Ein Vierteljahrhundert digitale Orgelmusik in St.Nazarius Zuhörer bewundern auch alte Pfeifen der Orgel

Die Organisten (von links) Ina Dinges, Reinhold Christ, Christine Ullmann und Thomas Weber brachten die digitale Allen-Orgel in St.Nazarius beim „Orgelfeuerwerk“ zum Klingen. Foto: Ziesecke

Rödermark (chz) – Zum 25. Geburtstag der letzten großen Kirchenrenovierung und der damit verbundenen Anschaffung einer neuen Orgel lud die Pfarrgemeinde St. Nazarius zu einem „Orgelfeuerwerk“ mit ihren vier Organisten und zu einer Stunde abwechslungsreicher Orgelmusik ein. Der evangelische Ober-Röder Willi Böllert hatte den erst 1996 nach Ober-Roden gekommenen Pfarrer Elmar Jung darauf aufmerksam gemacht. Die alte Orgel war damals stark überholungsbedürftig; die hohen Kosten veranlassten die Pfarrgemeinde zu einer neuen digitalen Orgel für rund 300.000 D-Mark, deren Klänge nicht aus Pfeifen, sondern aus 30 hinter den einstigen Orgelpfeifen versteckten Lautsprechern kommen. Pfarrer Elmar Jung freute sich über diese Entscheidung, er dankte auch allen Helfern wie etwa Klaus Huthmann, die in den letzten Jahren immer wieder „hineingekrochen sind und rund um die Orgel vieles repariert haben“ .

Zum Klingen brachten die digitale Allen-Orgel - benannt nach der Erbauerfirma in den USA - an diesem Abend Ina Dinges (48), die erst mit 44 zum Orgelspiel gekommen ist; Thomas Weber (38), der schon seit seinem 14. Lebensjahr orgelt;. Christine Ullmann (55), die vor etwa 40 Jahren zum Orgeln kam, sowie der Senior unter den Organisten in St. Nazarius, Reinhold Christ (76), der ein halbes Jahrhundert lang schon die Orgeln erklingen lässt.

Zu diesen vier Organisten, von denen jeder zwei zur Vorweihnachtszeit passende Stücke ganz unterschiedlicher Art auch ganz verschieden interpretierten, kam noch das Spiel eines fünften Kirchenmusikers: Wolfram Gehring, jener Organist, der bei der Einweihung diese Orgel gespielt hat und der jetzt 88-jährig in Köln lebt.

Das Gemeindeglied Elisabeth Engelmann hatte eine CD mit Orgelmusik von ihm vorbeigebracht, die nun abends ausschnittsweise in der Kirche erklang – ein krasser Gegensatz zu den weihnachtlichen Weisen der hiesigen Organisten – sphärisch anmutend, bizarr, sanft und zugleich schmerzvoll, eine Brücke zugleich zwischen damals und heute, zwischen 25 Jahren neuer und inzwischen auch schon wieder in die Jahre gekommener Orgel in St. Nazarius.

Wer interessiert war, konnte auch nach dem Konzert noch die engen Steinstufen zur Orgelempore hinaufsteigen und mit Hilfe der Organisten auch einmal hinter den schwarzen Vorhang mit den 30 Lautsprechern schauen oder noch einmal in die hier gelagerten einstigen „echten“ Orgelpfeifen hinein blasen.