1. Wirtschaftsempfang: Gesprächsrunde zu Feuerwehr und Wirtschaft Unmittelbare Verbindung

Hoher Besuch auf der Mühlheimer Wache: Innenminister Roman Poseck (links) und Feuerwehrvereinsvorsitzender Andreas Neun tauschen Geschenke aus. Bild: mangold

Mühlheim – Feuerwehr und Wirtschaft haben auf den ersten Blick wenig miteinander zu schaffen, auf den zweiten aber eine Gemeinsamkeit: Beide sind unentbehrlich. Die Verbindung von Feuerwehr und Wirtschaft war Thema beim 1. Mühlheimer Wirtschaftsempfang, zu dem Bürgermeister Alexander Krey auf die Wache der Freiwilligen Feuerwehr Mühlheim geladen hatte. Zugegen waren neben den Feuerwehrleuten Vertreter ortsansässiger Unternehmen, der kommunalen Politik, der IHK und Hessens Innenminister Roman Poseck.

Krey betont, jeder sei froh, wenn in der Not die Feuerwehr komme, deren Motto „Retten – Löschen – Bergen – Schützen“ sei. Ohne die Wirtschaft könne eine Gesellschaft ebenfalls nicht funktionieren. Krey begrüßt auch Wolfgang Kramwinkel, der für beides steht. Der Eigentümer einer mittelständigen Schreinerei agiert als ehrenamtlicher Feuerwehrbotschafter. Der Präsident der Arbeitgeberverbände des hessischen Handwerks trat 1974 in die Freiwillige Feuerwehr Dietesheim ein und trägt auch heute seine Uniform.

Freiwillige Feuerwehrleute sind bereit, sich ins Bett zu legen und keine Ahnung zu haben, ob sie durchschlafen können, bis der Wecker klingelt, ob sie stattdessen nicht der Piepser weckt.

Innenminister Roman Poseck erzählt, wie er in Rodgau neun Feuerwehrleuten das „Goldene Brandschutzverdienstzeichen“ verlieh. Die Freiwilligen hatten unter Einsatz ihres Lebens während eines Sturms einen unter einem Baum eingeklemmten Mann befreit.

Auch die Unternehmen bräuchten die Feuerwehr, wenn die Lagerhalle brenne oder der Keller mit Wasser vollgelaufen sei. Der Minister beschreibt die Charaktereigenschaften Freiwilliger Feuerwehrleute, die auch die Wirtschaft brauche, „es geht um Teamgeist, Integrationskraft, die Bereitschaft, sich voll einzusetzen“. Wirtschaft und Feuerwehr ließen sich auch unmittelbar miteinander verbinden.

Poseck nennt die Freiwillige Feuerwehr Schwalbach als Beispiel, die der Minister vor Kurzem für die Einrichtung eines Co-Working-Raumes als „Feuerwehr des Monats“ auszeichnete. Den Feuerwehrleuten stünden mittlerweile in der eigenen Wache sechs Arbeitsplätze zur Verfügung. Geht ein Alarm los, sitzen die Retter so schnell auf, wie es rasanter nicht gehen kann.

Landrat Oliver Quilling betont Richtung Freiwilliger Feuerwehr, „wegen Ihnen können wir nachts gut schlafen“. Quilling spricht von den 230 Einsätzen im Kreis Offenbach in der Folge des kürzlichen Starkregens. Die Ehrenamtlichen riskierten ihre Gesundheit und opferten ihre Freizeit, die 1600 Feuerwehrleute im Kreis Offenbach agierten professionell, ohne dafür ein Gehalt zu beziehen. Zur Wirtschaft sagt der Landrat, „die Politik schafft keinen Arbeitsplatz, wir müssen die besten Rahmenbedingungen setzen“.

Mit denen zeigt sich Wolfgang Hormuth nicht unzufrieden. Hormuth ist Geschäftsführer der deutschen Dependance, die der österreichische Bauchemiehersteller Murexin GmbH vor zwei Jahren an der Industriestraße eröffnete. Hormuth erzählt, er habe zuvor warnende Stimmen gehört, ein Bauantrag werde zwei Jahre dauern. Die Firma habe das gesamte Areal umgestaltet, „in zwei Jahren bekamen wir gleich zehn Anträge durch“.

Und man arbeitete schon mit der Freiwilligen Feuerwehr zusammen, die im Werk einen komplizierten Rettungseinsatz trainierte. Einen der simuliert verletzten neun Mitarbeiter habe man auf dem hohen Silo geborgen, „das war großes Kino“. Hinterher habe man den Sicherheitsplan verändert.

Feuerwehrbotschafter Kramwinkel betont, er könne Unternehmer verstehen, die nicht gerade begeistert reagierten, wenn Angestellte den Arbeitsplatz für einen Einsatz verlassen müssten. In Mühlheim gebe es 130 Aktive, die mitbrächten, was für ein Unternehmen wichtig ist, „etwa hohe Sozialkompetenz“. Die Einsatzleitungen seien sensibilisiert, die Leute so schnell wie möglich wieder vom Ort des Geschehens zu entlassen. Der Unternehmer rät seinen Kameraden, sich ihrem Arbeitgeber als Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr zu erkennen zu geben.

Von Stefan Mangold