Volkstrauertag in Ober-Roden und Urberach Suche den Frieden und jage ihm nach

Volkstrauertag auf dem Friedhof in Ober-Roden: Der Tag ist eine Mahnung, den Frieden zu bewahren. Foto: Ziesecke

Rödermark (chz) – Erinnern und Mahnen, den Frieden nicht für selbstverständlich nehmen, immer wieder für ihn eintreten - das sind die noch immer aktuellen Hintergründe des seit 1919 begangenen Volkstrauertages.

Bei der Feierstunde auf dem Urberacher Friedhof, wo am Ehrenmal des Ersten Weltkrieges ein Kranz niedergelegt wurde, betonte Burglind Frank für den VdK-Ortsverband die Aktualität des Volkstrauertages. In vielen Teilen der Welt sei Frieden auch heute keine Selbstverständlichkeit. Noch nie seien seit Ende des Zweiten Weltkrieges so viele Menschen weltweit auf der Flucht vor Kriegen gewesen. „Wir brauchen Momente des Innehalten und Gedenkens.“

Stadtverordnetenvorsteher Sven Sulzmann las in seiner Ansprache einen Tagebucheintrag des Schriftstellers Franz Kafka von 1. August 1914 vor. „Deutschland hat Russland den Krieg erklärt - am Nachmittag Schwimmschule“, stand dort geschrieben. Mit dieser Formulierung habe Kafka die Erwartungshaltung vieler seiner Zeitgenossen ausgedrückt, die von einem kurzen, erfolgreichen Waffengang ausgingen. Realität wurde allerdings ein vierjähriges Massensterben mit Millionen von Toten. Die Sinnlosigkeit der blutigen Konflikte mache die Menschen auch heute noch sprachlos. „Der heutige Tag soll uns Gedenken und Mahnung zugleich sein, dafür zu sorgen, dass solches Grauen niemals wieder geschieht“. Sulzmann mahnte: „Wir können den Frieden nur bewahren, wenn wir aktiv für ihn eintreten“. Musikalisch gestaltet wurde die Feierstunde in Urberach von des Gesangsabteilung des KSV und dem Musikverein 06.

Im Tod gibt es keine Sieger und Verlierer

In Ober-Roden, wo der Musikzug der Turngemeinde 08 und der Katholische Kirchenchor Cäcilia für die musikalische Gestaltung sorgten, mahnte der Vorsitzende des VdK Sozialverbandes Ober-Roden, Bernd Koop, die auch 98 Jahre nach seinen Wurzeln nach dem Ersten Weltkrieg immer noch gültige Notwendigkeit des Volkstrauertags an: Immer noch und mehr denn je sind Menschen auf der Flucht und lassen ihre Familien zurück, verlassen ihr gewohntes Umfeld des Friedens halber. „Doch Frieden setzt Gerechtigkeit voraus.“ Der katholische Pfarrer Elmar Jung erinnerte in seiner Ansprache vor allem daran, dass wir verpflichtet sind bei Krieg und Gewalt, Ungerechtigkeit und Brutalität hinzuschauen und nicht auf Distanz zu gehen. „Wir brauchen eine echte und mutige Erinnerungskultur.“ Es gibt letztlich keine Sieger und Verlierer, der Tod steht immer am Ende. Doch die große Friedenssehnsucht muss uns lehren, wieder miteinander zu leben: „Such den Frieden und jage ihm nach!“

Ehe VdK-Vorsitzender Bernd Koop gemeinsam mit Bürgermeister Roland Kern Blumen am Mahnmal niederlegten, vertiefte Pfarrer Jung mit zwei Texten von Gerhard Blank und Bert Brecht diese Mahnung nach Frieden: „Es wird der Tag, doch wann er wird, hängt ab von mein und deinem Tun. Drum wer mit uns noch nicht marschiert, der mach’ sich auf die Socken nun.“

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