Erlensee macht die Welt ein bisschen besser Zehn Jahre Fairtrade-Town

Alle Mitglieder der Steuerungsgruppe, Bürgermeister Stefan Erb (Vierter von links) und der Ehrenbeauftragte Manfred Holz (Fünfter von rechts) mit der Urkunde zum zehnten Geburtstag der Fairtrade-Town. Bild: thomas seifert

Erlensee – Zehn Jahre ist es her, als Erlensee als zweite Stadt im Main-Kinzig-Kreis, als 21. in Hessen und als 211. in Deutschland das Fairtrade-Siegel verliehen bekam. Die Kommune spielt „in der Fairtrade-Championsleague mit vielen europäischen Haupt- und Großstädten mit“, stellte Ehrenbotschafter Manfred Holz bei der Geburtstagsfeier im Bürgerhaus „Zum Neuen Löwen“ fest. Seit zehn Jahren ist eine Steuerungsgruppe mit Sprecherin Renate Tonecker-Bös in wechselnder Zusammensetzung mit Unterstützung der Verwaltung und mit inzwischen vielen Kooperationspartnern aus allen Bereichen der Stadt aktiv, um die Idee des fairen Handels mit Produkten bekannt und populär zu machen.

Begonnen hatte die Geschichte mit einem einstimmigen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, sich um das Fairtrade-Siegel zu bewerben. Eine Steuerungsgruppe, in der heute noch einige wenige Aktive der ersten Stunde sind, wurde gegründet. „Immer wieder kamen neue Mitglieder hinzu“, erinnerte Renate Tonecker-Bös. „Wir wollten und wollen die Welt immer noch ein bisschen besser machen, Menschen in benachteiligten Ländern und Regionen helfen, ihre ökonomischen und ökologischen Grundlagen zu verbessern und damit auch Fluchtursachen mindern“, so die Sprecherin.

Durch Aktivitäten und Aufklärung vor Ort, aber auch die Förderung des Verkaufs von fair gehandelten Produkten soll das Ziel, „faire Lebensbedingungen für alle Menschen“ nicht aus den Augen verloren werden.

„Inzwischen haben sich viele Akteure der Stadtgesellschaft als Kooperationspartner diesem Ziel angeschlossen, eine Voraussetzung, um alle zwei Jahre die Erneuerung der Zertifizierung zu erhalten“, so Tonecker-Bös. „Ich freue mich, dass so viele Repräsentanten von Unterstützern und Partnern – auch aus der Nachbargemeinde Rodenbach – heute mit uns feiern“. Ein Wermutstropfen sei allerdings die Tatsache, dass es in Erlensee keinen Eine-Welt-Laden gebe und ein Einzelhändler sein Warenangebot mit fair gehandelten Produkten auf nur noch wenige Artikel reduziert habe.

„Es war damals schon ein denkwürdiger Tag und ist es auch heute, wo so viele Unterstützer den Weg zur Geburtstagsfeier gefunden haben“, freute sich Bürgermeister Stefan Erb. Die Arbeit bis hierhin sei kein Selbstläufer gewesen, sondern habe vieler kleiner Schritte bedurft. Mit guten Argumenten seien Kooperationspartner vom Mitmachen überzeugt worden und von den Ehrenamtlichen seien in den zehn Jahren weit über 100 Veranstaltungen und Aktionen geplant und durchgeführt worden.

„Auch wenn es sicher Spaß gemacht hat, war auch viel und beständige Arbeit notwendig, um heute auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken zu können“, betonte der Rathauschef.

Fairtrade bedeute nicht nur ökonomische Gerechtigkeit, sondern auch die Anerkennung der Würde der Menschen gerade in benachteiligten Regionen, bedeute Verbesserung der dortigen Umweltstandards, bedeute einen fortwährenden Prozess für eine gerechtere Welt, so Stefan Erb. Und Fairtrade bedeute auch, beim Einkauf niemandem zu schaden, sondern die erbrachte Leistung der Erzeuger angemessen zu entlohnen. Erb verlas nicht nur die Namen von ehemaligen und aktuellen Mitgliedern der Steuerungsgruppe, sondern zählte auch kurz noch einige der Aktivitäten und Aktionen auf, die in den zehn Jahren umgesetzt worden sind. Dazu gehörten Vorträge, Infoveranstaltungen, Fotoausstellungen, Torwandschießen mit fair hergestellten Fußbällen, Themenblock Schokolade in der Georg-Büchner-Schule, Malwettbewerbe, Secondhandmarkt mit Upcycling-Produkten, Quizrad bei den Offenen Gärten, Infos über faire Kleidung, Frauenfrühstück und Kita-Brunch mit fair gehandelten Produkten und vieles mehr.

Er sei schon vor zehn Jahren der festen Überzeugung gewesen, dass mit Erlensee eine „sehr aktive Gemeinde“ den Fairtrade-Gedanken unterstützt, stellte Manfred Holz von Fairtrade Deutschland fest. Er war es, der die erste Zertifizierungsurkunde mitgebracht hatte und konnte nun auch die Urkunde zum zehnten Geburtstag an die Mitglieder der Steuerungsgruppe überreichen. „Die Anforderungen sind hoch, aber die Kriterien sind zu schaffen, wenn man – wie hier – mit geballtem Engagement, enormen Kräften und viel Kreativität darangeht, den Bürgern den Fairtrade-Gedanken offensiv nahe zu bringen“, lobte Holz.

Neben unterhaltsamer Musik war ein Stand mit fair gehandelten Produkten aufgebaut, eine Fotostellwand ließ Erinnerungen aufleben, und bei Kaffee und Kuchen wurden viele Gespräche geführt, neue Bekanntschaften gemacht und bestehende Kontakte intensiviert.  
 tse