Dämme sorgen für Überschwemmung der Wiesen Biber-Blues im Freibad

Lecker Holz: Inzwischen bedienen sich die Nager nicht mehr nur an Flora und Fauna außerhalb des Schwimmbades, sondern knabbern hin und wieder auch mal an Bäumen und Ästen im Innenbereich. Bild: frenger

Mühlheim – Hoher Wasserpegel, überflutete Wiesen und angenagte Baumstämme: Die Spuren, die der Biber im und um das Freibad in Lämmerspiel herum hinterlässt, werden immer sichtbarer. Das geschützte Tier breitet sich zunehmend aus, so haben die Nager neben einem älteren Damm in der Rodau seit Herbst vergangenen Jahres nun auch im Brühlbach, der stellenweise direkt durch das Freibad fließt, Äste und Baumstämme aufgeschichtet und dadurch das Wasser gestaut.

Die Folge: Immer mehr Abschnitte des von den Stadtwerken Mühlheim betriebenen Bades werden bei starken Regenfällen regelrecht überflutet, sodass die im hinteren Teil gelegene Spielwiese aufgrund des schlammigen Untergrunds zuletzt über weite Teile der Saison gesperrt bleiben musste. Und auch in diesem Jahr scheint nicht sicher, ob Fußballfeld und Tischtennisplatten pünktlich zur bevorstehenden Eröffnung genutzt werden können. „Aktuell ist der Rasen noch sehr feucht, und es hängt jetzt davon ab, wie das Wetter in den kommenden Tagen und Wochen wird“, sagt Bäderchef Roland Peterson, der bereits seit einigen Wochen mit seinem Team für turnusgemäße Reinigungs- und Reparaturmaßnahme im Freibad unterwegs ist. „Wenn es sehr warm und weitestgehend trocken bleibt, könnte es klappen – die Chancen stehen 50:50.“

Gleiches gilt derweil auch für die große Liegewiese im Eingangsbereich, dort sei es aufgrund des neuen Damms im Brühlbach vor Kurzem ebenfalls erstmalig zu großflächigen Überschwemmungen und teils starker Vernässung des Bodens gekommen. „Das Problem ist, dass durch die hohe Feuchtigkeit immer mehr Rasenfläche verloren geht“, gibt Peterson zu bedenken und deutet auf einen schlammigen Streifen zwischen Wiese und Bach, der sich trotz Zaun langsam, aber sicher weiter ausdehnt. „Das war vorher alles Grünfläche, aber so möchte sich hier natürlich niemand mehr hinlegen“, ist der Bäderchef sicher.

Er fürchtet, dass bei gleichbleibenden Bedingungen künftig noch weitere Teile der Wiese verloren gehen. „Im Zweifelsfall bleibt uns nichts anderes übrig, als den Bereich zu sperren, da es auch ein Sicherheitsrisiko ist, wenn der Untergrund so rutschig und weich ist“, sagt der Schwimmbadleiter. „Dann überlegen es sich die Leute aber natürlich zwei Mal, ob sie herkommen und hier ihre Zeit verbringen möchten.“ Peterson hofft daher, möglichst zeitnah gemeinsam mit den zuständigen Behörden eine Kompromisslösung für das Freibad in Lämmerspiel finden zu können. „Es ist natürlich nie einfach, Mensch und Natur in Einklang zu bringen, aber unsere Hoffnung ist, dass vielleicht ein Teil des Dammes für kurzfristige Entlastung entfernt werden kann.“

Bis dahin gilt es jedoch, Mittel und Wege zu finden, sich an den ungewohnten Biber-Blues anzupassen. „Das sind auch für uns völlig neue Aspekte, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen und die noch bis vor zwei Jahren, als die Biber erstmalig begonnen haben, auch hier ihre Dämme zu bauen, gar kein Thema waren “, sagt Peterson. Demnach haben die Stadtwerke allein in diesem Jahr für biberbezogene Maßnahmen rund 2 500 Euro ausgegeben – Tendenz steigend.

Denn nicht nur, dass die Nager zunehmend für Überschwemmungen sorgen, auch der Verbiss hat laut Peterson spürbar zugenommen. Hat sich der Appetit der eifrigen Dammbauer bislang jedoch vornehmlich auf Flora und Fauna außerhalb des Freibads beschränkt, scheinen die Tierchen ihren Radius inzwischen deutlich ausgeweitet zu haben. „Mittlerweile sind sie sogar im Freibad selbst unterwegs und fressen Äste und Baumstämme an“, berichtet Peterson. Und tatsächlich: Ungefähr auf Höhe der Duschen ragt ein sichtlich abgenagter Stumpf aus einem Pflanzenkübel – ringsum liegen zahlreiche Holzsplitter auf dem Boden verstreut. Für Peterson und sein Team bedeutet das, künftig deutlich mehr Bäume mit entsprechenden Schutzgittern absichern zu müssen.

Bis Mitte des Monats soll der Großteil der Arbeiten abgeschlossen sein, dann sei es vom Wetter abhängig, wann das Freibad seine Pforten öffnet. „Wir wollen dieses Jahr einfach flexibler sein“, begründet der Bäderchef.

Von Jan Lucas Frenger