Neuer Kinzigsteg in der Bulau verbindet Lamboy und Pioneer-Park Brückenbau mit Hindernissen

Kommt eine Brücke geflogen: Mit dem Kran wird der Steg über die Kinzig eingehoben. Bild: Patrick Scheiber

Hanau – Nachdem die alte Holzbrücke über die Kinzig 2021 wegen mangelnder Tragfähigkeit zurückgebaut werden musste und Radfahrer und Fußgänger seitdem eine Umleitung nutzen mussten, ist der neue Steg in der Bulau gestern endlich montiert worden. Nach Lieferverzögerungen, Preiserhöhungen um rund 60 Prozent aufgrund des Ukrainekrieges (wir berichteten) und einem langwierigen Genehmigungsprozess für den Schwertransport konnte die Querung fertiggestellt werden. Das Spektakel des Brückeneinhubs gestaltete sich allerdings langwieriger als geplant.

Die Brücke sei in einer Stahlbaufirma im Emsland vorgefertigt worden, heißt es aus dem Rathaus. Mittels Schwertransport kam die Querung am Dienstagmorgen in Hanau an. Ein Schwerlastkran hat die Bauteile auf die bereits angebauten Stahlbetonwiderlager gesetzt. Allerdings: Auf dem Weg vom Emsland nach Hanau gab es kleinere Transportschäden. Etwa ein Dutzend Bauarbeiter waren zunächst damit beschäftigt, Kratzer auszubessern. Eine Stunde später kam die nächste Herausforderung: die tonnenschwere Brücke auf dem Transporter gerade an das Ufer zu manövrieren. Hierbei wurden die Fachleute kreativ – mit Rampen, Holz- und Metallteilen. Millimeter für Millimeter wurde die Querung in Kleinstarbeit gerade gerückt. Auch stand ein Baum im Weg, der immer wieder umfahren werden musste. Dennoch brach ein Ast.

Gegen 10.30 Uhr erklingen die ersten Motorgeräusche des Krans. Zwei Bauarbeiter stellen sich auf die Brücke, die immer noch auf dem Schwertransporter liegt. Dann passiert wieder eine Stunde lang gar nichts. Warum? Die Kunst sei, die Brücke an genau den richtigen Stellen hochzuheben, damit sie nicht bricht.

11.17 Uhr: Endlich schwebt die Brücke leicht über dem Transporter. Der fährt nach hinten weg. Jetzt hängt die Brücke etwa zwei Meter über dem Boden. Ein Bauarbeiter streckt sich und hält ein Ende mit seinen Händen fest.

Nach 20 Minuten ist der Steg auf der anderen Seite in der Luft angekommen und wird in weiterer Millimeterarbeit exakt aufgesetzt. Stadträtin Isabelle Hemsley, die an diesem Vormittag vor Ort ist, erläutert: „Der Brückenbau hat ein bisschen länger gedauert, weil wir uns in einem Flora-Fauna-Habitat-Gebiet befinden. Wir mussten die Brut- und Setzzeiten beachten und konnten die Vorarbeiten nur im Winter durchführen.“

Die Stahlträgerbrücke wurde mit Holz verkleidet (siehe Info-Kasten). Hemsley betont den Umweltaspekt, „denn sie soll sich einfügen in die Auenlandschaft. Sie ist aus verzinktem Stahl konstruiert, das Geländer ist mit einer Edelstahlauflage verbunden. Das suggeriert eine wirkliche Langlebigkeit, damit uns die Brücke viele Jahre Freude bereitet.“ Schließlich hat das Bauwerk 980 000 Euro gekostet.

Die neue Brücke ist eine zentrale Wegstrecke für die Bewohner des Pioneer-Parks. Sie verbindet den neu entstehenden Stadtteil mit der Hanauer Innenstadt. Fahrradfahrer können nach zwei Jahren endlich wieder auf direktem Weg durch das Naherholungsgebiet Bulau zum Forsthaus in Wolfgang fahren. Hemsley bezeichnet die Brücke als „Hauptverkehrstangente“ für Naherholung und Freizeitsport, für Pendler und Schüler. Nächsten Dienstag wird der neue Kinzigsteg offiziell eröffnet. Erst dann kann die Brücke genutzt werden.

Von Lisa Mariella Löw