Vielversprechende Premiere des Wochenmarkts Wein überm Omega-Tunnel

Wenn auf dem Meininger Platz Leben einzieht: Das sonst so sterile Areal neben dem Bahnhof soll der neue soziale Treff der Stadt werden. Vielleicht hilft ja dabei die Idee, „wenige, dafür gute Stände“ anzubieten. Bild: gerth

Obertshausen – Hildegard Knorr war an diesem Nachmittag nicht zu übersehen. Das lag an ihrer leuchtend-gelben Jacke, aber auch an ihrer Funktion. Als Stadträtin durfte sie den Obertshausener Wochenmarkt eröffnen, Bürgermeister Manuel Friedrich (unabhängig) und Erster Stadtrat Michael Möser (CDU) weilen derzeit mit einer Reisegruppe des katholischen Pfarrers Norbert Hofmann in der spanischen Pilgerstadt Caravaca de la Cruz.

Und die Stadträtin (CDU) genoss ihre Rolle als vorübergehend wichtigste Frau der Stadt. Sie steht ja jetzt für alle Zeiten für die Eröffnung eines städtischen Angebots, das mehr sein soll als ein Einkaufsort. „Wir wollen auch einen sozialen Treffpunkt schaffen“, lautet die Botschaft, zufrieden, dass an diesem grauen Freitag recht viele Menschen auf den sonst leblosen Platz neben dem Bahnhof gekommen waren. Ab jetzt sollen die Obertshausener jeden Freitag von 14 bis 18 Uhr den Aufruf zum sozialen Treffen folgen.

Vier Stände waren zur Premiere aufgebaut mit Fleisch von Geflügel Petersen, das Obertshausener A&O Frischeparadies liefert Obst und Gemüse sowie Brot vom Biobäcker Stanke (Heusenstamm), das Feinkost-Paradies aus Nauheim steht für mediterrane Spezialitäten und Weinschoppen Kosancic (Rodgau) stillt den Durst.

Veranstaltet wird der Markt von der Stadt Obertshausen zusammen mit der Deutschen Marktgilde, einem professionellen Betreiber solcher Angebote. Das größte ist der Dresdner Markt am Lingerplatz mit 160 Ständen. In diese Dimensionen wird Obertshausen niemals vorstoßen können. Denn der kleine Meininger Platz bietet nicht viel Raum. „Ich hatte mehr Anfragen als ich Plätze vergeben konnte“, sagt Peter Keil, der die Marktgilde-Niederlassung in Bad Orb leitet und sich auch um den Markt in Obertshausen kümmert. Eigentlich hätte am Freitag noch der Stand mit spanischen Spezialitäten des Offenbacher Anbieters Foodclub International vertreten sein sollen – krankheitsbedingt musste dessen Premiere verschoben werden.

Und noch ein Standortproblem hat das Areal am Bahnhof, wie Keil erklärt: die limitierte Tragfähigkeit. Denn der Meininger Platz ist quasi das Dach des Omega-Tunnels, also verträgt die Fläche keineswegs unbegrenzt viel Gewicht.

Stadträtin Knorr war das erst mal alles egal. Mit einem Glas Grauburgunder in der Hand freute sie sich, dass trotz des kühlen Wetters endlich Leben auf dem Meiniger Platz war. Und dass es erst mal nur zu einer Handvoll Marktbeschicker reicht, stört sie nicht. „Lieber wenige, dafür gute Stände“, sagt sie. Außerdem müssen ja fünf Händler nicht das letzte Wort sein, denkt sie, es wird wohl noch ein Eckchen zu füllen sein. „Und vielleicht können wir ja auch das Café Pur integrieren.“ Das wäre eine stimmige gastronomische Ergänzung durch den Betrieb im Bahnhofsgebäude, der ja auch Außenbestuhlung bietet.

Erst mal wurde der Markt wohl von vielen Besuchern für die Wochenendeinkäufe genutzt, zufrieden, dass es jenseits der Supermärkte nun auch ein anderes Lebensmittelangebot gibt. Hildegard Knorr hat ebenfalls ein paar Euro ausgegeben.

Von Steffen Gerth