SPD-Vorsitzender Ahmed Idrees versichert nun jedoch auch auf Nachfrage, dass die Kommunalpolitik derzeit lediglich darüber nachdenke, wie sich die Situation in der Bahnhofstraße ändern lasse, sodass der Verkehrsraum von allen Teilnehmern gleichberechtigt genutzt werden könne. Man wolle jedoch noch nicht direkt in die Umsetzung gehen. Besonders beunruhigt hatte die Gewerbetreibenden, dass zugunsten etwa einer Fahrradstraße Parkplätze weggenommen werden könnten. „Das wäre der Tod des Einzelhandels“, sagt etwa Margit Knecht, die den Hofladen ihrer Familie in der Bahnhofstraße führt. Denn es sei nicht so, dass jeder mit einem Rad in die Altstadt zum Einkaufen komme. „Es muss zunächst gewartet werden, bis sich das Fahrrad als Verkehrsmittel stärker durchgesetzt hat“, sagt Knecht. Jutta Schmitt von „Bücher bei Frau Schmitt“ berichtet, dass ihre Kunden es zu schätzen wüssten, am neuen Standort des Buchladens direkt einen Stellplatz vorzufinden. SPD und Händler hatten sich entsprechend darüber ausgetauscht, wie und ob sich weitere Parkflächen im alten Ortskern schaffen ließen. Die Möglichkeiten seien allerdings begrenzt, wie es auf Nachfrage einmütig heißt. „Wir haben etwa über die Möglichkeit gesprochen, den Parkplatz am Kindäcker Weg aufzustocken“, sagt Idrees. Außerdem hätten die Einzelhändler vorgeschlagen, das Parken auf allen Flächen in der Altstadt zeitlich zu begrenzen, um so zu verhindern, dass jemand den Platz dauerhaft blockiert.
Grünenpolitiker Heiko Hausmann, dessen Partei sich bereits seit Längerem für Rücksichtnahme auf schwächere Verkehrsteilnehmer in der Altstadt einsetzt, geht mit Blick auf die Bahnhofstraße nicht davon aus, dass das Wegfallen von ein bis zwei Pkw-Stellflächen ins Gewicht fallen würde. Nach Informationen der Hochschule für Verkehr in Hofheim seien es nicht die Autofahrer, sondern Fußgänger und Fahrradfahrer, die das Geld in die Geschäfte bringen. Wobei er nicht in Abrede stellen wolle, dass sich die Situation in Dietzenbach anders darstelle. Doch das müsse man zunächst prüfen.
An sich sei das Etablieren einer Fahrradstraße für seine Partei derzeit jedoch nicht vorrangig. Vielmehr gehe es den Grünen um die Drosselung der Geschwindigkeit und das Einrichten eines Einbahnstraßen-Systems in der Altstadt. So werde etwa auf der Bahnhofstraße verhindert, dass Autofahrer auf den Bürgersteig ausweichen, wenn ihnen ein anderer Pkw entgegen kommt. Ein Problem, das nach den Worten von Sozialdemokrat Idrees auch zwischen den Gewerbetreibenden und der SPD besprochen wurde. So plädiere ein Händler dafür, nicht nur die Bahnhofstraße ab der Sparkasse zur Einbahnstraße zu erklären, sondern diese Verkehrsregelung ebenso in der Schmidtstraße durchzusetzen. „Man muss jedoch schauen, ob das ein Modell für alle ist“, verdeutlicht Idrees weiter.
Arne Brokmeier von „Blumenbinder Brokmeier“ sieht dieser Lösung allerdings mit Sorge entgegen. „Schließlich sind es die Menschen gewohnt, von beiden Seiten in die Bahnhofstraße zu fahren“, sagt der Blumenhändler. Auch hält er es, ebenso wie Andreas Groh von „Schreibwaren Müller“, nicht für notwendig, etwas an der Verkehrsführung vor ihren Geschäften grundsätzlich zu ändern. Schließlich sei es in den vier Jahren, in den er am Standort sei, erst einmal zu einem Unfall gekommen, berichtet Brokmeier. Groh verweist darauf, dass die meisten Autofahrer aufgrund des Bogens in der Straße nicht schnell fahren würden.
Heiko Hausmann hingegen spricht im Bereich zwischen Schäfergasse und dem Platz „Am Stadtbrunnen“ von einem Gefahrenpotenzial. Weshalb sich die Grünen bereits während der vergangenen Legislaturperiode für einen verkehrsberuhigten Bereich eingesetzt hätten. „Wir haben von vielen Eltern die Aussage erhalten, dass sie ihre Kinder dort nicht alleine laufen lassen wollen, da es immer wieder zu heiklen Situationen kommt“, berichtet er. Das könne man nicht einfach so vom Tisch wischen.
Von Anna Scholze