem Miteinander profitierten auch die klassischen Medien: 54.857 Ausleihen in Ober-Roden (plus 0,6 Prozent), 8.189 Ausleihen in Urberach (plus 4,4 Prozent).

Vergnügliche Lesung mit Noll

Im Laufe des Jubiläumsjahres wird es noch viele positive Zahlen zu vermelden geben – eines der Highlights des Geburtstages ist jedenfalls neben der Jubiläumsfeier am 2. April das bunte und hochklassige Programm, das Brigitte Stenske und ihr Team gemeinsam mit dem Freundeskreis „Lesezeichen“ der Stadtbücherei zusammengestellt haben. Ein erstes großes Geschenk an die Rödermärker Bevölkerung war dabei die Lesung der Krimiautorin Ingrid Noll. Im restlos gefüllten Rotahasaal verzauberte die Bestsellerautorin aus Weinheim ihre Zuhörer mit ihrer herzhaften und zugleich so humorvollen Sprache in ihrem derzeitigen Neuling „Mittagstisch“ und natürlich mit ihren vergnüglichen Handlungen: die Ich-Erzählerinnen ihrer mittlerweile 13 Romane, von denen einige schon in 27 Sprachen übersetzt und die ersten längst verfilmt wurden, machen frisch, frech und ohne große Scheu das, was viele ihrer Leserinnen sich nur in ihren kühnsten Träumen gewünscht hätten: ihre ungeliebten Mitbürger aus dem Weg räumen, ihre Nebenbuhlerinnen beseitigen, ihre Rivalinnen um die Ecke bringen.

In den frühen 90er Jahren wurde die heute 82-Jährige mit ihren Erstlingen „Der Hahn ist tot“ und „Die Apothekerin“ zum Idol Tausender von Frauen, weil sie – eine bürgerliche „Durchschnittsfrau“ – ihre Protagonistinnen so handeln ließ. Schon 2005 bekam die Schriftstellerin den Glauser Ehrenpreis – eine Art Krimi-„Oskar“ – für ihr Lebenswerk. Im Rotahasaal jedenfalls genossen die Zuhörerinnen und einige unerschrockene Zuhörer den wunderbaren Humor dieser alten Dame, was sie in großem Beifall und endlosen Schlangen beim Bücherwidmen kund taten.

Feierstunde am 2. April

Nächster Termin im großen Jubiläumsprogramm des Freundeskreises „Lesezeichen“ ist nach der Feierstunde am Sonntag, 2. April, um 14 Uhr im Rotahasaal dann der 10. Mai, wenn ebenfalls im Bücherturm ab 20 Uhr eine lyrisch-musikalische Revue zur Entwicklung der Stadtbücherei erklingen wird: „Im Anfang war der Bücherschrank…“ Kontakt: stabue[at]roedermark[dot]de; Brigitte Stenske (Stadtbücherei Rödermark), Telefon 06074 911631; Verein „Lesezeichen“: Dr. Regina Schick (Vorsitzende), Telefon 06074 93382.