Sprayer verzieren Stromkästen am Markt mit passenden Motiven Obst und Gemüse für die Raupe

Rote Sprühfarbe für die Tomaten: Künstler Martin Hübscher legt letzte Hand an den Motiven auf den Verteilerkästen an. Bild: michael prochnow

Hanau – Es ist die Raupe Nimmersatt, die fortan die Marktstände im Visier und schon eifrig gehamstert hat. Karotten und Kürbisse, Trauben und Tafeläpfel, Ananas, Auberginen, Zitronen und Bananen hortet sie neben dem Neustädter Rathaus. Drinnen sitzen die Menschen, die es erlaubt haben, dass Künstlerinnen und Künstler mit der Spraydose die „Beschicker-Kästen“ auf dem Marktplatz gestalten.

„Das war ein sehr langer Weg“, blickt Martin Hübscher auf den Beginn des Projekts zurück. Bereits vor zwei Jahren philosophierte er im Märchencafé mit Wolfgang Kischel, ehemals für den Bereich Soziokultur im Fachbereich Kultur, Stadtidentität und internationale Beziehungen zuständig. Er verfolgte die Arbeiten an einem der Kästen, die Standbetreibern Strom liefern, aber bislang im beigen Einheitskleid ein tristes Dasein im Herzen Hanaus fristeten. Hübscher hat mit dem Familien- und Jugendzentrum Wolfgang den Antrag gestellt, den vier Objekten auf allen Seiten des Platzes Farbe zu verleihen. Der Weg führte vom Marktleiter über das Ordnungsamt zum Stadt-Marketing und zum Bürgermeister, protokollierte der Initiator. „Nach einem langen Schriftverkehr erhielten wir eine positive Rückmeldung.“ Mit im Boot saßen mittlerweile das Atelier in der Alten Kanzlei und der Kunstladen Werkraum, die aus dem Kunstkaufhaus Tacheles hervorgegangen sind. Aus ihren Reihen stammen Violent Mokre und Inka Semmel. Mit Nicole Harth und Elena Schad ist auch das Atelier Fluchtpunkt im Hafen beteiligt. An der Römerstraße erinnern zackige Buchstaben an den Namen der Stadt, auf der Ostseite blicken sich zwei Köpfe mit dreieckigen Nasen an. Martin Hübscher verleiht der Raupe noch ein paar Schmetterlinge, die Obst- und Gemüseseite erhält ein paar Tomaten. Die kleinen Sterne hat er mit einer Schablone aufgetragen, zeigt er. Die Teile des Falters mit Hilfe von Abdeckungen. Der Experte hat eine Liste mitgebracht, die besagt, welcher Sprühkopf für welche Aufgabe auf die Dose mit der passenden Farbe aufgesetzt wird.

Zum Start der Aktion kamen sie immer wieder ins Gespräch mit Passanten, erzählt Hübscher. Mit Kindern übte er die Namen der Früchte und erläuterte den Unterschied zum Gemüse. Selbst die Polizei erkundigt sich nach Möglichkeiten, faden Mauern farbiges Leben einzuhauchen.
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