Osterspaziergang mit Burgschauspielern und Sängerbund Singend ins Revolutionsjahr 1848

Die Burgschauspieler ließen beim Osterspaziergang Geschichte lebendig werden. Bild: Jens Bergold

Eppstein (red) – 80 Osterspaziergänger begrüßte Erste Stadträtin Sabine Bergold am Ostermontag vor dem Stadtbahnhof. Sie freute sich besonders über die Beteiligung zweier Vereine, der Eppsteiner Burgschauspieler und des Sängerbundes 1851 Vockenhausen. Letzterer stimmte mit „Die Gedanken sind frei“ gleich das Lied der Revolution an.

Da im Deutschen Bund strenge Zensur herrschte, Demonstrationen durch das Militär aufgelöst wurden und freiheitsliebende Menschen durch Verhöre und Gefängnis abgeschreckt wurden, formulierte man den Protest musikalisch.

„Eppsteins ältester Gesangsverein wurde 1845 gegründet, aber er löste sich leider 2014 auf“, berichtete Museumsleiterin Monika Rohde-Reith. Gleich am Bahnhof wurden die Spaziergänger Zeuge einer Verfolgung, als ein Eppsteiner Bürger, gespielt von Juliane Rödl, sich anschickte, am Wachensturm in Frankfurt teilzunehmen. Janna Bergen und Nathalie Wolz beschwichtigten das Militär und ermöglichten dem Freiheitskämpfer die Flucht.

In der nächsten Szene zeigten sich zwei Bürgerinnen (Linda Kratz und Ulrike Vergin) erschreckt über die Revolutionäre und ein Kind (Mathilde Berger), das „Die Gedanken sind frei“ flötete. „Aus dem Gottesdienst kenn ich das Lied nicht“, tuschelte die Bürgerin, die verängstigt nach Spitzeln schaute. Vor der Eppsteiner Zeitung erzählte Rohde-Reith von den 30.000 Menschen, die am 4. März 1848 in Wiesbaden vor dem Stadtpalast Herzog Adolphs die Anerkennung der „Forderungen der Nassauer“ erreichten.

Großer Jubel kam auf, als Patrick Klein die Genehmigung der Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und Aufstellung einer Bürgerwehr verkündete. Doch sollte sich der Herzog, wie sich später herausstellte, nicht an seine Versprechen halten und alles wieder zurücknehmen. Am Ostaufgang erklang wieder das Revolutionslied, gespielt von Jutta Paetow-Meyer. Rohde-Reith erinnerte an die Bemühungen der Freiherren von Gagern um die Einigung der fast 40 Kleinstaaten zu einem Nationalstaat, wobei der Präsident der Nationalversammlung, Heinrich von Gagern, keine Demokratie, sondern eine konstitutionelle Monarchie angestrebt habe.

Auf der Burg begrüßte die Spaziergänger Kanonendonner. Adam Guckes (Benjamin Peschke), der Vorsitzende des Eppsteiner Gesangsvereins, exerzierte mit der Bürgerwehr. Mrs. Hayward aus Leeds (Nicole Decher), Kurgast aus Soden, befürchtete einen Überfall des Militärs, während die erschrockene Edith Wißkirchen den Adam lautstark aufforderte, lieber wieder zur Gesangsprobe zu gehen statt zu schießen. Guckes verteidigte die neu gewährten Freiheiten, für die viele mit Kerker und Blut bezahlt hätten, lautstark. Doch bevor die Situation eskalieren konnte, rief ein Kind, gespielt von Ida Bilke, in die Menge: „Dann singen wir doch lieber wieder.“ Gemeinsam stimmten alle Teilnehmer zum Abschluss das Freiheitslied an, bevor Monika Rohde-Reit vom Scheitern der Revolution von 1848 berichtete. Besonders habe sie beeindruckt, so die Museumsleiterin, wie die Menschen mit Flugblättern und in den Turn- und Gesangsvereinen gegen Zensur und Repressionen angingen. „Es haben sich so viele Menschen solidarisiert, dass die Monarchen dann endlich vor einem Eingreifen des Militärs zurückschreckten.“

Zum Abschluss kamen die Spaziergänger im Juchhebau der Burgschauspieler zu Erfrischungen und Gesprächen zusammen.

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