Auflösung aus Mangel an aktiven Mitstreitern / Bürokratische Hürden Tauschring spendet an Essensbank

Ein letztes gutes Werk unter Ehrenamtlichen: Die Mitglieder des Tauschrings übergaben ihr Bankguthaben in Höhe von knapp 4000 Euro an Pfarrer Markus Heider und das Team der Essensbank der Evangelischen Brückengemeinde Heldenbergen. Bild: pm

Nidderau – Mehr als zwei Jahrzehnte hat er bestanden, der Nidderauer Tauschring. Jetzt haben die letzten noch Aktiven beschlossen, die Arbeit zu beenden. „Trotz vieler Anläufe ist es uns nicht gelungen, genügend neue und aktive Menschen für die Mitarbeit zu begeistern“, so das Resümee von Petra Ensberg, die fast 25 Jahre viel Zeit und Herzblut in die Gruppe investiert hat.

Dabei hat der Tauschring viele gute Jahre erlebt, wie die Organisatoren in ihrem Rückblick mitteilen. Denn das Konzept im Sinne einer „Nachbarschaftshilfe“ war so simpel wie erfolgreich: Menschen in und um Nidderau halfen sich gegenseitig im Alltag, sei es bei kleinen handwerklichen Arbeiten, beim Blumengießen und Haus-Sitting während der Urlaubsreise, bei Einkäufen, Pflege des Gartens oder Problemen am Computer. Die Liste der angebotenen Dienstleistungen war lang. Verrechnet wurde die Hilfe untereinander durch Zeitguthaben.

„So ganz nebenbei war der Tauschring auch eine gute Gelegenheit, um mit anderen Nidderauer Bürgern in Kontakt zu kommen“, berichtet Petra Ensberg. Denn neben den eigentlichen Tauschaktivitäten gab es regelmäßige Treffen und ab und zu auch gemeinsame Ausflüge.

Außerdem hat der Tauschring über viele Jahre Flohmärkte in der Willi-Salzmann-Halle veranstaltet, die sehr gut angenommen wurden. „Die Kuchentheke beim Flohmarkt zu organisieren, das war genau mein Ding“, sagt Ulla Echterbruch, und ein bisschen stolz ist sie schon darauf, dass dabei stets ordentlich Geld in die Kasse kam. Geld, das stets komplett für gemeinnützige Zwecke gespendet wurde – zunächst für das Frauenhaus in Hanau, später dann für die Essensbank der Evangelischen Brückengemeinde in Heldenbergen. „Natürlich wäre alles das ohne die vielen helfenden Hände der ganzen Gruppe nicht möglich gewesen“, betonen die ehrenamtlichen Helfer. „Immer mehr Menschen leben allein und nicht wenige fühlen sich einsam. Sich gegenseitig in einem Tauschring zu helfen, ist also eigentlich eine gute Idee“, finden die Organisatoren nach wie vor. „Leider sind es auch die immer größeren bürokratischen Hürden, die die Arbeit extrem erschweren. Komplizierte Datenschutzregeln und die rechtlich schwierige Absicherung von Haftungsrisiken bei der gegenseitigen Hilfe sind für kleine Gruppen ohne professionelle Unterstützung nicht zu stemmen. Für den Nidder-auer Tauschring führten sie schließlich zum endgültigen Aus.“

Ein gutes Werk konnte aber auch zuletzt erbracht werden: Das noch verbliebene Bankguthaben, das sich über die Jahre angesammelt hat – stattliche 3952 Euro – wurde komplett an die Essensbank gespendet. Die persönliche Übergabe an Pfarrer Markus Heider und das Team der Essensbank hat kürzlich stattgefunden. jow