Repair-Café haucht defekten CD-Spielern und Nähmaschinen neues Leben ein Technik wieder zum Laufen bringen

Die Platine ist kaputt: Die Ehrenamtler des Repair-Cafés können den durchgebrannten Motor eines Staubsaugers nicht wiederherstellen. Ansonsten gelingen die meisten Reparaturen. Bild: Prochnow

Heusenstamm – Schmauchspuren ziehen sich über die Oberfläche. „Es gab einen Knall und dann viel Rauch“, schildert die Heusenstammerin, die ihren Namen nicht preisgeben möchte. Die „Tatwaffe“ ist ein 14 Jahre alter Staubsauger der Marke Rowenta, der plötzlich seinen Geist aufgegeben hat. Ein Fall fürs Repair-Café, das unter dem Dach der Bürger- und Seniorenhilfe Heusenstamm (BSHH) immer am letzten Samstag im Monat für solche „Fälle“ öffnet.

Wurde die Steuerung vom durchgebrannten Motor in Mitleidenschaft gezogen oder hat sie den Schaden ausgelöst? Jürgen Bückle bevorzugt die erste Version. Der Experte kann aber weder die Platine messen noch auslöten, die Frage ist, ob sich der Kauf eines neuen Motors für 60 Euro lohnt. Die Eigentümerin beharrt auf dieser Lösung, sie ist begeistert von ihrem Haushaltshelfer, der mal mehr als 600 Euro gekostet hat.

Auch der Radio-Plattenspieler mit integriertem CD-Player im klassischen Holzkasten-Look, gerade einmal zehn Jahre alt, hat von jetzt auf gleich seinen Dienst versagt. Seine Besitzerin hängt an dem Gerät und erhofft sich Hilfe von den Ehrenamtlichen.

Die Dienste des Repair-Cafés sind sehr gefragt. „Vor der Öffnung um 14 Uhr standen schon fünf Leute vor der Tür“, berichtet Hartmut Scharmann. Er hat das Angebot vor knapp zwei Jahren ins Leben gerufen und mit einigen Mitstreitern anfangs in seinem Hof gearbeitet. Das lief bei trockenem Wetter im Sommer ganz gut, blickt er zurück. Mit der BSHH hat die Gruppe dann im vergangenen April eine Heimat gefunden, in der sie als eigene Abteilung geführt wird. Etwa 20 Helferinnen und Helfer sind dabei, vom Elektriker in Rente über den Kunststoff-Fachmann und die leidenschaftliche Bastlerin bis zu zwei jungen Flüchtlingen, die in der Branche gearbeitet haben, informiert Scharmann. Er selbst ist Maschinenbautechniker und Amateurfunker und übernimmt die Reparatur von Teilen. Die Kollegen können besser kleben und schweißen. Von 142 Geräten, die ihnen 2023 vorgestellt wurden, konnten sie lediglich 40 nicht wiederherstellen.

CD-Spieler sind so eine Sache. „Wenn der Laser einen Schlag hat, können wir nichts machen.“ Auch wenn bei Föhn, Toaster oder Kaffeemaschine die Heizspirale durchgeglüht ist, haben die erfahrenen Helfer wenig Chancen. „Fernseher nehmen wir grundsätzlich nicht an“, dafür gebe es in der Schlossstadt einen eigenen Spezialisten. Dagegen schicke das Elektro-Fachgeschäft am Ort Kunden mit beschädigten Geräten bewusst ins Repair-Café, weil sich eine kommerzielle Reparatur nicht rechne.

„Unser Ziel ist, Müll zu vermeiden, Ressourcen zu sparen, damit die Umwelt zu schonen und eine nachhaltige Lebensweise in der Praxis zu erproben“, fasst Scharmann zusammen. Im Januar kamen mit 27 Personen so viele wie nie zuvor an die Kirchstraße. „Sechs bis zehn von uns sind immer da“, sagt der Initiator. Die meisten bringen ihre eigenen Werkzeugkoffer mit, die Gemeinschaft hat aber auch einige Artikel angeschafft, darunter Schraubenzieher, Zange, Lötkolben und einen Trenntrafo.

Defekte Technikgeräte

reparieren die Ehrenamtlichen an der Kirchstraße 24 regelmäßig am letzten Samstag im Monat von 14 bis 17 Uhr. Im März öffnet das Repair-Café wegen Ostern aber bereits am 23. Mehr Infos auf: repaircafe-heusenstamm.de

Von Michael Prochnow