Zwischen Industriecharme und Wasserrauschen: Der Technikraum des Maintalbads ist eine außergewöhnliche Bild: detlef sundermann

Maintal – Das Maintalbad kann ab sofort für Fotoshootings gemietet werden. Dabei sind alle erdenklichen Optionen möglich: mit Badezeug am Leib oder ohne, im Bauch des Hallenbads – sprich im Technikraum – oder im Becken, sich auf einem BeBoard rekelnd, während Anne Schelhaas-Wöll auf den Auslöser drückt. Die Maintaler Fotografenmeisterin nutzt als Erste das neue Jubiläumsangebot der Sportstätte, die im vergangenen Jahr ihren 50. Geburtstag gefeiert hat.

Mächtige Elektromotoren surren unerlässlich, in Intervallen setzt kräftiges Wasserrauschen ein, der Raum ist mit armdicken Rohren durchzogen, aus mehreren deckenhohen, orangefarbenen Tanks dringen Geräusche. Schelhaas-Wöll hat trotzdem keine Probleme, ihre Anweisungen an das Modell durch die Schallfülle zu bekommen. „Den Kopf noch etwas mehr in den Nacken legen“, heißt es etwa. „Super!“ Noch eine kleine Haltungskorrektur, bis es dann final von Schelhaas-Wöll heißt: „Du sitzt nun super!“

Fotomodell Alla Ottl, im Berufsleben Schwimmmeisterin im Maintalbad, breitet sich in lasziver Pose auf der Eisentreppe aus. Schelhaas-Wölls Tochter Nima wirft auf Kommando den Nebelgenerator an. Das Auslöserklicken der Kamera ist nicht zu hören. Die Fotografin prüft auf dem Kameradisplay mit einem zufriedenen Lächeln die Serie und attestiert Ottl Talent.

„Wir wollen mit dem Angebot zeigen, dass wir nicht nur eine Location zum Schwimmen sind“, sagt Betriebsleiter Roland Allmannsdörfer. Seit dem Jubiläumsjahr gibt es daher Veranstaltungen, die aus dem Rahmen fallen, wie romantische „Candle-Light-Dinner“ oder entspannte Abende unter dem Motto „Cocktail & Chill“. Dafür sei auf ein großes Fest verzichtet worden, das nur einen Einmaleffekt gehabt hätte, erklärt Allmannsdörfer.

Die Badbelegschaft sei zudem mit der Frage in Klausur gegangen: „Was können wir machen, um das Bad in Erinnerung zu behalten?“ Fotos! Laut Allmannsdörfer sollten es jedoch nicht die üblichen sein, aus denen dann Kalender oder Bildbände hergestellt werden. Ganz ausschließen will er das zwar nicht, denn das Bad wird laut aktuellem Planungsstand im Herbst dieses Jahres abgerissen und soll einem Neubau an gleicher Stelle weichen.

Für die einst als Mittelpunktschwimmbad bezeichnete Freizeitstätte, die ein Jahr vor der Gründung der Stadt Maintal eröffnet wurde, hegt Allmannsdörfer ein paar berechtigte Sentimentalitäten. Immerhin arbeitet er dort seit 35 Jahren mit Freude.

Die Möglichkeiten, das Bad als Fotostudio zu nutzen, begeistern ihn. „Die verschiedenen Elemente aus Industriestil und Wasser und das besondere Zusammenspiel von Licht und Schatten ergeben ein außergewöhnliches Feeling, um Personen fotografisch in Szene zu setzen“, sagt Allmannsdörfer.

Die Mietgebühr liegt unter Hundert Euro. Zum Fototermin steht das Bad exklusiv zur Verfügung. In der Schwimmhalle kann daher nur nach Betriebsschluss fotografiert werden.

Als „Teaser“, um Interessenten zu zeigen, in welche Richtung es gehen kann, hat Fotografin Schelhaas-Wöll eine Bildstrecke mit Schwimmmeisterin Ottl als Modell gemacht.

Die tauschte für das Shooting im Maschinenraum das rote Dienst-Shirt mit der Aufschrift „Wasseraufsicht“ und Shorts gegen Bikini und Badeanzug, lässige Straßenklamotten und High Heels.

Eine textilfreie Session ist gleichfalls buchbar – zumindest bei Schelhaas-Wöll, auch wer diese Form des Porträts nicht gewohnt ist. „Es braucht dann manchmal zehn bis 15 Minuten, bis ein Modell warm geworden ist. Dann macht es Spaß“, erklärt die Fotografin.

Unerwünschte Beobachter sind hierbei nicht zu befürchten. Lediglich eine Bademeisterin oder ein Bademeister haben Anwesenheitspflicht. Zwei bis drei Stunden seien für die Aufnahmen notwendig. Auch Gruppen, Familien oder Paare können ein Fotoshooting buchen.

Wer sich selbst gerne im Maintalbad fotografieren lassen und sich von den Bildern von Alla Ottl inspirieren lassen möchte: Die Bilder des ersten Fotoshootings sind auf www.maintalbad.de und www.fotostudioschelhaas.de zu sehen. Dort kann man auch selbst einen Shootingtermin buchen.
 sun

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