Sie brauchen einen Euro Zuschuss pro Kind und Stunde Tagesmütter gehen auf die Straße

Im Ortskern von Ober-Roden wurde es laut und bunt, dort herrschte pralles Leben: Blaue und weiße Luftballons, Klappern und Rasseln von hölzernen Klangspielen, von den jüngsten Umzugsteilnehmern gespielt, vor allem aber das herzhafte Lachen der begleitenden Pflegemütter machte den Umzug der Pflegemütter des Deutschen Kinderschutzbundes DKSB unüberhörbar. Hier sind sie im Gespräch mit Bürgermeister Rotter (links).

Ober-Roden – Rasselnd und pfeifend haben Rödermärker Pflegemütter bei einem Umzug durch den Ortskern auf ihre zentralen Anliegen aufmerksam gemacht: Nachwuchsmangel, schlechte Bezahlung.

Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB), unter dessen Dach die Tagespflege angesiedelt ist, braucht dringend Unterstützung. Schließlich bietet er verlässlich qualifizierte und motivierte Tagespflege an in kleinen Gruppen mit maximal fünf Kindern und bei sehr persönlicher Betreuung, die auch in Betreuungszeiten flexibler ist als in öffentlichen Einrichtungen. Immer gleiche Bezugspersonen, von außen genutzte Förderung etwa durch Spielkreise, Musikschule und Kinderturnen sowie ein fester Kostenbeitrag durch den Kreis Offenbach – vieles spricht für die Tagespflege, doch Elke Hochberger, Sibille Flisar und ihre Kolleginnen haben Nachwuchssorgen – nicht etwa bei den Kindern, sondern bei ihren Kolleginnen. Dagmar Ehrhardt etwa, über viele Jahre in Rödermärker Kindertagesstätten und im Hort angestellt und zuletzt seit 25 Jahren in der Tagespflege aktiv, zieht in Kürze in den hohen Norden. Nicht nur für sie braucht der DKSB dringend Ersatz. Doch ein grundlegendes Problem dabei ist auch die Bezahlung – eines der Themen, über welche die Tagesmütter nach ihrem augen- und ohrenfälligen Umzug durch Ober-Rodens Ortskern am „Knochen“ noch mit Bürgermeister Jörg Rotter sprachen.

„Wir wollen ja nicht für die Sonderfälle wie Randbetreuung und ganz junge Kinder da sein. Wir brauchen auch eine bessere Entlohnung. Das Thema ist nicht neu: ein Euro pro Kind und pro Stunde von der Stadt als Zuschuss – das ist unsere Forderung, die in den meisten Gemeinden außer Rodgau und Rödermark auch bereits erfüllt sind“, stellt Beate Rauch vom DKSB ihre Wünsche und Forderungen vor.

„Ihr kämpft ja berechtigt für eine gewisse Anerkennung und nicht nur um Geld“, gab Jörg Rotter zu verstehen. „Aber wir unterstützen das ja: Wir haben uns nachdrücklich um die Vertretungswohnung für Krankheitsfälle gekümmert; wir unterstützen mehr als andere Kommunen durch Material, wir unterstützen euch auch gegenüber dem eigentlichen Träger, dem Kreis Offenbach. Das Ein-Euro-Thema nehme ich mal mit und bespreche es mit der zuständigen Dezernentin Andrea Schülner.“

Der Wunsch aller Beteiligten: Dass die Tagesmütter nach ihrem Umzug und nach diesem Gespräch auf Fortschritte hoffen können.
 chz