49-Euro-Ticket ist für manche nicht das richtige Modell Kritik am Abo-System

Wer das 49-Euro-Ticket noch nicht gebucht hat, bekommt auch am Automaten in Obertshausen die wichtigsten Infos. Das Deutschlandticket-Abo ist in der RMVgo App erhältlich.   Bild: ricke

Obertshausen – Alles neu macht der Mai: Die Zeile des deutschen Volkslieds aus dem 19. Jahrhundert trifft in diesem Jahr sicherlich für viele auch auf das Bahnfahren zu. Denn seit Beginn dieser Woche ist das 49-Euro-Ticket gültig. Für diesen monatlichen Preis kann mit dem Nachfolger des 9-Euro-Tickets wieder durch ganz Deutschland gefahren werden. Doch auch wer sich hauptsächlich im Rhein-Main-Gebiet bewegt, kann mit dem Ticket sparen.

Ein Tagesticket von Obertshausen nach Frankfurt kostet 11,30 Euro - zum selben Tarif ist auch die Fahrt nach Hanau zum Hauptbahnhof möglich. Zur S-Bahn-Station Offenbach Marktplatz kann man für 6,15 Euro an einem Tag hin und zurück fahren, genauso wie nach Heusenstamm und Mühlheim mit dem Bus. Also rechnet sich das Abo für 49 Euro ab der fünften Fahrt im Monat von Obertshausen nach Frankfurt oder Hanau oder ab der achten Fahrt bis Offenbach, Heusenstamm oder Mühlheim. Wer zusätzlich zu den kürzeren Fahrten zum Shoppen, zum Arzt oder ins Restaurant auch mal einen Tagesausflug in eine andere hessischen Stadt machen möchte, müsste das nur einmal machen, damit es sich lohnt: Eine Tageskarte etwa nach Marburg oder Limburg gibt es für 34,40 Euro.

In Obertshausen am Bahnhof füllt sich um die Mittagszeit der Bahnsteig. Der Anteil derjenigen, die den Ticketautomaten ansteuern, ist hoch.

Auch eine Frau mit Fahrrad steht neben dem blau-grünen Gerät. Sie habe schon von dem neuen Ticket gehört. Ob sie es nutzen möchte, darüber hat sie sich noch keine Gedanken gemacht.

Andere sind da schon weiter: Ein Mann hat sich das Fahrkartenabo schon zugelegt. Zwar sei es schon deutlich teurer als sein Vorgänger, aber es sei trotzdem eine gute Sache. Angelo Delgado ist Familienvater. Er möchte gleich zwei Tickets abonnieren – eins für sich und eins für seine Tochter. „Ich fahre damit zur Arbeit und sie zur Schule“, sagt er. An den Wochenenden wollen sie das Ticket nutzen, um Ausflüge zu machen. Für die sechsköpfige Familie sei das 9-Euro-Ticket perfekt gewesen und auch den Nachfolger findet Delgado gut, „wenn es so bleibt und man in ganz Deutschland fahren darf“. Dafür sei er auch bereit, mehr als neun Euro zu zahlen.

Die meisten Bahnfahrer, die bei der Frage nach dem neuen Angebot den Kopf schütteln, haben bereits ein Abo. Ob Jobticket oder Schülerticket – wer schon mit dem idealen Tarif fährt, muss sich nicht umstellen. Auch eine Frau, die in einer Schule arbeitet, und ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat ihr bestes Modell bereits gefunden: „Ich bleibe bei dem Wochenticket.“ Zwar findet sie das Angebot, für 49 Euro in ganz Deutschland fahren zu können, „toll“, allerdings stört sie der Verkauf als Abo. „Wenn ein ganzer Monat lang Ferien sind, brauche ich das Ticket nicht.“ Sie müsste also regelmäßig ihr monatliches Abo kündigen und dann ein neues nach den Ferien abschließen. Deshalb habe sie sich dagegen entschieden und fährt weiterhin mit dem Wochenticket von Bieber nach Obertshausen.

Für andere funktioniert der Anreiz nicht, um auf das Bahnfahren umzusteigen. Eine junge Frau sagt, sie sei mehr mit dem Auto unterwegs als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Deshalb werde sie sich das Ticket nicht kaufen. Helga Förster nutzt nur in Ausnahmefällen die S-Bahn – wenn das Auto etwa in der Werkstatt ist. In den Urlaub würde sie nicht mit der Bahn fahren wollen, deshalb „weiß ich gar nicht, wohin ich fahren sollte.“ Trotzdem glaubt sie an den Erfolg der Idee: „Es wird bestimmt genug Leute geben, die es kaufen.“

Von Theresa Ricke