Munteres Programm zur Erinnerung an die „Berliner Schnauze“ Lou Heinrich „Seid nicht so wehmütig“

Ehrenbürgermeister Alfons Maurer trug – natürlich ohne Vorlage – Goethes „Zauberlehrling“ vor. Bild: -

Ober-Roden – „Lou, hör gut zu!“ Die klare Anweisung von Saxophonist Reinhold Franz, ehe er „Somewhere Over the Rainbow“ intonierte, ist bestimmt bis zur Ende Januar verstorbenen Gisela „Lou“ Heinrich durchgedrungen. Freunde und frühere Mitstreiter rund um den Verein „LeseZeichen“ und die Reihe „Lesereisen“ widmeten ihr eine Hommage im Bücherturm.

Schon der Einstieg in dem vollen Kollegraum war bemerkenswert: „Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen“ – von Reinhold Franz begleitet und von allen Gästen gemeinsam als Erinnerung an die „Berliner Schnauze“ Lou gesungen, war höchst ungewöhnlich für eine Hommage. Lous Ehemann Werner Heinrich stimmte mit wehmütigem, aber dankbarem Blick mit ein in das Lied.

Regina Schick führte durch ein buntes Programm, das an frühere Lesereisen erinnerte, zu denen Lou eingeladen hatte, gespickt mit vielen persönlichen Erinnerungen meist mit Gedanken ans erste Zusammentreffen oder die gemeinsame Arbeit mit Lou. Alle Beiträge zeugten von der großen Wertschätzung für und von großem Respekt vor der Hobbykünstlerin, die mehr als 30 Jahre Rödermarks Kulturszene bereichert hat mit Literaturreisen und Lesungen, vor allem aber auch mit eigenen Werken von Bildern und Skulpturen.

Irmgard Heiselbetz als eine der frühesten Weggefährtinnen startete den Reigen mit Erich Kästners „Besagter Lenz ist da“, gefolgt von Bibliothekar Bernhard Nowak mit Friedrich Schillers „Punschlied“. Ob Jochen Schick mit Hermann Hesses „Stufen“ oder Heinz Erhards „Made“, ob Hans-Peter Schmücker mit Christian Morgensterns „Die Oste“ oder Inge Schuster mit einem Eugen-Roth- Text: Stets standen das Augenzwinkernde und Fröhliche im Mittelpunkt, bei den lyrischen Adaptionen ebenso wie bei den persönlichen Erinnerungen. Allein schon Ehrenbürgermeister Alfons Maurer, der mit Zauberhut auf dem Kopf frei und ausgesprochen ausdrucksstark Goethes „Zauberlehrling“ rezitierte und bei kurzen Hängern sofort aus dem Publikum unterstützt wurde, war den Abend wert. Oder auch der nächste Ex-Bürgermeister Roland Kern, mit Lou Heinrich durch ebenso viele Aktionen verbandelt, der mit Ehefrau Angelika und mit schmachtendem Blick Rainer Maria Rilkes Liebesgedicht „Mein Herz“ vortrug – Lous Herz irgendwo da oben wird gehüpft haben vor Freude. Regina Schick fasste die vielen Aussagen über Lou zusammen: „Lou war keine Perfektionistin - sie war eine Schafferin im allerbesten Sinne. Sie war eine Chancenergreiferin. Und sie würde sagen: ‚Leute, seid nicht so wehmütig! Denkt an das Schöne, das wir erlebt haben!’“
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