Burgkirchengemeinde hat Petitionsverfahren angestoßen Dreieicher setzen sich für Familie aus Albanien ein

Pfarrerin Barabara Schindler (links) und Renate Adler von der Flüchtlingshilfe (rechts) hoffen, dass die Familie Qarri mit Jolanda, Sonila, Deivis, Gezim und Filip (von links), mit Hilfe der Petition in Dreieichenhain bleiben können. Foto: col

Dreieich (col) – „Wir hoffen einfach sehr, dass die Humanität und die Menschlichkeit über die Paragrafen siegen“, fasst es Gisela Schäfer von der Flüchtlingshilfe der Burgkirchengemeinde zusammen und schenkt der Familie Qarri ein Lächeln. Die albanische Familie, die seit mehr als einem Jahr in Dreieichenhain lebt, hat eine Ablehnung für ihren Asylantrag erhalten und bereits eine Aufforderung zur Ausreise bekommen – Albanien gilt seit vergangenem Jahr als sicheres Herkunftsland. Die Burgkirchengemeinde hat jetzt mit Pfarrerin Barbara Schindler ein Petitionsverfahren angestoßen, mit dem sie sich für das Bleiberecht für die albanischen Familie mit einem autistischen Kind einsetzen.

Gezim (38) und Sonila (34) Qarri kommen aus dem Westen Albaniens, in der Gegend von Vlora. Sie haben mit Filip (zwölf), Jolanda (zehn) und Deivis (vier) drei Kinder, von denen der jüngste Sohn an Autismus leidet. Deivis war auch der Grund zur Flucht, weil es in Albanien keine Behandlungsmöglichkeiten für autistische Kinder gibt, sie nicht zur Schule gehen dürfen und ihr Sohn lediglich mit Medikamenten ruhig gestellt werden sollte.

Die Familie hat sich seit ihrer Ankunft in Dreieichenhain sehr gut integriert. Mutter und Vater besuchen regelmäßig das Lerncafé der Burgkirchengemeinde, die beiden älteren Kinder gehen in die Schule, sprechen gut Deutsch und sind beide im Sport beim Sportverein Dreieichenhain sehr aktiv. Der kleine Deivis besucht stundenweise den Kindergarten, bekommt jetzt eine Integrationshelferin und macht Dank Ergotherapie schon Fortschritte. Auch von der Klinik Frankfurt-Höchst gibt es ein Gutachten, dass die Krankheit des Jungen belegt und weitere Therapieansätze empfiehlt.

„Das Schicksal der Familie Qarri bewegt viele Menschen in Dreieichenhain. Sie leben hier in unserer Mitte und jeder von uns spürt die Angst vor der Abschiebung. Wir haben jetzt die Petition beim Hessischen Landtag eingereicht, die auch Bürgermeister Dieter Zimmer unterschrieben hat“, erklärte Barbara Schindler. Es sei ein furchtbares Signal, dass die Familie abgeschoben werden soll, nach dem sie sich so gut integriert habe. Renate Adler von der Flüchtlingshilfe der Burgkirchengemeinde Dreieichenhain betreut die Familie seit einem halben Jahr. Einmal die Woche geht sie in die Unterkunft und spielt und lernt mit den Kindern und hilft, wo sie kann. „Die Familie ist Teil meines Lebens geworden, und wir Helfer bekommen ebenso viel zurück wie wir geben“, betonte sie. Filip habe eine Gymnasialempfehlung und auch Jolanda sein eine sehr gute Schülerin. „Autistische Kinder werden in Albanien mit Medikamenten gegen Schizophrenie behandelt. Ich kann verstehen, dass der Gedanke an die Rückkehr für die Familie bedrohlich ist. Alle sind nervös und angespannt und haben Angst, dass es morgens an der Tür klingelt und sie ihre Sachen packen müssen“, sagt Adler. Die Qarris seien keine Wirtschaftsflüchtlinge, sie wollen nicht in Deutschland leben, weil es ein besseres Leben sei. „Sie wünschen sich aber eine Zukunft für ihr Kind!“

Auch Familienvater Gezim Qarri will von seiner Familie erzählen, dem Bauarbeiter kommen die Tränen. Die Menschen in Dreieichenhain seien freundlich und hilfsbereit. Er hoffe, dass sie in Dreieichenhain bleiben können, er bald arbeiten darf und seine Familie selbst ernähren kann.

Christoph Knittel vom Sportverein Dreieichenhain (SVD) unterstützt die Familie auch, wo er kann. Jolanda sei eine begabte Basketballerin und inzwischen eine gute Freundin seiner Tochter. „Ich weiß wie es ist ein behindertes Kind zu haben. Das Schicksal der Familie Qarri bedrückt mich und meine Familie und wir werden alles Mögliche für die Familie tun“, sagte Knittel und überreichte 500 Euro Spendengelder von den SVD-Mitgliedern, die dazu dienen sollen die Anwaltskosten zu decken. Weitere 100 Euro bekam die Familie von Robin Winkel, der mit den Jugendlichen des Dreieicher Stadtfernsehens am verkaufsoffenen Sonntag in Dreieichenhain Waffeln für die Familie verkauft hatte.

Solange die Petition läuft, ist eine Abschiebung nicht möglich. „Falls sie abgelehnt wird, gibt es noch die Möglichkeit einen Härtefall zu beantragen – das werden wir in jedem Fall tun“, kündigte Barbara Schindler an.