Arbeitskreis Henriette-Fürth-Straße wehrt sich gegen Bauprojekt der Nassauischen Heimstätte Petition gegen Klötze und mangelnde Planung

Auf dem Areal, wo derzeit noch ein Parkplatz und ein Spielplatz sind, will die NH sechs mehrgeschossige Häuser hochziehen. Bild: -

Schwanheim (iz) – Silvia Loch ist schwer aktiv in dieser Woche. Überall in Schwanheim verteilt sie in Geschäften Plakate, die zur Petition aufrufen. „Ich könnte nach Bayern ziehen. Aber ich wohne seit 38 Jahren in Schwanheim. Ich gehöre hierher“, sagt Silvia Loch. Die Schwanheimerin ist eine betroffene Anwohnerin der Henriette-Fürth-Straße. Dort will am Ende der Straße die Nassauische Heimstätte auf einem Areal, auf dem sich ein Parkplatz und ein großer Spielplatz befinden, mehrstöckige Wohnhäuser bauen. „Dass wir Wohnraum brauchen, ist keine Frage. Aber dafür muss man die Umgebung und die Bedingungen miteinbeziehen“, moniert Anwohnerin Gerti Schütz-Salih.

Gegen die Pläne der Nassauischen Heimstätte wehrt sich der Arbeitskreis der Henriette-Fürth-Straße mit einer Petition, an der sich mehr als 570 Menschen beteiligt haben. Die Petition ins Rollen brachte Stephen Haben, ein Architekt, der in dem Neubau Nr. 33 wohnt. Von diesem fünfstöckigen Haus hat man noch eine gute Aussicht Richtung Mainufer. Wenn die Planung umgesetzt wird, bekommen die Bewohner einen achtstöckigen Klotz vor die Nase gesetzt. In der Straße stehen mehrere Wohnblöcke. „Das ist historisch gewachsen, das sind Wohngebäude von der Lufthansa, der Polizei, da wohnen Mitarbeiter der Uniklinik, Post und anderen“, erklärt Loch. Die Häuser sind im Besitz von verschiedenen Wohnungsbaugesellschaften. Gegen eine mehrstöckige Bebauung haben sie nichts. Indes sollen auf dem Grundstück der Nassauischen Heimstätte sechs Häuser mit vier, sieben und acht Geschossen entstehen. „Das ist wie ein Riegel vor die anderen Häuser. Wir haben das Problem, dass es sich im Sommer ordentlich aufheizt. Mit einem so hohen Häuserriegel quer zur Straße befürchten wir, dass keine Frischluft mehr durch kommt“, betont Schütz-Salih.

Anwohnerin Barbara Look hat den Bebauungsplan dabei. „Es ist zwar eine Tiefgarage geplant, aber nur mit 137 Stellplätzen. Aktuell sind es 128, die von Anwohnern ringsum angemietet sind, da die Parksituation in der Straße knapp ist“, sagt sie. „Von den geplanten 137 sind nur 30 für die bisherigen vorgesehen. Wo soll der Rest hin?“, fragt sie. Sorgen machen sie sich um die Zufahrt für Feuerwehr- und Rettungsdienst: „Während der zweieinhalbjährigen Bauphase würden mit den Lastern kein Rettungsdienst oder Pflegedienst durchkommen. Und danach gibt’s erst recht Probleme“, stellt Schütz-Salih klar. Schon jetzt sei ein Durchkommen schwierig. Von der Lärmbelastung in der Zeit abgesehen. Parken in den benachbarten Straßen ist nicht möglich.

Die Planung der Nassauischen Heimstätte sei rechtlich gesehen nicht zu beanstanden, das habe das Bauamt bestätigt. „Sollte es nicht im Sinne der Stadtplanung sein, die Umgebung bezüglich Frischluft, Klima, Verkehr und Lärm zu berücksichtigen?“, fragt Loch. Der Arbeitskreis fordert daher ein Konzept. Noch ist die Planung nicht genehmigt, die Unterlagen sollen im April eingereicht werden – vorgesehener Baubeginn ist Ende dieses, Anfang nächsten Jahres. Ein weiteres Problem ist die Zufahrt zur Tiefgarage. Die soll über die Henriette-Fürth-Straße erfolgen. „Es wäre sinnvoller, diese über die Rheinlandstraße zugänglich zu machen, um die Verkehrssituation zu entlasten. Die Häuser müssten dafür anders konzipiert werden“, meint sie. „Als ich den Architekt angesprochen habe, hat der gesagt, da sei eine Bushaltestelle, die könne man nicht verlegen. Da ist mir fast der Kragen geplatzt“, sagt sie wütend. Ein voriger Entwurf zeigte drei Gebäude, die längs zur Henriette-Fürth-Straße gestanden hätten. „Das waren wohl nicht genug Wohnungen“, vermuten die drei. Wäre aber luftiger gewesen.

„Bei 166 Wohnungen sind Familien dabei. Wir gehen von rund 600 Menschen aus, die dort wohnen werden. Es ist eine Kindertagesstätte im Plan enthalten. Aber unsere Kita kann 100 Kinder aktuell nicht aufnehmen. An der Schule wird das nicht besser. Das müsste berücksichtigt werden“, kreidet Loch an. Zudem soll der Spielplatz wegfallen, der bislang für Eltern und Bewohner ein Treffpunkt ist. Zwar ist ein neuer im Plan enthalten, jedoch viel kleiner. „Ob andere Kinder aus dem Viertel den nutzen dürfen, ist fraglich“, sagt Loch.

Die Politik in Frankfurt soll mit der Petition aufgerüttelt werden. Vor rund drei Wochen schickte Loch die Bedenken an OB Mike Josef, der versprach, diese dem Bauamt vorzulegen. Im Ortsbeirat äußerten Architekt Haben und die Anwohner noch mal die Kritik. Cornelia Wagner-Schletzke von der Caritas, die dem Arbeitskreis angehört, hob fünf Fakten hervor: Mangelndes Verkehrskonzept, unzureichender Nahverkehr und Infrastruktur, fehlende Angebote zur sozialen Integration und Wegfall von Aufenthaltsorten im öffentlichen Raum. Nun will der Ortsbeirat die Angelegenheit beim Bauamt vorlegen. „Wir hoffen auf eine schnelle Reaktion“, sagt Loch. Die Petition findet sich online auf openpetition.de/!pfdlh.

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