Stadt und Seniorenbeirat informieren über neue Bestattungsmöglichkeiten Pilotprojekte in Planung

Nicole Bilz und Beata Hahn stellten den Teilnehmern die Bestattungsmöglichkeiten auf dem neuen Friedhof in Wachenbuchen vor. Bild: ulrike pongratz

Maintal – Mehr Besucher als gewöhnlich waren vor einiger Zeit auf den Friedhöfen in Maintal anzutreffen. In kleinen Gruppen gingen sie über die städtischen Anlagen, um sich über Bestattungsmöglichkeiten und die Entwicklung der Friedhöfe zu informieren. Eingeladen hierzu hatte der Seniorenbeirat in Zusammenarbeit mit der Stadt im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Den Tag X planen“. Auf den Maintaler Friedhöfen konnten sich die Teilnehmer über Themen wie Sterben, Tod, Trauer und Bestattung aufklären lassen und darüber ins Gespräch kommen.

Im Anschluss an die Friedhofsführungen mit Nicole Bilz, Leiterin des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung, und Beata Hahn, Leiterin der Friedhofsverwaltung, die über Bestattungsmöglichkeiten sprachen, fanden verschiedene Vorträge statt: Dr. med. Markus Hecht vom Palliativteam Hanau referierte über „Letzte Hilfe“ und Pfarrerin Annegret Zander sprach über das Sterben. In Wachenbuchen hielten Kathleen Wendler und Katharina Buld von der städtischen Seniorenberatung einen kurzen Vortrag über die Möglichkeiten der Palliativ- und Hospizversorgung in Maintal.

Auf den Rundgang über den neuen Friedhof in Wachenbuchen machten sich etwa 20 Senioren, die sich für alte und neue Bestattungsformen interessierten.

Zu den traditionellen Bestattungsmöglichkeiten zählen, wie die Gruppe erfuhr, Wahlgräber für Erdbestattungen und Urnenbeisetzungen. Sie werden für eine Belegzeit von 30 Jahren „gekauft“, eine Verlängerung bis zu 80 Jahre ist möglich. Sie können für mehrere Verstorbene benutzt werden. Diese Gräber seien die klassischen Familiengräber, erklärten Nicole Bilz und Beata Hahn. Wünsche in Bezug auf die Lage würden nach Möglichkeit berücksichtigt. Reihengräber werden – wie es der Name nahelegt – der Reihe nach belegt. Die Ruhefrist beträgt hier 15 Jahre und kann nicht verlängert werden. Sowohl für eine Erdbestattung im Sarg als auch für eine Urnenbeisetzung können Angehörige zwischen einem Wahl- oder Reihengrab wählen. Bei einem Reihengrab stehen verschiedene Formen zur Wahl: Neben individuell bepflanzten Gräbern gibt es Rasenreihengräber mit flachen, im Rasen liegenden Grabplatten oder anonyme Erd- und Urnenreihengräber. Für Urnengräber bietet die Stadt zudem weitere Möglichkeiten wie Urnenwände, Baumgrabstätten oder Gemeinschaftsgrabstätten an.

Beisetzungen in Urnen lägen im Trend und machten auch in Maintal über 80 Prozent der Bestattungen aus. Eine Folge dieser Entwicklung seien frei werdende Flächen auf Friedhöfen. Daher, berichteten Bilz und Hahn, denke derzeit niemand über Friedhofserweiterungen nach. Vielmehr gehe es um die Gestaltung der Friedhöfe und um neue Konzepte in der Friedhofsplanung.

Nicht auf jedem der sieben städtischen Friedhöfe fänden sich jedoch alle Wahlmöglichkeiten. Dennoch biete Maintal vielfältige Optionen. Maintaler aus allen vier Stadtteilen, die sich beispielsweise in dem neuen Gemeinschaftsgrab auf dem Dörnigheimer Friedhof begraben lassen möchten, könnten dies tun, sofern dort Platz zur Verfügung steht. Eine Stele mit Edelstahlschienen, auf denen Blätter aus Glas mit dem Namen der Verstorbenen befestigt werden, soll dort als Anlage für zwölf Urnen entstehen. „Die Angehörigen kümmern sich bei diesem Modell nicht um die Pflege. Etabliert sich diese Form, dann wollen wir sie auch auf anderen Friedhöfen anbieten“, sagte Nicole Bilz.

Es sei ein bewährtes Maintaler Prinzip, nicht sofort alles überall umzusetzen, sondern mit einem Pilotprojekt auf einem Friedhof zu starten und es bei Erfolg auf die anderen Stadtteile zu übertragen.

Eine neue Möglichkeit einer „gärtnerbetreuten Grabanlage“ ist für den Bischofsheimer Friedhof in Planung. Hierfür werde gerade ein Entwurf erarbeitet, verwies Bilz auf den aktuellen Stand.

Laut Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses im Dezember 2022 soll der Magistrat die Planungen für die Errichtung eines sogenannten „Memoriam Gartens“ in Maintal vorantreiben. Memoriam Gärten sind gärtnerisch ansprechend gestaltete Flächen auf Friedhöfen, die Platz für Urnen- und Erdbestattungen bieten.

Ohne die Möglichkeit der Erdbestattung handelt es sich um eine gärtnerbetreute Grabanlage. Das Konzept ist allerdings ähnlich: Es handelt sich dabei um einen Ort auf dem Friedhof, der in seiner Gestaltung an einen Garten erinnert. Die Pflege der Grabanlage übernimmt eine Gärtnerei für die Angehörigen. Die Stadt trifft hierzu eine Vereinbarung mit der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Hessen-Thüringen. Angehörige schließen mit der Stadt und mit der Treuhandstelle jeweils entsprechende Verträge.
 upo