Bernd Zürn erfolgreich beim höchsten Treppenlauf Westeuropas 232 Höhenmeter + 1.390 Stufen

Für den Flörsheimer Bernd Zürn wurde beim Start sogar ein Minifeuerwerk gezündet.

Flörsheim – Mit der Behauptung „Die höchste Aussichtsplattform Deutschlands erwartet Sie mit einem einmaligen Panoramablick auf die Schwäbische Alb und den Schwarzwald bis hin zu den Schweizer Alpen“ wirbt der Betreiber des „Testturm Rottweil“. Und er hat recht: Mit 232 Metern ist diese öffentlich zugängliche Besucherplattform auf dem Thyssen-Krupp-Turm mehr als 80 Meter höher als die des Stuttgarter und sogar 30 Meter höher als die des Berliner Fernsehturmes.

In knapp 30 Sekunden bringt ein Panoramaaufzug die Besucher in diese schwindelerregende Höhe. Dafür zahlen Erwachsene 9 Euro. Es geht aber auch wesentlich langsamer, beschwerlicher und – teurer! Sage und schreibe 35 Euro zahlen alle, die die insgesamt 1.390 Stufen zu Fuß bewältigen. Möglich ist das beim jährlichen „Thyssen-Krupp-Treppenlauf“. Am 18. September waren wieder mehrere hundert Frauen und Männer dabei. Einer davon war ich. Es war mein erster Treppenlauf in dieser Dimension. Der Messeturm Frankfurt, den ich schon mindestens 30 Mal gelaufen bin, ist rund 200 Stufen niedriger.

Beim „Thyssen-Krupp-Treppenlauf“ können die Läufer teilnehmen als „Zweier-Team“, „Feuerwehr mit PA“, „Feuerwehr ohne PA“, „Polizeiwertung“ oder „Einzelläufer“. Mit 331 Personen war meine Gruppe, die „Einzelläufer“, auch diesmal wieder die zahlenmäßig stärkste Gruppe. In meiner Altersklasse, der „M 80“, also Männer 80 Jahre und älter, hatten sich zwei weitere Läufer angemeldet, waren aber nicht erschienen. Die Folge: Ich war mit 84 Jahren der älteste Teilnehmer.

Bei Temperaturen um 11 Grad und einem kalten Wind begann der Start pünktlich um 10 Uhr rund 40 Meter vor dem Turmeingang. Los ging es mit den 30 Eliteläufern. Die hatten bei ihrer Anmeldung angegeben, dass sie für sich eine besonders gute Zeit erwarteten. Nämlich weniger als zehn Minuten. Im Abstand von jeweils 30 Sekunden wurden sie auf die Strecke geschickt. Ihnen folgten wir, die „normalen“ Einzelläufer, mit jeweils 12 Sekunden Abstand.

Mit der Startnummer 495 hieß es für mich gegen 11.30 Uhr „Fertig, los!“. Dass zu meinen Ehren – ich war wie gesagt der älteste Teilnehmer – ein Minifeuerwerk gezündet wurde, tat mir gut. Weniger gut war es anschließend im Treppenhaus. Die dort angebrachten Informationen über die zurückgelegten Stufen und die erreichten Höhenmeter waren so frustrierend, dass ich ihren Anblick vermied und nur noch auf die Stufen starrte.

Auch die im Treppenhaus postierten Helfer von DRK und THW waren mir keine wirklich motivierende Stütze, obwohl sie mir ihre erhobenen Daumen zeigten und dazu aufmunternde Worte zuriefen. Nachdem ich von drei anderen Teilnehmern überholt wurde, kamen mir die ersten großen Selbstzweifel: „Warum tust du dir das an?“

Doch dann hatte ich mein Tempo gefunden und – wie tröstlich – sogar vier Läufer überholt. Als dann die Stufenzahl 1.200 in Sichtweite kam – jetzt waren es nur noch 190 Stufen – wurde ich richtig euphorisch.

Oben angekommen, fühlte ich mich immer noch fit und keineswegs erschöpft. Der Blick auf die Ergebnistafel: 14 Minuten und 40 Sekunden! Das reichte für Rang 229 von 331. Erhofft hatte ich mir eine Zeit von 17 Minuten. Verglichen mit der Zeit von 7:32 Minuten für den Ersten war ich ziemlich lahm. Tröstlich, dass wesentlich Jüngere mehr als eine halbe Stunde unterwegs waren.

Mein Fazit: Eine anstrengende Viertelstunde, die ich aber nicht missen möchte. Erfreulich auch, dass es hinterher keinerlei „Nachwehen“ in Form von Muskelkater, Gelenkschmerzen oder Ähnliches gab. In Gedanken bin ich deshalb schon beim Treppenlauf 2023. Mit vielleicht sogar noch einer besseren Zeit als diesmal.

Bernd Zürn