Bäume sterben immer schneller ab / Viele müssen nun gefällt werden Rasanter Niedergang im Wald

Forstamtsleiter Lutz Hofheinz ist besorgt über den schlechten Zustand des Waldes zwischen Wolfgang, Rodenbach und Maintal. Bild: Holger Hackendahl

Hanau – Auch wenn es in den vergangenen Wochen fast durchweg geregnet hat – dem von langer Trockenheit und Dürresommern geschundenen Wald hilft das wenig. Besonders die alten Buchen sind betroffen. „Trotz des Regens kommt es nicht zu einer Revitalisierung der stark von Trockenheit geschädigten Bäume“, sagt Lutz Hofheinz, Leiter des Staatlichen Forstamts Hanau-Wolfgang.

Im Wald ist es bereits fünf nach zwölf. Vor allem die 80 bis 150 Jahre alten Buchen im Forst zwischen Wolfgang und Rodenbach sind durch die seit 2018 währenden sommerlichen Trockenperioden geschädigt. Was den Bäumen fehlt, ist regelmäßiger Niederschlag, die Feuchtigkeit im Boden. Die aber sei trotz des jetzigen vielen Regens noch nicht in tieferen Schichten angekommen, erklärt der Forstmann. Folge der langen Trockenphasen ist zudem, dass größere Äste, die über die Waldwege hängen, abzubrechen und auf Radfahrer, Jogger und Fußgänger zu fallen drohen. „Wir haben hier im Wald kaum noch gesunde Bäume. Vor allem die Buchen, aber auch andere Baumarten sterben, anfangend von der Spitze herunter, ab“, zeigt Lutz Hofheinz bei einem Waldrundgang im Forst auf die Baumkronen. „Durch die fehlenden Niederschläge in den letzten fünf trockenen Sommern sind viele Feinwurzeln abgestorben“, erklärt er. Die großen Bäume könnten den Saftstrom von den Wurzeln hoch in die Spitze kaum noch halten. „Und wenn ein Baum seine Rinde abwirft, dann war’s das“, sagt Hofheinz.

Er und seine Förster setzen auf natürliche Waldverjüngung. „Wir versuchen, den überwiegend aus Buchen bestehenden Bestand mit im Mischwald vorkommenden resistenteren Baumarten wie Kiefer, Eiche, Ahornarten, Wildkirsche und Flatterulme anzureichern.“

Der Niedergang vor allem bei den Buchen war zuletzt rasant. „Im Mai waren die Buchen noch grün“, weiß Sebastian Brandenburg, Bereichsleiter Produktion im Forstamt Wolfgang. „Wir sind alle verwundert, wie schnell das Absterben durch den von April bis Mitte Juli andauernden Trockenstress vor sich ging“, sagt Lutz Hofheinz. Er kündigt an, dass Hessen-Forst ab Ende August/Anfang September damit beginnen werde, stark geschädigte und abgestorbene Bäume auf einer Breite von 25 bis 30 Meter rechts und links der Hauptwege zu entfernen. „Wir machen das, um das Risiko für die Menschen zu senken, die im Wald Erholung suchen. Denn diese Bäume könnten auf die Wege fallen. Einige vertrocknete Äste hängen bereits bedrohlich herunter“, sagt der Forstamtsleiter und verweist darauf, dass sich die Waldschäden auch in anderen Bereichen des Hanauer Stadtwaldes etwa bei Maintal oder auch in der Wetterau so darstellen. Förster und Waldbesitzer treffe das Fällen der alten Bäume auch emotional sehr, sagt Hofheinz. Aber es gebe allein aus Sicherheitsgründen keine Alternative. „Und wir müssen die toten Bäume auch aus dem Bestand herauszunehmen, sonst würden sich Schadinsekten wie Eichenprachtkäfer beim Laubholz und Borkenkäferarten bei Nadelbäumen noch rasanter verbreiten.“ Seine Sorge: „Die Bäume sterben wegen des Klimawandels derzeit schneller ab, als sie nachwachsen können.“ Vielen sei das Problem der absterbenden Bäume noch immer nicht bewusst, da sie beim Spazierengehen, Joggen oder Radfahren im Wald nicht nach oben, sprich in die Baumkronen schauen.

Von Holger Hackendahl