Weihnachtsausstellung „Apfel, Nuss und Mandelkern“ im Dreieichmuseum Von Zuckerbäckern und Lebküchnern

Rita (links) und Judith Breuer haben wieder einige Schätze zum Thema zusammengetragen. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – An den Zweigen der Nordmanntanne locken süße Köstlichkeiten: Mit Mandeln verzierte Lebkuchen, knusprige Springerle und weiche Gelee-Figuren verströmen den Duft der Adventszeit. Ein zweiter Weihnachtsbaum ist mit roten Äpfeln, knackigen Mandeln und Nüssen dekoriert. Langsam beginnt sie, die heimelige Winterstimmung – dann darf auch die alljährliche Weihnachtsausstellung im Dreieichmuseum nicht fehlen. Am kommenden Samstag, 17. November, elf Uhr, wird die neue Ausstellung eröffnet.

Im sechsten Jahr in Folge sorgt Familie Breuer aus Olpe für weihnachtliche Gefühle im Geschichts- und Heimatverein Dreieichenhain. Mutter Rita und Tochter Judith Breuer sind wieder zu Gast mit den Schätzen aus ihrer Sammlung. Nach Themen wie den Weihnachtsbäumen, den bunten Tellern oder den Krippen, dreht sich in diesem Jahr alles um „Apfel, Nuss und Mandelkern. Eine kleine Kulturgeschichte der Weihnachtsbäckerei“. Nur die Leckereien zu präsentieren, die noch bis vor wenigen Jahrzehnten den Christbaum in den deutschen Wohnzimmern schmückten, das ist Rita Breuer zu wenig. Sie hat die Geschichte der Weihnachtsbäckerei gewissenhaft aufgearbeitet und dabei noch so manch spannende Entdeckung gemacht. Die Ausstellung spannt den Bogen von der mittelalterlichen Backtradition und den orientalischen Ursprüngen der Gewürze über die gewerbliche Zuckerbäckerei bis zur Backtradition in den Familien.

So sind beispielsweise die Lebküchner eine ganz eigene Zunft, die lange um die Anerkennung ihres Berufes gekämpft haben. „Denn es war einst das Privileg der Klosterbäckereien, Lebkuchen zu backen – waren doch die Mönche lange Zeit die einzigen, die den Reichtum des Honigs nutzen konnten. Erst mit dem Aufkommen des Rübenzuckers wurde die Zuckerbäckerei für alle viel erreichbarer“, weiß Rita Breuer. Sie hat auch das Kloster von Olpe besucht und hinter die Kulissen der Hostienbäckerei geblickt. Seit 1860 bis heute stehen die Schwestern in den Klosterbäckereien und stellen mit Wasser und Mehl die so wichtige Zutat für die Gottesdienste her. Ein Foto von Schwester Gerlinde beim Ausstechen der Hostien belegt diese Tradition. Auch die Bäckerei der Kriegsweihnachten sind in den Vitrinen des Dreieichmuseums beleuchtet. So spielten im Ersten Weltkrieg die christlichen Bezüge des Weihnachtsfestes in der Bäckerei noch eine Rolle. Im Zweiten Weltkrieg bekamen die Soldaten ihre Weihnachtsplätzchen und -Schokoladen nur noch in Flieger-Form oder als germanische Runen – Krippen oder ähnliche Erinnerungen an Christi Geburt waren unter Hitler Tabu.

Breuers nehmen auch die lokalspezifischen Weihnachtsköstlichkeiten auf: mit vielen Bildern und Geschichten können die Ausstellungsbesucher die Historie des Nürnberger Lebkuchens, der schwäbischen Springerle, der Aachener Printen, des Lübecker Marzipans oder der Dresdner Christstollen ansehen. Ein besonderer Schatz der Ausstellung ist eine historische Backstube mit den typischen Backutensilien: wunderschöne Porzellan-Küchenhilfen, viele von ihnen mit Goldrand. „Dieses Ensemble steht normalerweise immer bei mir Zuhause. Ich bin jetzt doch sehr froh, dass ich mich dazu überwunden habe, es abzubauen und hier zu zeigen“, sagt Rita Breuer schmunzelnd. Das Nudelholz aus Keramik, all die Löffel und Siebe, Aufbewahrungsdosen, Filter und Klopfer aus dem wertvollen Material sind eine wahre Augenweide und versetzen die Besucher beinahe in längst vergangene Zeiten. Eine alte Spekulatiusmaschine, die Rita Breuer aus dem Sauerland nach Dreieich transportiert hat, ist ein weiteres Schätzchen der Sammlung. Damit die Ausstellung für die Besucher noch interaktiver ist, können die großen und kleinen Gäste an einer Riech-Bar mit den Düften von Vanille, Zimt und Kardamom die schönsten Erinnerungen an die Weihnachtsbäckerei wecken.

„Apfel, Nuss und Mandelkern“ ist eine Premiere – die Ausstellung aus der großen Weihnachtssammlung in Olpe wurde in dieser Zusammenstellung noch nie gezeigt. Die Weihnachts-Fans sollten die Gelegenheit nutzten und sich die schönen Exponate ansehen – denn nach sechs Jahren in Folge machen Rita und Judith Breuer 2019 auf jeden Fall eine Pause mit ihren Ausstellungen.