Schon vier Minuten über dem Limit kosten 30 Euro Unerbittliche Parkplatzkontrolle

An der Zufahrt zum Märktezentrum scannen Kameras die Nummernschilder. Bilder von Autos, die innerhalb von drei Stunden wegfahren werden gelöscht, versichert die Firma Park & Control.

Urberach – Kennen die Parkplatzkontrolleure am Märktezentrum keine Gnade und kassieren selbst beim kleinsten Verstoß die angedrohten 30 Euro? Zwei Ober-Röder jedenfalls mussten zahlen – eine Frau, weil ihr Auto vier Minuten länger als drei Stunden stand, und ein Mann, der sonntags parkte. Noch dazu in sozialer Mission; doch dazu später.

Seit Mitte Januar weisen große Schilder sowohl auf die maximale Parkdauer von 180 Minuten als auch auf die Strafe von 30 Euro hin, wenn diese Zeit überschritten wird. Kameras scannen an der Zufahrt die Kennzeichen der ein- und ausfahrenden Kundenautos. Das Märktezentrum wird von der Firma x+bricks verwaltet. Ein Firmensprecher begründete die Kontrolle damals so: Ein sogenanntes Zufahrtsmanagement-System soll den grundsätzlich kostenlosen Parkplatz vor unsachgemäßer Nutzung schützen. x+bricks hatte vor allem Lastwagen, die dort tagelang standen, im Visier. Mit der Überwachung hat der Immobilienverwalter die Firma Park & Control in Stuttgart beauftragt.

Von der hat eine Obi-Kundin einen Strafzettel bekommen. Die Frau hatte im Baumarkt ihren Großeinkauf erledigt und 350 Euro Umsatz gemacht. Allerdings brauchte sie dafür vier Minuten länger als drei Stunden. Konsequenz: eine Forderung über 30 Euro, zahlbar innerhalb von acht Tagen. Die Kundin bat beim Baumarkt um Rückerstattung und stieß dort auf Verständnis, was aber nicht automatisch eine sofortige Zahlung bedeutete. Die Frau hat die 30 Euro überwiesen, um weiterem Ärger zu entgehen.

Holger Schneider ackerte gut drei Monate mit den Parkplatzkontrolleuren herum, bevor seine 30 Euro abgeschrieben hat. Das Besondere an der Sache: Er parkte an einem Sonntag, an dem dort kein Geschäft offen hat, und hatte außerdem ein Schild „DRK im Einsatz“ hinter der Scheibe liegen.

Holger Schneider hatte am 14. Mai Sanitätsdienst beim „wumboR“-Lauf und war sich sicher: „Ich habe an diesem Vormittag auf dem Parkplatz niemanden behindert oder sonst irgendwie benachteiligt.“ Anfang August kam der Strafzettel. Schneider bat per Telefon um Milde, doch Park & Control blieb hart. „Wir teilen Ihnen mit, dass die Kundenparkplätze an sieben Tagen die Woche 24 Stunden kontrolliert werden. Dies ist vom Grundstückseigentümer so gewünscht“, schrieb das Unternehmen und beendete die Mail mit „der höflichen Bitte“, spätestens zum 15. August zu zahlen.

Dem DRK-Mann bleiben nur Frust und Wut: „Ich engagiere mich schon mehr als 30 Jahre ehrenamtlich für das Rote Kreuz in Rödermark und den Katastrophenschutz im Kreis Offenbach. Für mich und alle Ehrenamtlichen ist das ein Schlag ins Gesicht!“

„Wir sind mit der von uns gewählten Lösung der Parkplatzbewirtschaftung weiterhin sehr zufrieden. Die Anzahl unsachgemäßer Nutzungen des Parkplatzes, insbesondere durch Lkw, konnte deutlich reduziert werden. Das moderne Zufahrtsmanagement-System von Park & Control erfreut sich dank seines hohen Komforts, seiner Transparenz und Einfachheit einer sehr hohen Akzeptanz vor Ort“, erklärte ein x+bricks-Sprecher auf Anfrage. Wegen möglicher Ermessensspielräume verwies er auf Park & Control. Doch unsere Anfrage dort blieb bis heute ohne Antwort.
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Kommentare

Kontrolle

Putzig, die Kontrolle sollte sich doch gegen die LKWs richten.
Und das KFZ war ja ersichtlich kein LKW.
Ich werde mir in Zukunft mehr als einmal überlegen dorthin einkaufen zu fahren.
Wer weiß was hier sonst noch kontrolliert wird.