Hund attackiert Radfahrer und Jogger – PETA fordert Hundeführerschein in Hessen „Das Problem liegt am anderen Ende der Hundeleine!“

Was aus ihm mal wird, ist von seinen Haltern abhängig, sagt PETA und fordert den Hundeführerschein in Hessen.

Taunus (red) – Bei der erneut geäußerten Forderung nach einem Hundeführerschein in Hessen bezieht sich die Tierrechtsorganisation PETA auf Medienberichte aus der vergangenen Woche. Danach soll ein Hund am Sonntagmorgen vor einer Woche einen Radfahrer und zwei Jogger in Friedrichsdorf angegriffen haben. Der Radfahrer soll auf dem Lochmühlweg zwischen Bad Homburg und Friedrichsdorf unterwegs gewesen sein, als er einer Frau mit Hund begegnete. Unvermittelt attackierte das Tier den Mann und zog ihn vom Rad, war zu lesen.

Die Hundehalterin und der Mann stritten, anschließend fuhr er weiter. Eine 48-jährige Joggerin und ihr Mann beobachteten die Szene. Als die beiden dann auf der Höhe der Halterin und des Hundes waren, attackierte das Tier auch die beiden Jogger. Dabei wurde die 48-Jährige verletzt. Gegen die Hundehalterin sei Strafanzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung erstattet worden. Angesichts dieses Vorfalls fordert PETA nach eigenem Bekunden die Landesregierung auf, den sogenannten Hundeführerschein in Hessen einzuführen.

„Meist liegt das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine. Viele Halterinnen und Halter können das Verhalten, die Signale und die Körpersprache ihres Vierbeiners nicht richtig deuten und einschätzen.Somit ist die wahre Ursache für Beißattacken bei ihnen zu suchen – nicht beim Tier“, so Monic Moll, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt wird, kann zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden – unabhängig davon, ob er einer Rasse angehört oder ein Mix ist.“

Der Hundeführerschein sieht vor, dass künftige Halter bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben.

Anschließend folgt für Halter und Hund ein gemeinsames obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. Ein solcher Nachweis kann sicherstellen, dass Hundehalter fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten. Eine funktionierende Kommunikation zwischen Hund und Halter ist unerlässlich, um Beißvorfälle zu verhindern.

Als erstes deutsches Bundesland hat Niedersachsen einen Sachkundenachweis für Hundehalter beschlossen – seit Juli 2013 ist der allgemeine Hundeführerschein verpflichtend. Wer in Berlin seit dem 1. Januar 2017 einen Hund neu aufgenommen hat, ist ebenfalls dazu aufgefordert, sich die notwendige Sachkunde anzueignen. Einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2016 zufolge spricht sich mit 65 Prozent eine deutliche Mehrheit der Deutschen für einen Sachkunde-nachweis für Hundehalter aus. Einige Städte belohnen verantwortungsbewusste Halter: Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein absolviert hat, kann sich ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen.

In Mannheim gilt eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben haben. Ein verpflichtender Hundeführerschein hat einen weiteren Vorteil: Er kann Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit der Hundehaltung auseinandergesetzt haben, von einem eventuellen Impulskauf abhalten. Jedes Jahr landen 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter sehr viele Tiere, die unüberlegt „angeschafft“ wurden.