Festival „Theater der Welt“ startet mit „Die Bakchen. Holstein-Milchkühe“ Beeindruckende Eröffnung mit Chiaki Soma

Das Ensemble nach der Premiere von „Die Bakchen. Holstein-Milchkühe“ mit Regisseurin Satoko Ichihara (im blauen Kleid) in der Mitte. Bild: Faure

Frankfurt/Offenbach (jf) – Begeistert und glücklich zeigt sich das Städte-Duo Offenbach und Frankfurt als Gastgeber des 16. Festivals „Theater der Welt“, das vom 29. Juni bis zum 16. Juli stattfindet. 1985 richteten Künstler und Organisationen das zweite Festival in Frankfurt aus, nun findet das „Theater der Welt“ erstmals in zwei Städten statt. Zum ersten Mal wird das Event von einer Nicht-Europäerin kuratiert, die Japanerin Chiaki Soma zeichnet als Programmdirektorin verantwortlich.

Das internationale Festival wurde zunächst im „Hafen 2“ in Offenbach mit Grußworten von Offenbachs Stadtkämmerer Martin Wilhelm, David Dilmaghani, Leiter des Büros der Frankfurter Kulturdezernentin, dem japanischen Generalkonsul Shinichi Asazuma, Yvonne Büdenhölzer, Präsidentin des Internationalen Theaterinstituts – Zentrum Deutschland, und der Programmdirektorin Chiaki Soma eröffnet. „Es fühlt sich an wie ein Traum, im ,Hafen 2’ zu sein. Vom ersten Anruf vor zwei Jahren bis zum Beginn des Festivals war es ein langer Prozess“, sagte die Verantwortliche. Ihr Konzept heißt Inkubationismus, jeder Künstler kann diesen Begriff, der sowohl den Aspekt des Wartens als auch den der Heilung beinhaltet, auf eigene Weise interpretieren. „Haben Sie keine Angst, auch wenn das, was Sie sehen werden, vielleicht fremdartig und unerhört erscheint“, wandte sich Soma ans Publikum. Ihre Worte blieben im Gedächtnis, denn die Europapremiere von „Die Bakchen. Holstein-Milchkühe“ von Satoko Ichihara war ebenso spannend wie ungewöhnlich und beeindruckend.

Das einfache Bühnenbild mit einem Tisch und einer Couch, hinter dem Tisch eine Durchreiche zur Küche, gaukelte ein banales Familienidyll vor. Die japanische Hausfrau, brav mit einer Schürze über Hose und T-Shirt bekleidet, plauderte über ihr Leben. Doch dieses Leben war voller Geheimnisse, Exzesse und Abgründe. Aus den Bacchantinnen (Bakchen) des griechischen Dichters Euripides hatte Satoko Ichihara 13 Holstein-Milchkühe gemacht; ein Frauenchor, der stimmgewaltig, fremd und gleichzeitig vertraut Songs interpretierte, verkörperte die Seelen der Milchkühe. Künstlich besamt bringen die Kühe Kälber zur Welt, die nie ihre Muttermilch zu trinken bekommen. Ist das gerecht? Oder ist Leben im Einklang mit der Natur anders möglich? Was ist Leben? Welche Sehnsüchte stecken in uns? Können wir sie ausleben, ohne anderen Wesen Leid zuzufügen?

Die opulent inszenierte und mitunter schockierende Satire mit drei herausragenden Darstellerinnen neben dem fulminanten Chor zog die Zuschauer im Offenbacher Capitol in ihren Bann.

Das Festival bietet an 18 Tagen und zehn Spielorten in Offenbach und Frankfurt 36 internationale Produktionen und Gastspiele – Details zum Festival gibt es online auf theaterderwelt.de.

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